So wird Ihr Depot nicht zum Risikoendlager! Kommentar von Vermögensverwalter Wolfgang Juds

Finanzen
Quelle: Panthermedia/Harald Richter

Der Fall Prokon hat gerade wieder einmal schmerzhaft gezeigt, wie eine sicher geglaubte Anlage im Verlust enden kann. Auch im Segment der Mittelstandsanleihen gab es im vergangenen Jahr einige herbe Enttäuschungen zu verdauen. Unternehmerische Beteiligungen wie Immobilienfonds oder Schiffsbeteiligungen litten ebenfalls unter der Finanzkrise. Was können Anleger und Berater daraus lernen, damit die Depots keine Risikoendlager werden?

Keine Rendite ohne Risiko!
So einfach dieser Grundsatz zu sein scheint, so schwierig ist es doch, in Zeiten niedriger Zinsen sein Vermögen sinnvoll anzulegen. Niemand möchte sein erspartes Kapital verlieren. Kapitalerhalt hat für die meisten Anleger oberste Priorität. Daher sind die Investoren gut beraten, intensiv zu prüfen, wem Sie Ihr Geld leihen, sei es eine Bank oder ein Unternehmen. Eine Bank prüft auch sehr genau, wem und zu welchen Bedingungen sie ihr Geld leiht. In der Regel verlangt die Bank auch bewertbare und verwertbare Sicherheiten. Diese Möglichkeiten haben die Privatanleger in der Regel kaum. Manche Emittenten lassen sich ungern in die Bücher schauen und zeigen wenig Transparenz. Auf ein Rating kann man sich auch nicht immer verlassen. Hier gab es in der Vergangenheit auch schon böse Überraschungen. Sicherheiten bekommen die Anleger bei den meisten Anbietern ebenfalls nicht. Hinzu kommt das Marktrisiko in Form von niedrigen Charterraten, welches in den vergangen Jahren die Container-Schifffahrt geprägt hat. Bei einer derart tiefen Krise, die sich über mehrere Jahre hingezogen hat, sind viele  Anleger verständlicherweise nicht mehr bereit, neues Geld einzuzahlen, um ihr Schiff zu stützen – egal wie gut oder seriös ihr Anbieter auch sein mag.

Welche Arten von Risiko gibt es?
Das eigentliche Risiko besteht für die Anleger bei Geldforderungen darin, dass sie ihr Kapital nicht oder nur teilweise zurückbekommen. Insbesondere bei Unternehmensanleihen kann dies der Fall sein, wenn der Emittent der Anleihe insolvent geworden ist. Bei Genussrechten, wie sie von Prokon begeben wurden, handelt es sich um eine Mischform aus einer Anleihe und einer unternehmerischen Beteiligung. Die Ausgestaltung von Genussrechten ist gesetzlich nicht klar geregelt. Häufig findet man eine  höhere Verzinsung mit einer Gewinnbeteiligung ähnlicher einer Anleihe. Aufgrund des unternehmerischen Risikos besteht jedoch die Gefahr eines Totalverlustes, da die Genussrechte einen aktienähnlichen Charakter aufweisen und Risikokapital darstellen.

Die andere finanzmathematische Form von Risiko ist das Maß an Schwankungen einer Kapitalanlage. Je höher die Kursschwankungen z. B. von börsengehandelten Aktien ausfallen, umso höher wird das Risiko eingeschätzt. Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Gold unterliegen naturgemäß Schwankungen. Erst im Fall eines Verkaufs erhält der Anleger den Erlös, den ein anderer für den Sachwert zu zahlen bereit ist. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man eine Sachanlage tätigen kann, die keinen Schwankungen unterliegt.

Wie können Anleger mit dem Risiko sinnvoll umgehen?
Die wirksamste Form der Risikosteuerung besteht für den Anleger in einer sinnvollen Mischung des Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen. Der Investor sollte sein Vermögen streuen – auf Aktien, Immobilien, Gold und Anleihen verschiedener Emittenten. Um eine möglichst breite Mischung zu haben, bieten sich Investmentfonds an, denn die Pleite eines Unternehmens wirkt  sich nur sehr gering im Fondspreis aus. Die einzige sinnvolle Alternative besteht darin, sein Kapital einem Schuldner zu geben, der über jeden Zweifel erhaben ist wie die Bundesrepublik Deutschland und in deutsche Staatsanleihen zu investieren, die kaum noch etwas abwerfen. In der Praxis besteht die Herausforderung darin, für den Anleger eine Mischung zu generieren, bei der die verschiedenen Risiken mit einer angemessenen Rendite „bezahlt“ werden, damit es sich lohnt, ein Risiko überhaupt einzugehen.

Bei der anderen Form des Risikos – der Schwankungen oder der Volatilität von Kapitalanlagen – kann die Strategie nur darin bestehen, die Schwankungen für Käufe oder für Verkäufe gezielt zu nutzen. Die Marktschwankungen lassen sich nicht verhindern, aber sie bieten Chancen. Nur bei niedrigen Kursen ergeben sich günstige Einstiegsmöglichkeiten und nur in Hausse-Phasen lassen sich attraktive Verkaufspreise erzielen. Daher  sind die Marktschwankungen etwas Positives, das es auf jeden Fall zu nutzen gibt. „Welche Gelegenheit biete sich heute?“ – das ist die Einstellung, die zum Erfolg führt!

Fazit
Die entscheidenden Aufgaben bei der Kapitalanlage bestehen zum einen darin, eine anlegergerechte Mischung des Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen zu erreichen. Eine Verteilung des Vermögens auf verschiedene Banken in derselben Anlageklasse ist keine Risikostreuung in diesem Sinne. Zum anderen besteht die Aufgabe darin, Schwankungen an den Kapitalmärkten sinnvoll auszunutzen. Verhindern lassen sich die Schwankungen nicht. Sie sind auch nicht vorhersehbar – leider. Aber wenn der DAX bei 2.000 Punkten steht, sind deutsche Aktien billig. Das Risiko von weiteren Kursrückgängen ist in diesen Phasen geringer als wenn der DAX bei 12.000 Punkten steht und alle optimistisch für die Zukunft sind. Die dritte Aufgabe besteht schließlich darin, für die einzelnen Anlageklassen die geeigneten Manager zu finden, die das Vermögen erstklassig managen. Die konsequente Umsetzung dieser Prinzipien sorgt zwar nicht für das schnelle Geld, aber für eine langfristig erfolgreiche Strategie, sein Vermögen zu vermehren.

Wolfgang Juds; CREDO Vermögensmanagement

 

 

 

 

 

Wolfgang Juds
CREDO Vermögensmanagement GmbH