Langweiliger Rentenmarkt schlägt DAX

Der Rentenmarkt hat den Ruf eher langweilig und somit uninteressant zu sein. Hatten zu Jahresbeginn noch alle Analysten und Börsianer grundsätzlich von leicht steigenden Zinsen und steigenden Aktiennotierungen gesprochen, so reiben sie sich nach einem Monat verwundert die Augen.

Die Rentennotierungen sind gestiegen und gefallen sind die Aktienkurse. Manchmal kommt es einfach anders als man denkt. Dass der Euro-Bund-Future seit Jahresanfang fast 6 Punkte zulegen konnte, war so nicht zu erwarten. Denn zuerst kletterte das Rentenbarometer mit den Aktien um die Wette, anschließend erholten sich auch die Anleihen der Peripherie und zuletzt profitierte man als „Safe Haven“ von der Aktienschwäche. Und das führte zu einer Rendite für zehnjährige Bundesanleihen von ca. 1,75%.

Soweit der Blick zurück! Aber was passiert jetzt? Der Markt ist überreif für eine Konsolidierung, die auch kommen wird. Die spannende Gretchenfrage ist nur: „Wann bzw. bis wohin?“

Auf diese Fragen erhofft man sich bei den nächsten Notenbanksitzungen eine Antwort. Sollte sich ein Ende der sicheren Margen für Banken abzeichnen, so käme auch der Rentenmarkt unter Druck. Bisher konnten die Banken sich billig Geld bei der EZB leihen und in Staatsanleihen investieren. Ein Selbstläufer für Banken! Ob die EZB in der Lage und willens ist, dieses Geschäftsmodell zu beschneiden, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.

Bis zu diesem Zeitpunkt orientieren sich die Händler an der Charttechnik, die in solchen Zeiten die einzig verlässliche Größe darstellt. Als Widerstände gelten vorerst das gestrige Hoch von 144,57% und die psychologische Marke bei 145% sowie als große Unterstützung das Hoch vom 21. Januar bei 142,9%.

Ray-Ban behält am Primärmarkt den Durchblick
Recht lebhaft ging es diese Woche am Primärmarkt zu. Das französische Hotelunternehmen Accor begab sich auf die Suche nach Investoren für eine 7-jährige Anleihe (A1ZDEG) mit Fälligkeit Februar 2021. Der Kupon des 750 Mio. € schweren Bonds beträgt 2,625%. Gepreist wurde die Anleihe bei +135 bps über Mid Swap, wodurch sich ein Emissionspreis von 99,1% ergab.

o2 Telefonica Deutschland brachte eine 7-jährige Anleihe mit Fälligkeit Februar 2021 am Markt unter. Der Kupon beträgt 2,375%. Gepreist wurde die Anleihe (A1YC3P) im Volumen von 500 Mio. € bei +100 bps über Mid Swap bzw. bei einem Kurs von 99,62%.

Luxottica, der weltweit größte Brillenhersteller von Marken wie Oakley und Ray-Ban, emittierte eine 10-jährige Anleihe (A1ZDBR), die im Februar 2024 fällig wird. Der Kupon wurde mit 2,625% festgeschrieben und das Volumen umfasst 500 Mio. €. Gepreist wurde die Anleihe bei +103,6 bps über Bunds, was einem Emissionspreis von 99,28% entsprach. Diese Anleihe wird allerdings aus steuertechnischen Gründen an keiner deutschen Regionalbörse gehandelt.

Aber auch der Lebens- und Futtermittel-Konzern Cargill platzierte eine 9-jährige Anleihe (A1ZDHW) mit Fälligkeit Februar 2023. Der Kupon der 500 Mio. € schweren Anleihe beträgt 2,50 %. Gepreist wurde die Anleihe bei +80 bps über Mid Swap, wodurch sich ein Emissionspreis von 99,68% errechnete.

Das US-amerikanische Telekommunikationsunternehmen Verizon Communications emittierte zwei Benchmark-Anleihen, die erst in acht bzw. zwölf Jahren fällig werden. Die Volumina der beiden Bonds liegen bei 1,75 Mrd. € bzw. 1,2 Mrd. €. Die 8-jährige 2,375 %-ige Anleihe (XS1030900168) wurde bei +88 bps über Mid Swap gepreist, was einem Emissionspreis von 99,496 % entsprach. Bei der 12-jährigen 3,25 %-igen Anleihe (XS1030900242) lag das Pricing +118 bps über Mid Swap, was einen Emissionspreis von 99,82% ergab.

Klaus Stopp,
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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