KTG Agrar: Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung mit düsteren „Ernteausblick“ eröffnet

KTG Agrar SE: Vorerwerbsrecht hinsichtlich des litauischen Teilkonzerns nicht ausgeübt
Foto @ KTG Agrar SE

Das Amtsgericht Hamburg hat das Insolvenzverfahren über das Vermögen des „abgeackerten“ Agrarkonzerns eröffnet und Eigenverwaltung angeordnet. Die Sanierungsaussichten scheinen derweil allerdings von Beginn an begrenzt. Zum Leidwesen geprellter Gläubiger schlitterten zuletzt mehr und mehr KTG-Töchter in die Pleite – etwaig bestehende Forderungen lösen sich dadurch in Luft auf.

Die Anordnung der Eigenverwaltung wirkt zudem grotesk, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der ehemalige Vorstandschef Siegfried Hofreiter schon kurz nach Antragstellung das Feld räumen musste – offiziell, um der angestrebten Sanierung in „Eigenregie“ nicht im Wege zu stehen.

Inzwischen soll laut Informationen der WirtschaftsWoche sogar die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Hofreiter sowie vier weitere Manager des KTG-Agrar-Konzerns ermitteln. Im Raum steht der Verdacht, wonach die wirtschaftliche Lage des Unternehmens falsch dargestellt und damit gegen das Aktiengesetz verstoßen wurde.

Nach dem finalen Ernteausfall der KTG Agrar SE Anfang Juli geben Sachwalter Stefan Denkhaus und Restrukturierungsvorstand Jan Ockelmann neben der Zahlungsunfähigkeit eine Überschuldung von rund 394 Mio. EUR an.

Unternehmensrating der KTG Agrar SE auf BB- herabgestuftIn diesem Zusammenhang beziffert die Sachwaltung den Abschreibungsbedarf auf Beteiligungen und Forderungen auf voraussichtlich bis zu 222 Mio. EUR, bei sonstigen Vermögensgegenständen auf etwa 169 Mio. EUR. Folglich sei bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt absehbar, dass die Insolvenzquote äußerst gering ausfallen wird; eine ungefähre Höhe sei derzeit aber nicht prognostizierbar.

Unglücklicherweise scheinen gegenwärtig zudem immer mehr Tochtergesellschaften in den KTG-Abwärtsstrudel zu geraten: Erst am Dienstag berichtete KTG von weiteren Anschlussinsolvenzen. Dabei traf es mit der Delta Agrar-Gruppe zwei Tochterfirmen, die bis dato die (Rohstoff-)Beschaffung des Agrarkonzerns sicherstellten. Mit deren Pleite dürften sich auch die bestehenden Forderungen von weiteren knapp 48 Mio. EUR in Schall und Rauch auflösen.

Die Insolvenz weiterer Töchter dürfte die Sanierung im Konzernverbund zudem deutlich erschweren. Folglich ist auch ein Distressed M&A-Prozess für den Bereich Agrar und das rund 50%ige Aktienpaket an der Biogastochter KTG Energie die favorisierte Option. „In Anbetracht der Ermittlungsergebnisse stehen alternative Sanierungsmöglichkeiten nur sehr eingeschränkt zur Verfügung“, so KTG, was de facto dahingehend zu interpretieren sein dürfte, dass eine Sanierung und Fortführung im gegenwärtigen Unternehmensverbund nur schwerlich bis gar nicht umsetzbar wäre.

4c33f99102e0d5b74c1290d7671ff1ca.KTG-KartoffeljpgWeiterer Wermutstropfen: Die Zwischenbewertung der angelaufenen Ernte hätte ergeben, dass sie noch erheblich schlechter ausfallen wird, als es aufgrund der nachteiligen Witterungsbedingungen sowieso schon erwartet wurde.

Auf was sich Bondholder, bei denen KTG Agrar noch mit über 342 Mio. EUR in der Kreide steht, nach dem finalen „Ernteausfall“ einstellen müssen, ist noch nicht final absehbar. Allerdings ist die oft beschworene und doch nie gekommene Zeit der üppigen Ernten vorüber.

Über die jüngsten Entwicklungen der angeschlagenen Agrarschmiede lesen Sie hier.

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