Marktanomalie bezüglich Small Caps – glorreiche Bewertungslücke statt glorreicher Sieben

Investoren könnten Chancen nutzen, wenn Small Caps die Bewertungslücke zu den Large Caps schließen – hier die Gründe. Von Jonas Edholm, Lead Portfolio Manager, SKAGEN Focus

Die starke Herdenmentalität an den Börsen trieb zuletzt immer mehr Anlagekapital in die größten Börsenunternehmen. Vom Hype um Künstliche Intelligenz (KI) profitierten vor allem die Aktien der „Magnificent Seven“ mit Microsoft, Google, Amazon, Apple, Tesla, Nvidia und Meta. Die Zunahme passiver Strategien, bei denen die Größe und nicht die Bewertung im Vordergrund steht, trug zusätzlich zum Boom bei. In der Summe führte dies zu enormen Konzentrationsrisiken bei globalen passiven Aktienstrategien. Unserer Meinung nach könnte sich Anlegern eine einmalige Gelegenheit bieten, um von der Umkehr dieser Marktanomalie zu profitieren.

Auf die Rückkehr zum langfristigen Mittelwert setzen

Small- und Mid-Cap-Aktien, insbesondere aus dem Value-Bereich, wurden vom Mainstream zuletzt zunehmend ignoriert. Außerdem wurden die Titel durch die schwächere Konjunktur, höhere Zinsen und Risikoprämien sowie nachlassende M&A-Aktivität teils hart getroffen. Die Bewertungen sanken in der Folge auf teils rekordtiefe Niveaus. Der langjährige Bewertungsaufschlag von Small- und Mid-Caps hat sich seit 2020 ins Gegenteil umgekehrt; sie werden nun mit dem größten Abschlag gegenüber größeren Unternehmen seit Beginn der MSCI-Datenerfassung im Jahr 2004 gehandelt.

Interessanterweise begann sich der aktuelle Abschlag hier bereits im Jahr 2015 abzuzeichnen, als der hauptsächlich in den USA angesiedelte Big-Tech-Komplex entstand und die Buchwertmultiplikatoren in die Höhe schossen.

Small Caps preisen Rezession ein

Die Bewertungen der globalen Small- und Mid-Caps, insbesondere der zyklischsten Unternehmen, preisen deutlich eine Rezession ein. Dies deutet unserer Meinung nach auf ein interessantes Chancen-Risiko-Verhältnis hin. Denn die Bewertungen kleinerer Unternehmen haben in der Vergangenheit jeweils mit Eintritt der Rezession begonnen, sich stark zu erholen. Besonders interessant: Wenn den Notenbanken doch die weiche Landung gelingt und eine Rezession vermieden wird, dürfte das einen noch größeren Bewertungsschub bei Small Caps bewirken – die aktuell für die Rezession gepreist sind.

Konzentrationsrisiken

Was für Large Caps gilt, gilt ganz besonders für die Magnificent Seven: Ihr durchschnittliches KGV beträgt sogar 28,3, verglichen mit 16,8 für den MSCI AC World Large Cap und 15,3 für den MSCI AC World Small Cap Index. Anstatt also von den glorreichen Sieben zu sprechen, sollten wir vielleicht von der glorreichen Lücke sprechen. Vergleicht man schließlich die Marktkapitalisierung der verschiedenen Bereiche des globalen Aktienmarktes, so kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass der gesunde Menschenverstand nicht das vorherrschende Prinzip ist. Die „Magnificent Seven“ haben heute fast 25% mehr an Marktwert als der gesamte europäische Aktienmarkt und sind 50% größer als die 6.000 Firmen des globalen Small-Cap-Index zusammengenommen. Sie machen mehr als ein Viertel des S&P 500 Index und 17% des gesamten globalen Aktienmarktes aus – ein enormes Konzentrationsrisiko für passive Anleger.

Bewertungslücke zwischen Large und Small Caps

Bewertungslücke zwischen Large und Small Caps

Bewertungslücke –> Mean-Reversion

Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass wir vor einer enormen Mean-Reversion-Bewegung stehen, bei der sich die Markt- und Makrodynamik ändert und sich die ungewöhnlich große Bewertungslücke zwischen den Marktsegmenten schließt. Das ist gerade vor dem aktuellen Hintergrund relevant: Da wir uns auf einen Zinssenkungszyklus im Jahr 2024 zubewegen, könnte der abnehmende Druck durch die Inflation und die Kreditkosten ein starker Treiber für die Neubewertung von Small Caps sein, insbesondere von solchen, die im Vergleich zur normalisierten Ertragskraft außergewöhnlich günstig sind.

Wir beobachten auch eine zunehmende Anzahl von Konsolidierungsereignissen, da industrielle und strategische Käufer durch die niedrigen Preise angelockt werden.

In Einklang mit diesen Bewertungsanomalien sehen für unsere Portfoliotitel ein ungewöhnlich großes Aufwärtspotenzial von 70%, wenn sich das „Magnificent Gap“ schließt und sich das Potenzial bei globalen Small- und Mid-Cap-Aktien in Kursgewinnen manifestiert.

Über SKAGEN Funds

SKAGEN Funds ist eine norwegische Asset Management Boutique mit einer langen und erfolgreichen Tradition im aktiven Management von Aktienfonds. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz in Stavanger. Bis heute ist SKAGEN Funds zu einer der größten Fondsgesellschaften in Norwegen herangewachsen – mit rund 140.000 Kunden in Skandinavien und strategischer Ausweitung der Geschäftsaktivitäten in SKAGEN AS ist Teil der Storebrand Group und gehört zu 100 Prozent Storebrand Asset Management AS. www.skagenfunds.de

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