Nächster Schlag ins Kontor der europäischen Solarindustrie: Meyer Burger beantragt Insolvenz für deutsche Gesellschaften

Die deutschen Tochtergesellschaften des Schweizer Traditionskonzerns Meyer Burger Technology haben jeweils die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt.

Das Unternehmen wurde vor über sieben Jahrzehnten gegründet und sah sich bis vor kurzem als einer der europäischen Marktführer bei Premium-Solarmodulen. ‚Marktführerschaft‘ ist weit auslegbar – in welcher Beziehung? Womöglich war es nur die technologische Marktführerschaft, wenn man sich etwa die herausragenden Solarziegel von Meyer Burger ansieht. Doch die kosten. Während ein simples Balkonkraftwerk mit 800 Watt heute weniger als 300 EUR veranschlagt. Natürlich Made in China.

Im Rahmen der laufenden Sanierungsverhandlungen sei intensiv um einen Erhalt der Standorte gerungen worden. Diese Bemühungen waren bisher nicht erfolgreich und sollen nun im Rahmen der Verfahren gemeinsam mit einem gerichtlich zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter fortgesetzt werden. Die Tochtergesellschaft Meyer Burger (Switzerland) mit etwa 60 Mitarbeitenden in Thun solle bestehen bleiben. Auch die Meyer Burger (Americas) Ltd., die alle Mitarbeitenden am 29. Mai entlassen hat, soll als Firma bleiben.

In der Solarzellenfertigung in Thalheim / Bitterfeld-Wolfen sind 331 Mitarbeitende beschäftigt. Bei Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal sind 289 Mitarbeitende im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung im Einsatz.

Derselbe Standort, das deutsche ‚Solar Valley‘ nähe Leipzig und Halle, war schon für andere deutsche Solarspezialisten kein gutes Omen, u.a. QCells.

Aktie der Meyer Burger

Aktie der Schweizer Konzerns

Der Abgesang von nun auch leider Meyer Burger fügt sich in das jüngste Bild ein. Debütemittent Solarnative hatte im Frühjahr 2024 noch groß die Einführung von Balkonkraftwerken ‚Made in Germany‘ zusammen mit Premium-Partner Meyer Burger verkündet. Dem seinerzeitigen ‚Marktführer‘ mit einer Marktkapitalisierung von rund 6 Mrd. CHF. Ganz sicher sind diese BKW technologisch top – nur halt unerschwinglich und daher komplett vorbei an der hohen vorhandenen Nachfrage. Man sollte stets skeptisch sein, wenn Firmenlenker mit Ingenieursausbildung ob ihrer eigenen technologischen Brillanz die Sonne auf sich strahlen lassen – und daran erblinden.

Mehrere Bonds von Meyer Burger wurden die vergangenen Monate bereits restrukturiert. Der Aufwand dürfte sich nun leider auch als unnötig herausstellen.

Falko Bozicevic

Fotos: @Meyer Burger

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