mwb-Kapitalmarkt-Standpunkt: Wahlkampf!

Der aktuelle Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG

„Einen Brückenlockdown“ möchte er nun, der CDU-Vorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Und rotiert in seinen Bemühungen „Papi“ zu werden mal eben so um 180 Grad von seiner bisherigen Position und zeigt damit das ganze Problem auf.

Die Kaste der für die Pandemiebewältigung Verantwortlichen befindet sich weiterhin ausschließlich im Wahlkampf und nicht in der sachgerechten Pandemiebekämpfung. Wir wollen hier ausdrücklich nicht zur inhaltlichen Beurteilung der verschiedenen Standpunkte vortragen, aber zur Bewertung der Handlungen. Erstaunlich ist, dass man als Partei durch dieses rein auf Wahlkampf orientierte taktieren in Windeseile 10% in den Umfragen verlieren kann und trotzdem keine Änderung zu verzeichnen ist. Der Fortgang der derzeit herumstotternden Test- und Impfkampagne wird der nächste Prüfstein sein. Die Erklärung für dieses ja „leicht suizidal“ erscheinende Phänomen ist ziemlich einfach: Sie können nichts anderes (mehr).

Anders ist es mit den Unternehmen und insbesondere aus dem Mittelstand. Die meisten meistern in beeindruckender Manier bisher die Herausforderungen, die sich aufs Neue stellen. Und finanzieren sie sich über den Kapitalmarkt, so begegnen sie derzeit einer neuen Herausforderung: der strategischen Entwicklung hin zu ESG-Konformität.

Dies ist aber nicht nur Herausforderung an die inhaltliche Leistungsfähigkeit, sondern erhöht auch deutlich die Platzierungschancen bzw. ermöglicht ggfs. bessere Bewertungen oder Konditionen. Denn bei zahlreichen Prozessen zur Investitionsentscheidung von inländischen institutionellen Investoren ist die „Tickbox“ ESG-Konform zwischenzeitlich „State-of-the-Art“.

Und hier sind die Emittenten zwar nicht in der „Gaukelei“ des Wahlkampfes, aber durchaus in der glaubwürdigen Umsetzung und Vermarktung der ESG-Aspekte gefordert. Vermögensverwalter sehen sich zunehmend veranlasst, nach ESG-orientierten Anlagen in Marktnischen zu suchen, die immer noch attraktive Bewertungen oder bedeutendes Wachstumspotenzial aufweisen. Genau das kann das Small-Cap-Anlageuniversum bieten. Klar ist aber auch, dass ESG-Konformität nicht die Grundsätze eines Investments – Bonität und Kapitalmarktfähigkeit – ersetzen.

Dennoch, die Entwicklung zeigt klar in Richtung ESG-Konformität. Europa möchte hier Vorreiter sein und zeigt Zähne. Am 11. März trat die sogenannte Offenlegungsverordnung der EU (SFDR) in Kraft. Erstmals müssen nun selbst Private-Equity-Fonds beim Thema ESG Transparenz zeigen. Die Fonds müssen Nachhaltigkeitsrisiken quantifizierbar ausweisen. Dementsprechend werden auch die Investments anders analysiert und bewertet.

Unbestritten ist, dass auch ein Teil der kleineren Family Offices stärker ESG-konform investieren möchte. Hier zeigen sich deutlich Auswirkungen eines Generationenwechsels – weswegen sich anderswo auch immer noch Mythen und Vorbehalte halten.

Nachhaltigkeitsrisiken rücken in den Vordergrund – teilweise zählen dazu auch Risiken, die schon früher Beachtung gefunden haben, aber eben nicht besonders herausgestellt worden: Social und Governance spielten schon immer in den Analysen eine Rolle, wurden aber nicht in die Untersuchung des Geschäftsmodells so stringent mit einbezogen.

Insgesamt bewegen wir uns bei mittelständischen Emittenten – aber auch bei den interessierten Investoren – bei dem Thema ESG auf steinigem Untergrund. Das Thema ist da und wird zukünftig noch in der Priorität nach oben rücken. Dennoch sind die Investitionen auf beiden Seiten des Kapitalmarktes hoch. Neben den personellen Ressourcen werden Prozesse, Reportings, Berichte und auch IT-Systeme verändert werden müssen. Final sind auch die Rating-Agenturen, die ESG-Konformität für KMUs bescheinigen wollen, nicht aufgestellt. Welchen Track Record muss ein Unternehmen vorweisen können, um ein Siegel zu erhalten?

Die institutionellen Investoren bauen gerade für ihre KMU-Investments Fragenkataloge auf. Decken die sich mit den Aussagen der Rating-Agenturen? Wie werden von den Investoren Environmental, Social und Governance untereinander bewertet? In der Regel stellen bisher kleinere Unternehmen keine umfassende ESG-Berichterstattung zur Verfügung. Zukunftsorientierte Anleger müssen aber offensiv zu dieser Thematik den Dialog mit der Geschäftsleitung führen. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Unternehmen verantwortungsvoll geführt wird und keine bedeutenden ESG Risiken birgt.

Large Caps werden von den großen Fonds durchleuchtet, ob sie ESG-konform handeln. Bei KMUs wird dies mittelfristig auch der Fall sein. Kleinere institutionelle Investoren haben an diesen Investments durchaus ein hohes Interesse – bedingt durch ihre Kunden, aber auch durch die Regulation der Aufsichtsbehörden. ESG kommt gerade am Kapitalmarkt für KMUs an. Und die Emittenten werden kämpfen; der Investor hat die Wahl.

Zu mwb

Kai Jordan, mwb fairtrade

Kai Jordan, mwb fairtrade

Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (DE000 665610 1) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.

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Kai Jordan
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