Aussichten für Frankreich und Italien besorgniserregend

Luca Ferramosca, Portfoliomanager bei Aegon Asset Management, warnt in seinem Marktkommentar vor den anhaltenden finanziellen und politischen Herausforderungen in Frankreich und Italien.

Diese Länder stehen vor fiskalischen Problemen, die ihre Haushaltsdefizite betreffen. Sowohl Frankreich als auch Italien müssen bis zum 20. September mehrjährige Pläne zur Haushaltskonsolidierung vorlegen, um den EU-Vorgaben zur Defizitreduzierung zu entsprechen. Die Europäische Kommission verlangt eine jährliche Haushaltsstraffung von mindestens 0,5% des BIP, bis das Defizit unter 3% des BIP fällt. Diese Anpassungen sind Voraussetzung, um den Transmissionsschutzmechanismus in Anspruch zu nehmen.

In Frankreich erschwert die politische Lage den Prozess. Präsident Emmanuel Macron hat Michel Barnier als Premierminister nominiert, doch es droht ein Misstrauensvotum. Das französische Haushaltsdefizit könnte 2024 von den ursprünglich geplanten 5,1 auf 5,6% steigen. Die Regierung plant Einsparungen von 16 Mrd. EUR, um den Haushalt zu konsolidieren. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese Pläne angesichts der politischen Instabilität und der bevorstehenden Vertrauensabstimmung umsetzbar sind.

Bestände Staatspapiere Frankreich

Abbildung : Entwicklung der Bestände an französischen Staatspapieren nach verschiedenen Anlegertypen, in % des Gesamtbestands. Quelle: IWF, Aegon Asset Management.

Auf den französischen Anleihemärkten wächst die Risikoaversion gegenüber französischen Staatsanleihen (OATs), was durch eine hohe Emissionstätigkeit verstärkt wird. Allein im September 2024 wird ein Nettoabsatz von 25,3 Mrd. EUR erwartet, bei einem Gesamtvolumen von 326 Mrd. EUR für das Jahr. Die Schuldentragfähigkeit Frankreichs und die Fähigkeit inländischer Investoren, das zusätzliche Angebot zu absorbieren, stehen zunehmend in Frage. Vor allem ausländische Investoren haben 2023 Rekordvolumina französischer Staatsanleihen gekauft, während die inländische Nachfrage nachgelassen hat. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Konkurrenz durch US-Staatsanleihen dar, die für japanische Investoren aufgrund niedrigerer Währungsabsicherungskosten attraktiver sind.

Italien steht vor ähnlichen Schwierigkeiten. Die Regierung von Giorgia Meloni muss bis Ende September einen Plan zur Haushaltskonsolidierung vorlegen und gleichzeitig das nationale Finanzprogramm (NADEF) aktualisieren. Das Land kämpft mit den Folgen der Abschaffung der ‚Superbonus‘-Steuergutschrift für den Wohnungsbau, die das Schuldenniveau stark belastet hat. Der italienische Bausektor profitierte von dieser Maßnahme, ist aber nun von einer möglichen Wachstumsabschwächung betroffen.

Italienische Staatsanleihen (BTPs) stehen vor zusätzlichen Herausforderungen, da die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Programm zur quantitativen Straffung (QT) fortsetzt. Dies könnte die Kreditaufnahme Italiens erschweren, insbesondere wenn die Unterstützung durch den Privatsektor abnimmt. Die Unsicherheit über die finanzielle Lage in beiden Ländern könnte die Anleihenmärkte weiter belasten, und die makroökonomische Entwicklung, insbesondere in den USA, könnte zusätzlichen Druck auf die Spreads europäischer Staatsanleihen ausüben.

Luca Ferramosca, Portfoliomanager bei Aegon Asset Management

Insgesamt sieht Ferramosca die Aussichten für Frankreich und Italien als besorgniserregend an. Er betont, dass eine flexible Vermögensallokation für Anleger in diesem volatilen Umfeld von entscheidender Bedeutung sei.

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