Game over oder neue Karriere? – Dinge, die wir von Videospielen lernen können

Was wir von Videospielen alles lernen können, um auch im Berufsleben auf dem Siegertreppchen zu stehen, steht hier. Von Robert Steininger*

Knifflige Problemstellungen lösen, Konkurrenten in die Flucht schlagen und erfolgreich ins nächste Level aufsteigen: Oft gleicht der berufliche Werdegang einem Videospiel, in dem Geschick und Ausdauer mit Beförderungen und saftigen Gehaltschecks belohnt werden. Doch der Weg nach oben ist steinig – ein steigender Schwierigkeitsgrad und Hindernisse stellen uns als Spieler auf die Probe.

Herausforderung suchen

Ist ein Videospiel zu einfach, langweilt man sich schnell. Genauso verhält es sich im beruflichen Leben: Fühlen wir uns nicht herausgefordert, bleibt ebenfalls die Motivation aus. Womöglich gehen wir sogar in die falsche Richtung. Hier heißt es Mut zum Neustart: Ein Arbeitgeberwechsel oder eine berufliche Neuorientierung sind dabei in jedem Alter möglich und erwecken neuen Kampfgeist. Menschen, die sich bewusst Hindernissen stellen, entwickeln wertvolle Fähigkeiten und steigern ihr Selbstwertgefühl. Außerdem sind sie allgemein einfach zufriedener und haben mehr Spaß am Leben.

Teamplayer leben länger

In fast jedem Videospiel gibt es freundliche Helfer, die Spielern mit nützlichen Tipps oder besonderer Ausrüstung unter die Arme greifen. In vielen Spielen kommt man sogar nur durch Teamwork ans Ziel. Auch unser modernes Wissenszeitalter baut auf Kooperation, das Teilen von Informationen und kollaboratives Arbeiten. Das Zusammenbringen von Ideen verhindert nicht nur Fehler, sondern belebt auch das Arbeitsklima. Teamgeist und die richtige Kommunikation sind zentrale Erfolgsfaktoren in jeder Branche.

Game over als Chance

Wie in jedem klassischen Videospiel haben auch wir im Laufe unserer Karriere mehr als nur ein Leben. Menschen mit der sogenannten ‚Stehaufmännchen-Qualität‘ werden früher oder später für ihre Beharrlichkeit belohnt. Ein Game over ist also nicht nur eine kurzzeitige Niederlage, sondern zugleich eine einmalige Chance, unsere Erfolgsstrategie zu optimieren. Von Walt Disney bis zu Steve Jobs: Die erfolgreichsten Menschen der Welt mussten deftige Niederlagen einstecken, bevor sie ihren großen Durchbruch schafften. Und manchmal stellt sich dieser erst im fortgeschrittenen Alter ein.

Arbeit spielerisch betrachten

Es gibt kaum einen Beruf, der jeden Tag erfüllt und Spaß macht. Das liegt daran, dass sich viele Aufgaben wiederholen und somit unsere Kreativität unterdrückt wird. Wer Probleme damit hat, ‚langweilige‘ Dinge abzuarbeiten, sollte sich eine kreative Herangehensweise angewöhnen. To-Do-Listen, Stoppuhren und moderne Zeitmanagement-Apps sind hier besonders hilfreich.

So kann man versuchen, in einer vorgegebenen Zeit eine Aufgabe zu erledigen. Und nach jeder beendeten Aufgabe winkt eine kleine Belohnung, wie zum Beispiel eine Pause oder ausgiebiges Stretching. Dies sollten sich übrigens auch leidenschaftliche Videospieler zu Herzen nehmen.

Schummeln lohnt sich nicht

Studien ergaben, dass das Schummeln im Spiel keinen emotionalen Mehrwert für den Unehrlichen bereithält. Denn das Erfolgserlebnis ist kaum mit dem Gefühl zu vergleichen, das ein ehrlicher Sieger nach harter Arbeit empfindet. Dies hat viel mit Stolz und dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun und ist auch auf das berufliche Leben übertragbar: Wenn man auf unehrliche Weise die Erfolgstreppe hinaufsteigt oder sich mit den Lorbeeren anderer schmückt, setzt man nicht nur das eigene Image aufs Spiel, sondern tut auch seiner Psyche nichts Gutes.

Mut wird belohnt

Videospiele sind voller gefährlicher Hindernisse und stellen Mut und Kampfgeist eines Spielers so richtig auf die Probe. Dabei bekommen diejenigen, die mehr riskieren, meist auch eine größere Belohnung. Wenn es um den Kauf von Unternehmensanleihen oder das eigene Berufsleben geht, verhält es sich ähnlich. Viele erfolgreiche Selbstständige mussten vor ihrem Erfolg ihre eigenen Ersparnisse einsetzen. Obwohl dies nicht immer leicht ist, werden solche Schachzüge belohnt – vorausgesetzt natürlich, man arbeitet mit einem guten Geschäftsmodell.

Besser im Multitasking

Videospiele waren früher relativ ‚einfach‘: Es galt zum Beispiel einen Ball zu treffen oder als erster eine Ziellinie zu überqueren. Mit fortschreitender Technologie wurden die Aufgaben jedoch komplexer. Jetzt müssen Spieler in einer festgelegten Zeit ein Ziel erreichen, während sie sich gegen Gegner wehren, durch überfüllte Straßen navigieren oder telefonieren. Im Geschäftsleben kann die Fähigkeit, effektiv mehrere Aufgaben zu erledigen und unwichtige Dinge auszublenden, zu gesteigerter Produktivität führen und die Leistungsfähigkeit verbessern.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse