Im Schweriner Gericht geht es seit Kurzem um Betrug: Die Geschäftsführung der 2016 Insolvenz gegangenen German Pellets muss sich verantworten.
Der vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Schwerin verlesene Anklage moniert Betrug, Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung beim damals größten Pellet-Hersteller Europas. Da es gegen drei Angeklagte geht, sogar ‚bandenmäßig‘, also abgesprochen.
Ermittler wollen belegen, dass German Pellets schon beinahe ein Jahr vor dem Insolvenzantrag Anfang 2016 zahlungsunfähig gewesen sei.
Die Summe aus allen angemeldeten Forderungen summieren sich auf rund 2 Mrd. EUR. Rund 17.000 Privatanleger seien durch vermeintlich falsche Angaben zur Geschäftssituation von German Pellets in die Irre geführt worden.
Insolvenzverwalter Nicolas Rebel schätzt die Dauer des Insolvenzprozesses auf weitere bis zu fünf Jahre. Betroffene sollten beachten, dass das jetzt angelaufene strafrechtliche Verfahren in Schwerin keinen Einfluss auf die anhängigen Zivilklagen und damit das Insolvenzverfahren habe – beide liefen unabhängig voneinander.
Unklar ist, welche Strategie die Strafverteidiger gegen die drei Beschuldigten verfolgen. Angeblich hätten sie eingeräumt, dass der damalige Geschäftsführer, also der Hauptangeklagte, ‚grundsätzlich verantwortlich und die Liquiditätslage jederzeit tagesaktuell bekannt‘ gewesen sei. Dies würde die Mitangeklagten aus der Schusslinie der Anklage nehmen und zielt offenbar darauf ab, die schwerwiegende Anschuldigung einer abgesprochenen Bande von Mitwissern / Mittätern der Vorwürfe vom Tisch zu bekommen.
So oder so: Es wird dauern – und Anleger sollten sich kaum Hoffnungen auf Wiedergutmachung erlittenen Schadens machen. Immerhin sitzen Verantwortliche für einen vermuteten Anlagebetrug endlich mal auf der Anklagebank eines Strafprozesses – nach meinem Dafürhalten weiterhin noch deutlich zu wenige.
Falko Bozicevic
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