Neuemission NZWL 2025/30: „Die Karten liegen auf dem Tisch“

Auch dieses Jahr wieder bittet die NZWL zum Umtausch in eine Folgeanleihe – natürlich auch offen für neue Interessierte. BondGuide im Gespräch mit Dr. Hubertus Bartsch.

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, turnusmäßig sprechen wir ja jährlich miteinander, zuletzt also vor einem Jahr anlässlich der damaligen Umtausch- und Folgeanleihe. Erinnern Sie sich noch an die Kernaussage, die BondGuide dann auch als Headline gewählt hat?
Bartsch: War das ‚In China hat die NZWL noch viel vor‘?

BondGuide: Sehr richtig, das war „In China hat die NZWL noch viel vor“. China dominiert inzwischen die e-Mobilität, sogar Werbung für diverse, teilweise noch völlig unbekannte chinesische Automarken laufen rauf und runter im deutschen TV. Ist das die neue Realität?
Bartsch: Aktuell ist sie das. Europäische Automobilhersteller versuchen, dazu eine passende Gegenstrategie zu finden. Nicht zielführend scheint, bestehende Modelle zu nehmen und Kunden verschiedene Antriebe zur Auswahl zu stellen. Der chinesische Markt zeigt eher, dass Kunden frische, exklusive Modelle für die Elektromobilität erwarten. Was hierzulande natürlich nicht möglich ist: wie China einfach festzulegen, dass nur noch eine bestimmte Anzahl an Verbrennern pro Jahr zugelassen wird, um den eigenen Markt zu fördern.

„Der chinesische Markt zeigt eher, dass Kunden frische, exklusive Modelle für die Elektromobilität erwarten.“

Überall grüne Kennzeichen in China: grün = Elektro

Überall grüne Kennzeichen in China: grün = Elektro

BondGuide: Das scheint nur eine Seite der gegenwärtigen Probleme, die andere ist auch, aber nicht nur geopolitischer Natur.
Bartsch: Und die lässt Kunden oder Interessierte zunächst abwartender vorgehen – ein inzwischen fast weltweites Phänomen, wenn man sich auch die Zollthematiken in Erinnerung ruft. Unsicherheit ist nirgends gut. Ein Auto ist immer noch eine Großanschaffung. China macht derzeit nach, wie es Japan mit vielen Marken in die Spitze der Automobilmarken geschafft hat, trotz seinerzeit fast unaussprechlicher Zungenbrecher: einfach viele Modelle auffahren, die aber sofort verfügbar sind – und zwar zu günstigen Preisen.

BondGuide: Sind wir hierzulande und in der EU nur irrläufig aufgrund von Besitzstandswahrungsdenken der traditionellen Automobilbauer und ihrer unzähligen Lobbyisten oder was ist das Problem?
Bartsch: Wir sehen hier zwischen China und Europa einen Unterschied in der Interpretation, was Kunden wichtig ist. Unsere traditionellen Automarken haben versucht, bestehende Modelle auch ‚irgendwie‘ mit Elektro auszurüsten und anzubieten, teilweise als Kompromiss mit Hybrid, Plug-in-Hybrid oder Batterie mit überschaubarer Reichweite. Das Resultat sehen wir ja. In China gibt es ein halbes Dutzend Automarken, die allein in den vergangenen fünf bis zehn Jahren entstanden sind und die sich rein auf Elektroautos konzentriert haben. Das sind die, deren Werbung Sie jetzt auch im deutschen Fernsehen wahrnehmen. Für uns als Zulieferer ist diese Verbreiterung der Anbieterbasis natürlich grundsätzlich zu begrüßen – auch wenn europäische Anbieter erst einmal das Nachsehen haben. Aber schauen Sie sich auch den Erfolg des SEAT-Spin-offs Cupra an: fast alle Modelle rein elektrisch, auf Wunsch auch ‚nur‘ hybrid. Deren Werbung müssten Sie derzeit auch im TV sehen.

Historie der NZWL

Historie der NZWL

„Ein Auto ist immer noch eine Großanschaffung. China macht derzeit nach, wie es Japan mit vielen Marken in die Spitze der Automobilmarken geschafft hat.“

BondGuide: Ihr Großauftraggeber in Europa war bisher Volkswagen. Einst weltweit der Klassenprimus, mal vor, mal hinter Toyota. Hat es sich VW an der Spitzenposition zu bequem gemacht?
Bartsch: Nein, das glaube ich nicht. Die Herausforderungen sind groß, aber aus einer solchen Position heraus kann man auch jederzeitig noch Lösungen entwickeln, die mittelfristig zum Tragen kommen. VW ist weiterhin mit führend bei vielen Assistenz- und Konnektivitätssystemen. Daraus müssten sie einen Kassenschlager entwickeln, der eine ganze Automobilklasse prägt, wie vor 50 Jahren der Golf. Dann wäre die Welt in Wolfsburg auf einen Schlag wieder in Ordnung.

BondGuide: Ich stelle aber mal die Systemfrage: Dauert es nicht zu lange, jetzt erstmal wieder zu diskutieren, während chinesische Hersteller ein e-Modell nach dem anderen aufbieten?
Bartsch: Porsche beispielsweise hat es ja mit einem ganz eigenen Elektroauto versucht – und die NZWL war einer der wichtigen Zulieferer. Das Modell war anfangs auch recht erfolgreich, aber die Nachfrage war vor allem auf viele Leasing-Modelle zurückzuführen. Bei Rückgabe nach zwei, drei Jahren stellt sich schon die Frage nach der Aktualität der Batterie, noch dazu bei einem solch teuren Auto. Inzwischen haben wir schon wieder eine neue Generation an Batterietechnik. An der Reichweite oder heutigen Schnelllademöglichkeiten liegt es jedenfalls nicht. Als ernsthafte Alternative zu reiner Elektromobilität sehe ich die Hybridmodelle unserer bekannten Automarken in Europa. Die sind erstens direkt verfügbar und zweitens haben sie eine Reichweite von ca. 600 km. Für viele ist diese enorme Reichweite mit einer Tankfüllung immer noch das entscheidende Kriterium für oder gegen einen Kauf.

China: Welches Modell, welche Marke ist das doch gleich rechts im Bild (?)

China: Welches Modell, welche Marke ist das doch gleich rechts im Bild (?)

„Als ernsthafte Alternative zu reiner Elektromobilität sehe ich die Hybridmodelle unserer bekannten Automarken in Europa.“

BondGuide: Ende letzten Jahres haben Sie doch nicht ganz 2024 wettgemacht. Was überwog: positiv oder ‚leider noch nicht ganz gut genug‘?
Bartsch: Wir haben uns richtigerweise nicht auf nur eine einzige Marke festgelegt. VW war und ist unser größter Auftraggeber, aber wir sprechen da über einen Konzern mit einem Dutzend Marken unter seinem Dach, von A wie Audi bis S wie Skoda. Plus Nutzfahrzeuge natürlich. Skoda beispielsweise läuft aktuell sehr beachtlich, mit einem Modell- und Variantenangebot, das viele Kunden anspricht.

BondGuide: Der Kupon liegt wieder bei fast 10% p.a. Kommt die NZWL trotz bisher tadellosen Track Records nicht von diesen hohen einstelligen Werten herunter?
Bartsch: Der jährliche Festzins in Höhe von 9,875 % ist aus unserer Sicht für Anleger sehr attraktiv. Dieser Aspekt ist uns genauso wichtig wie die Tatsache, dass wir auch mit diesen Konditionen unseren Kapitaldienst wie gewohnt vollumfänglich und pünktlich leisten werden. Mit Blick auf die Automobilbranche ist festzustellen, dass die Lage grundsätzlich angespannt bleibt – die Nachrichten kennen Sie selbst. Banken halten sich daher weiterhin zurück. Umso mehr profitieren wir in diesem Umfeld von unserer langjährigen, hohen Diversifikation nach Kunden, Regionen und Antriebsarten sowie von unserem tadellosen Track Record. Der Kapitalmarkt bleibt für die NZWL weiter ein geschätztes Mittel der Finanzierung und Refinanzierung.

„Der Kapitalmarkt bleibt für die NZWL weiter ein geschätztes Mittel der Finanzierung und Refinanzierung.“

BondGuide: Nun versucht unsere Politik ja auch bereits, vom Verbrenner-Verbot etwas zurückzurudern – offenbar, da man sich in Berlin die gleichen Sorgen macht.
Bartsch: Das angekündigte Verbrenner-Aus war mit Sicherheit gut gedacht und gut gemeint. Das glaube ich wirklich. Aber der Teufel steckt im Detail. Man kann auch nicht jeden externen Störfaktor und jede Wettbewerbsveränderung zehn Jahre im Vorfeld abschätzen. Inzwischen liegen die Karten auf dem Tisch. Ich glaube mittlerweile auch, dass die Politik in Berlin und Brüssel die Deadline nicht aufrechterhalten wird – die Folgen wären für Europa nicht abzuschätzen. Am ehesten sehe ich einen Kompromiss, denn es hilft ja nichts, wenn nur Europa ein Verbrenner-Verbot ab 2035 hat, aber es dann an Automobilfirmen mangelt.

Dr. Hubertus Bartsch, CEO NZWL

Dr. Hubertus Bartsch, CEO NZWL

BondGuide: Dann verrate ich Ihnen zum Abschluss noch, dass ich mit gutem Beispiel vorangehe und mir einen vollelektrischen Kleinwagen der Economy-Klasse im Leasing bestellt habe – ist aber leider nicht einer der NZWL-Auftraggeber, deren Namen schon fielen. Hybrid hätte ich sehr gern genommen, sollte aber doppelt so teuer sein.
Bartsch: Trotzdem gratuliere ich Ihnen. Die NZWL geht genau wie Sie mit dem Trend. Dementsprechend hat sich im ersten Halbjahr 2025 unser Umsatzanteil im Bereich Hybrid und Elektro auf 18% verdoppelt. Viele Hersteller liegen zwar derzeit hinter ihren Modell- und damit Absatzplänen. Aber die Breite in der Produktpalette nimmt allmählich zu. Und das ist eine gute Perspektive für uns.

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, es hat einmal mehr großen Spaß gemacht, mit Ihnen über Autos zu sprechen – und natürlich Ihren Auftritt am Kapitalmarkt.

Interview: Falko Bozicevic

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