Stunk auf Bremen

Das Deklassement des SV Werder Bremen in die nur zweithöchste Liga scheint noch nicht verdaut: Aufsichtsratsmitglied Thomas Krohne schmiss jetzt hin.

Der 59-Jährige Krohne reagiere mit diesem Schritt auf das Verhalten seines Aufsichtsrats-Kollegen Marco Bode, seines Zeichens der Vorsitzende des Gremiums. Der hatte am Sonntag eine Trennung von Sportchef Frank Baumann ausgeschlossen, nachdem einige Fans während des Spiels gegen den SC Paderborn lautstark den Rauswurf des Geschäftsführers gefordert hatten.

Thomas Krohne sehe in Bodes Handeln einen Alleingang und einen Vertrauensbruch, so die stets gut informierte Bremer DeichStube.

„Es ist für mich als noch amtierendes Aufsichtsratsmitglied […] nicht akzeptabel und nachvollziehbar, wenn der Vorsitzende unseres Gremiums öffentlich gegenüber der Presse weitere Schritte gegen den Sportchef ausschließt, ohne dass dies zuvor mit allen Mitgliedern des Gremiums bezogen auf den aktuellen Anlass diskutiert worden ist“, moniert Krohne in einer Mail an die Redaktion der DeichStube.

„Das Vertrauen in ein transparentes und demokratisches Miteinander, das unabdingbare Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit im Aufsichtsrat wäre, gerade angesichts der aktuellen Situation von Werder Bremen, ist bei mir nicht mehr gegeben“, erläutert Krohne weiter.

Der Graben müsse tief sein, analysiert die DeichStube – immerhin wäre Krohne in wenigen Wochen ohnehin ausgeschieden, wie auch drei seiner AR-Kollegen. Ein sofortiger Exit ist bekanntlich weder bei börsennotierten noch privaten Unternehmen ein gutes Zeichen nach außen.

Krohne, der dem Gremium seit 2016 angehörte, bescheinigt dem SVW eine beharrliche Weiter-so-Mentalität ohne erkennbare Veränderungsbereitschaft. Dass die komplette Geschäftsführung unverändert in die neue Liga-Saison ging, scheint ihm ein Dorn im Auge. Die Nibelungentreue von Aufsichtsrat-Chef Bode zu Sportchef Baumann, nicht abgestimmt und nicht im Gremium besprochen, habe für ihn das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht.

Der Besagte wiederum, Bode, zeigte sich ‚überrascht‘, so die DeichStube. Krohnes Schritt sei ‚bedauerlich‘. Seine Aussage bereue er zwar nicht, bestätigte aber, dass sie nicht abgestimmt gewesen sei. Vermieden werden sollte nach seiner Interpretation eine wesentliche Personalentscheidung so kurz vor Ende der Transferperiode wie auch der Wahlen zum Aufsichtsrat.

Trainer Markus Anfang @ gumzmedia / Andreas Gumz.

Ersatzweise stößt bis zu den Neuwahlen Philipp Mertens ins Gremium. Der Präsident des Bremer Leichtathletik-Verbandes wurde bereits 2016 zum ersten Ersatzkandidaten gewählt und rückt daher nunmehr nach. Am 5. September finden dann die Neuwahlen statt – mit vier bzw. ggf. fünf neu zu besetzenden Köpfen.

Der ausstehenden Anleihe der Bremer, emittiert im Mai, fügte das Personalkarrussel bis dato keinen Schaden zu: Sie notiert genau wie die neue Schalke-Anleihe deutlich über pari bei 104,5%.