Finanzbarometer: Sparzinsen und die Investmentkultur der Deutschen

Das aktuelle Finanzbarometer von JPM AM zeigt Unzufriedenheit, dass die Zinswende noch nicht in Sparprodukten angekommen ist – und die Inflation bedroht Ersparnisse.

Angesichts des bisher schnellsten Zinserhöhungszyklus der EZB seit gut einem Jahr sollten die Einlagenzinsen für Sparer inzwischen wieder attraktiver sein. Doch scheinen die höheren Zinsen nicht überall anzukommen. Das mag einer der Gründe dafür sein, dass der Anteil der Deutschen, die auf Sparbuch und Tages- oder Festgeld setzen, im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen ist, während der Anteil derjenigen, die in Fonds und ETFs investieren, deutlich gestiegen ist. Diese bemerkenswerte Entwicklung zeigt das Finanzbarometer 2023, eine repräsentative Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland durch J.P. Morgan Asset Management (JPM AM).

„Da während der Pandemie viele Deutsche erste Gehversuche rund um das Thema „Investment gewagt hatten, war es nach dem sowohl für Aktien als auch für Anleihen sehr turbulenten Jahr 2022 sehr spannend zu sehen, ob sich die Investmentkultur bereits gefestigt hat“, fragt Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management. „Sehr erfreulich ist, dass viele Neuinvestoren das Thema scheinbar langfristig angehen und sich nicht durch Marktschwankungen entmutigen ließen“, so Schulz.

Überraschend sei, dass die Zinswende nach mehr als einem Jahrzehnt der Null- und Niedrigzinsen die Sparleidenschaft der Deutschen nicht erneut befeuert hat. Die Sparbücher haben vielmehr einen deutlichen Rückgang um 9 Prozentpunkte auf 42% verzeichnet und auch Tages- und Festgelder gingen mit einem Minus von vier Punkten auf 37% zurück. Versicherungen sanken um drei Prozentpunkte auf 37%.

Zufriedenheit mit Sparanlagen?

Die aktuelle Unzufriedenheit der Sparer mag daran liegen, dass die Zinserhöhungen noch nicht bei ihnen angekommen sind. Aber auch, dass die Zinsen die Inflation noch nicht ausgleichen können und somit die vermeintlich sichere Spareinlage mit einem realen Wertverlust einhergeht, trägt zur Unzufriedenheit bei.

Im Vergleich zur Befragung des Vorjahres zeigt sich allerdings ein leichter Rückgang der Unzufriedenheit. Waren es 2022 mit 48% knapp die Hälfte der Deutschen, die „sehr unzufrieden“ oder „unzufrieden“ mit ihren Sparprodukten waren, ist dieser Anteil aktuell auf 41% zurückgegangen. Vor allem der Anteil der „sehr unzufriedenen“ Sparer hat sich deutlich reduziert.

Inflation bremst Ersparnisse aus

Allerdings scheinen die während der Pandemie aufgebauten „Zusatzersparnisse“ aufgrund der anhaltenden Inflation inzwischen aufgebraucht zu sein. Zumindest legen dies die Antworten auf die Frage der Auswirkung der Inflation auf das Spar- und Anlageverhalten nahe. So gab mit 26% mehr als ein Viertel der befragten Deutschen an, aufgrund der nach wie vor erhöhten Inflation und der damit verbundenen höheren Preise weniger zu sparen oder anzulegen. Mit 19% stellte rund ein Fünftel fest, dass wegen der höheren Kosten aktuell kein Geld übrigbleibt, um zu sparen.

So ist es nachvollziehbar, dass Sparbeiträge aktuell reduziert werden müssen, um gestiegene Lebenshaltungskosten zu kompensieren. Allerdings bieten gerade die regelmäßigen Sparpläne für Fonds und ETFs die Chance, hohe Inflationsraten durch Rendite auszugleichen. Ein kompletter Verzicht auf renditeorientierte Investments verhindert zudem die Chance, von den weiterhin günstigeren Bewertungen in Anlageklassen wie Dividendenaktien zu profitieren, erklärt Schulz.

Die hier zitierten Ergebnisse stammen aus dem Finanzbarometer 2023 von J.P. Morgan Asset Management, einer repräsentativen Online-Befragung über die Plattform von Attest. In der Zeit vom 26. Juni bis 3. Juli 2023 wurden 2.000 Frauen und Männer ab 20 Jahren in Deutschland zu ihrem Spar- und Anlageverhalten befragt. Neben den Gründen und Wegen zu sparen und zu investieren wurden die Auswirkungen von Inflation und Zinsumfeld untersucht, und das Thema Finanzbildung betrachtet. Nicht zuletzt standen die aktuellen Sorgen und das Risikoempfinden im Fokus. Weitere Aspekte der Studie werden in den nächsten Wochen veröffentlicht. Vergleichswerte stammen vom Finanzbarometer 2022.

—————————-

! NEU ! Die erste BondGuide Jahresausgabe 2023 ist erschienen: Green & Sustainable Finance 2023 (4. Jg.) kann wie gewohnt kostenlos als e-Magazin oder pdf heruntergeladen werden.

Die Ausgabe 3/2022 Biotechnologie 2022 der Plattform Life Sciences ist erschienen. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !