Leitzinsen : Feintuning oder doch noch Muskelspiele?

Der Kampf gegen die Inflation geht in die letzte Runde. Die starke Anhebung der Leitzinsen durch die Fed sollte die letzte ihrer Art gewesen sein. Von Michael Beil*

Die Schritte werden jetzt kleiner und gezielter werden, die Notenbanken wieder zu Freunden der Märkte. Aktien sind angesichts der stark gesunkenen Bewertungen jetzt eine Investition wert.

Die jüngste Anhebung des Leizinses in den USA ist sicherlich nicht der letzte Schritt gewesen. Doch jetzt steht nicht mehr brachiales Muskelspiel an, sondern Feintuning. Die Notenbanken haben ihre klare Bereitschaft gezeigt, alles zu tun, um die Inflation zu drücken. Jetzt wird die Wirkung beobachtet und dann mit kleineren Zinsschritten gezielt nachgesteuert. Auf diese Weise haben die Notenbanken Stärke gezeigt und so Vertrauen geschaffen, dass auch diese Krise überwunden werden kann.

Nur eine Bärenmarktrallye?

Die Märkte teilen diese Einschätzung offenbar. Auch wenn viele noch von einer Bärenmarktrallye sprechen, also einer nur vorübergehenden Erholung in einem Abwärtsstrudel, zeigen die Daten doch anderes. So zeigt ein Blick auf die Unternehmensbewertungen, dass eine Investition in die Aktienmärkte sinnvoll sein kann. Der DAX zeigt aktuell ein KGV von etwas über 10, was im langfristigen Vergleich sehr günstig ist. Wegen der gesunkenen Kurse können sich auch die Dividendenrenditen sehen lassen.

Und auch auf der Zinsseite stehen die Zeichen gut für Anleger, 10-jährige Bundesanleihen rentieren derzeit bei 1,9%, US-Staatsanleihen dieser Laufzeit sogar bei 4,5 Prozent. Insofern verspricht eine Mischung aus Renten und Aktien eine ordentliche Wertentwicklung auf Sicht der nächsten Jahre.

Doch ist der Boden jetzt bereits erreicht? An den Märkten sind immer Rückschläge möglich und sogar wahrscheinlich. Wir befinden uns in einer Phase großer Unsicherheit und damit auch starker Schwankungen der Kurse. Insofern sei es nicht möglich zu sagen, ob der Boden bei den Kursen bereits erreicht war oder ob es noch einmal weiter nach unten gehen kann.

Doch eines ist sicher: Wer versucht, den Tiefpunkt zu erwischen, um in den Markt einzusteigen, wird in aller Regel scheitern. Dann ist die größte Gefahr nicht, noch einmal ein paar Punkte im Depot zu verlieren, sondern zu lange uninvestiert an der Seite zu stehen und den echten Aufschwung zu verpassen.

*) Michael Beil ist Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank

Über die Sutor Bank

Die Hamburger Sutor Bank, gegründet 1921, bietet mit ihrer Vermögensverwaltung für alle den unkomplizierten Einstieg in den Kapitalmarkt, leistet individuelle Vermögensberatung und managt zahlreiche Stiftungen. Für Finanzdienstleister entwickelt die Sutor Bank Finanzprodukte und übernimmt das technische und administrative Depotmanagement.

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