Photon Energy: „Geschäftsentwicklung im Moment wirklich außerordentlich“

Photon Energy war schon überaus erfolgreich ins neue Jahr gestartet, bevor politische Entwicklungen sowie der Krieg um die Ukraine die Strompreise zusätzlich befeuerten. Der PV-Spezialist hat den nötigen Rückenwind, seinen Green Bond 2021/27 ein weiteres Mal erfolgreich aufzustocken, um Wachstumsmöglichkeiten nicht liegen zu lassen. BondGuide sprach mit CFO Clemens Wohlmuth.

BondGuide: Herr Wohlmuth, der Green Bond Photon Energy 2021/27 wird ein weiteres Mal aufgestockt. Ist das so etwas wie ‚Bond-on-Demand‘, Anleihemittel auf Abruf?
Wohlmuth: Nein, die Aufstockung der Anleihe hat zwei Gründe, einerseits wollten wir unseren Investoren der alten Anleihe 2017/22, die am 26. Oktober zurückbezahlt wird, noch rechtzeitig die Möglichkeit einer Folgeinvestition in unseren Green Bond 2021/27 geben. Wir bieten dabei eine zusätzliche einmalige Loyalitätsprämie von 1,5%, also 15 EUR je Stück, an. Auf der anderen Seite wollen wir am Kapitalmarkt weiter Mittel aufnehmen, um unsere ambitionierte Wachstumsstrategie in Zentraleuropa weiter umzusetzen.

BondGuide: Wofür konkret sind die bis zu 25 Mio. EUR aus der Aufstockung angedacht – allein zur Ablösung der Altanleihe 2017/22 oder bleibt noch etwas übrig?
Wohlmuth: Wir haben beim Umtausch letzten Jahres eine große Nachfrage nach dem neuen Green Bond 2021/27 gesehen. Da haben fast 50% der Investoren umgetauscht. Derzeit haben wir noch 20,9 Mio. EUR der Altanleihe 2017/22 ausständig. Selbst wenn nochmals die Hälfte der Investoren umtauschen sollte, bleiben ca. 15 Mio. EUR für Neuzeichnungen durch private und institutionelle Investoren und somit frische Liquidität für unser Wachstum über.

BondGuide: Wir befinden uns in der Hälfte der Umtauschfrist. Lassen sich einigermaßen viele Investoren aktivieren?
Wohlmuth: Wir haben darüber noch keine klaren Daten und dürften diese auch nicht kommunizieren. Wir sehen im Rahmen des öffentlichen Angebotes Interesse von privaten Investoren, die diesmal nur über den Zeichnungsschein auf unserer Webseite zeichnen können und von institutionellen Investoren. Da konnten wir ja schon beim letzten Mal sehr interessante Investoren wie beispielsweise die EBRD, die European Bank for Reconstruction and Development, gewinnen. Der Umtausch erfolgt normalerweise immer erst zum Ende der Frist, da das Handling der Anträge auch etwas mehr Zeit bei den Banken braucht.

Photon : überall aktiv, wo EE attraktiv sind

BondGuide: Kürzlich kam die Meldung, im Juli, dass Photon durch die im Eigenbestand befindlichen Kraftwerke von fast 100 MWp die höchsten Stromverkaufserlöse ihrer Geschichte erzielt habe – mehr als das Doppelte des Vorjahreswertes. Ist das Umfeld und damit die Rahmenbedingungen für Erneuerbare das beste, das Sie bisher erleben durften?
Wohlmuth: Unsere Geschäftsentwicklung ist im Moment wirklich außerordentlich. Wir haben bereits zum Halbjahr unser Ganzjahres-EBITDA 2021 übertroffen. Unseren Umsatzrekord aus der Stromproduktion vom Juli haben wir dann im August nochmals übertroffen. Wir haben uns ja vor fast zwei Jahren dazu entschieden, unsere neuen PV-Anlagen kommerziell zu betreiben, das heißt ohne Einspeisevergütungen und um den Strom direkt in den Markt zu verkaufen. Unsere australischen Anlagen, die wir im August 2021 angeschlossen hatten, waren die ersten. Als wir die Strompreise im Herbst 2021 analysierten, haben wir uns entschlossen, unser tschechisches Portfolio für 2022 von der Einspeisevergütung auf den etwas geringeren Grünen Bonus mit Stromselbstvermarktung umzustellen. Als dann in Ungarn im Dezember 2021 die Möglichkeit geboten wurde, von den Einspeisevergütungen temporär auszusteigen, haben wir diese Möglichkeit ergriffen. Aufgrund der Gespräche mit den finanzierenden Banken konnten wir dies aber erst ab April 2022 umsetzen. Derzeit verkaufen über 80% unserer PV-Anlagen Strom in den Markt. Dass der Ukrainekonflikt die Strompreise darüber hinaus noch so anheizen würde, war zu dieser Zeit nicht absehbar. Aufgrund des bisher erzielten und des guten Geschäftsausblicks haben wir auch unsere Umsatzerwartung für dieses Jahr auf 85 Mio. EUR und das EBITDA auf 24 Mio. EUR erhöht.

BondGuide: Nun haben wir ja schon häufiger über politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gesprochen – die ändern sich jedoch manchmal von Jahr zu Jahr sowie von Land zu Land. Daher die gewohnte Frage: Wir haben 2022 – in welchen Ländern sollte man in Ihrer Branche aktuell definitiv unterwegs sein in dieser Beziehung – und in welchen lieber doch nicht?
Wohlmuth: Wir befinden uns mitten im Klimawandel und müssen den Ausstieg aus fossilen Energien global weiter vorantreiben. Trotz der momentan schwierigen Situation in Europa darf die Energiewende nicht auf der Strecke bleiben. Unser Fokus liegt dabei auf Zentraleuropa und Australien, wobei wir noch weitere Märkte evaluieren. Wir besitzen und betreiben momentan PV-Anlagen in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Australien. Bis zum Ende des Jahres wollen wir noch 32 MWp in Rumänien anschließen, damit werden wir über 120 MWp im Bestand haben. Im nächsten Jahr wollen wir dann mit dem Bau unserer ersten Anlagen in Polen beginnen. Derzeit haben wir 892 MWp an Projekten in der Entwicklungsphase in Ungarn, Rumänien, Polen und Australien. All diese Märkte sehen wir als sehr attraktiv an.

Photon im Interview bei BondGuide, 2017

Hier Photon im Interview bei BondGuide, 2017; Clemens Wohlmuth (M.)

BondGuide: Stromverkaufsrekorde sowie dynamisches Handelsgeschäft schlugen sich auch erfreulich in den Zahlen nieder – im August erfolgte besagte Prognoseerhöhung um rund ein Drittel in allen Belangen. Bleibt Photon jetzt dauerhaft im Plus ergebnisseitig oder muss man jetzt kräftig investieren für gute Zahlen in mittelfristiger Zukunft?
Wohlmuth: Wir haben mittlerweile eine Größe erreicht, in der sich die Skaleneffekte bemerkbar machen und wir das Ergebnis drehen konnten. Mit dem weiteren Ausbau unseres Portfolios in Rumänien in diesem Jahr sollte sich das noch verstärken, auch wenn wir von wieder fallenden Strompreisen im nächsten Jahr und einer möglichen Strompreisdeckelung ausgehen, wie sie derzeit von der EU diskutiert wird.

BondGuide: Was sollten Investoren, die bis 2027 im neuen Bond mitgehen möchten, wissen über das größte Einzelrisiko? – meist ein externes, auf das man keinen Einfluss hat. Anders formuliert: Was wäre die eine Sache, die Ihnen in den nächsten Jahren ggf. Sorge bereitet, Sie selbst aber praktisch keinen Einfluss darauf haben?
Wohlmuth: Wenn man sich momentan umschaut, gibt es ja leider viele Dinge, die einem große Sorgen bereiten können. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, der brodelnde Konflikt zwischen China und Taiwan, die steigende Inflation und damit auch politische Instabilität in manchen EU-Ländern. Ich bin aber Optimist und glaube, dass wir die politischen Probleme und Konflikte lösen werden. Darüber hinaus gibt es in unserem Geschäft natürlich auch immer regulatorische Risiken, seien es Solarabgaben wie wir es in Tschechien erlebt haben, Steuern, wie die Übergewinnsteuer in Ungarn oder, wie jetzt diskutiert wird, einen Preisdeckel für den freien Strommarkt. Wir haben im Prospekt zu unserer Anleihe ein eigenes Kapitel, in dem wir alle uns bekannten Risken aufgezählt haben.

BondGuide: Herr Wohlmuth, ganz herzlichen Dank für Ihre neuerliche Zeit und das offenbar überaus erfreuliche Update!

Interview: Falko Bozicevic

 —————————–

Schon unsere brandneu Krypto-Jahresausgabe 2022 (1. Jg., Erscheinungstermin Aug. 2022) gesehen?

Unsere neueste BondGuide Jahresausgabe ,Green & Sustainable Finance 2022‘ ist im April erschienen und kann ebenso wie unser BondGuide Nachschlagewerk ,Anleihen 2021‘ als kostenloses E-Magazin bequem heruntergeladen, gespeichert & durchgeblättert oder weitergeleitet werden!

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !