Europawahl wirft Schatten auf EZB-Geldpolitik

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Nachdem die Notenbanken der USA und Japan ihrer bisherigen Linie treu geblieben sind, standen in der Vorwoche die Entscheidungen der Bank of England und der EZB an. In beiden Fällen war nicht mit einer Änderung der Geldpolitik zu rechnen. Insbesondere vor dem Hintergrund der in drei Wochen anstehenden Europawahlen wird man von einem wilden Aktionismus Abstand nehmen, zumal auch kein wirklicher Handlungsbedarf zu sehen ist. „Abwarten und Teetrinken“ wird die Devise der Notenbanker sein.

Obwohl die Inflationsraten unter dem von der EZB angestrebten Niveau verharren, wäre eine Leitzinssenkung, wie von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gefordert, das falsche Zeichen zur falschen Zeit. Denn momentan sind alle europäischen Politiker und Notenbanker daran interessiert, Normalität zu signalisieren, um den Europa-kritischen Kräften nicht in die Karten zu spielen.

Drei Maßnahmenkataloge stehen weiterhin zur Verfügung. Erstens: Konventionelle Maßnahmen wie Zinssenkung und Langfristtender. Diese werden nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Renditen wieder steigen bzw. der Euro fester werden würde. Zweitens: Unkonventionelle Maßnahmen wie bedingte Langfristtender könnten Engpässe bei der Darlehensbeschaffung für Unternehmen beseitigen. Und Drittens: Ein breit aufgestelltes Wertpapier-Ankaufprogramm könnte zu einer besseren Kapitalausstattung der Banken beitragen. Alle diese Maßnahmen sind grundsätzlich denkbar, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt.

Diese Vielzahl der konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen machen den Job eines EZB-Präsidenten nicht einfacher. Früher wurden Beschlüsse gefasst und im Anschluss kurz und bündig kommentiert. Heute, im Zeitalter der Globalisierung, ist es allerdings extrem wichtig, allen Marktteilnehmern die Hoffnung zu geben, richtig positioniert zu sein und sie nicht zu verschrecken. Psychologische Fähigkeiten für Notenbanker in leitender Funktion sind inzwischen zwingend erforderlich. Denn ein falsches Wort kann Kapitalmärkte zum Beben bringen und alle Börsianer und Investoren zu „einem Volk von Dichtern und Deutern“ werden lassen.

Apple überschwemmt den Primärmarkt mit iBonds
Mit einem ganzen Bündel an neuen USD-Bonds im Volumen von insgesamt 12 Mrd. USD hat der US-Kommunikationskonzern Apple den Kapitalmarkt überschwemmt. Mit dem Geld der Anleiheinvestoren will das Unternehmen die höhere Quartalsdividende sowie den Rückkauf eigener Aktien über 90 Mrd. USD teilweise mitfinanzieren. Zu dem Bond-Paket zählen neben zwei Floatern (2017 & 2019) die folgenden Titel, deren Zinszahlung halbjährlich erfolgt:

power_of_us_all_heroEin bis Mai 2017 laufender Bond (A1ZHTW) mit einem Kupon von 1,05% weist ein Volumen von 1,5 Mrd. USD auf. Sein Emissionspreis von 99,947% entsprach einem Aufschlag von +18 bp über T-Bonds. Eine bis Mai 2019 laufende Anleihe (A1ZHWF) über 1 Mrd. USD ist mit einem Kupon von 2,10% ausgestattet. Der Emissionspreis wurde bei 99,962% bzw. +37,5 bp über T-Bonds fixiert. Ein 3 Mrd. USD schwerer Titel (A1ZHWG) mit Fälligkeit Mai 2021 weist einen Kupon über 2,85% auf. Hier lag der Emissionspreis bei 99,754% oder + 60 bp über T-Bonds. Eine 2,5 Mrd. USD schwere Apple-Anleihe (A1ZHU5), die bis Mai 2024 läuft, ist mit einem Kupon von 3,45% ausgestattet. Die Anleihe wurde +77 bp über T-Bonds gepreist, was einen Emissionspreis von 99,916% ergab. Hinzu kam noch ein dreißigjähriger Langläufer (A1ZHWH) mit einem Volumen von 1 Mrd. USD, der erst im Mai 2044 fällig wird und einen Kupon von 4,45% aufweist. Der Emissionspreis wurde bei 99,459% bzw. +100 bp über T-Bonds festgestellt.

Neben Apple emittierte noch Philip Morris eine 500 Mio. EUR große Anleihe mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Der Kupon beträgt 2,875%. Gepreist wurde die Anleihe bei +78 bp über Mid-Swap, was einem Emissionspreis von 99,316% gleich kam.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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