Sportwetten sind mittlerweile ein fest etablierter Bestandteil der Gesellschaft und ihre Beliebtheit scheint nicht einzubrechen. Alleine von 2014 bis 2018 beliefen sich die gesamten Wetteinsätze in Deutschland auf 8,8 Mrd. EUR und haben sich damit fast verdoppelt. Grund genug zu schauen, wie sinnvoll eine Investition in die Unternehmen dahinter ist. Von Robert Steininger*

Börsennotierte Anbieter

Besonders in Deutschland ist die Sparte der Sportwetten nicht sehr alt, was zum Beispiel den Vergleich mit England oder den USA angeht. Das liegt unter anderem daran, dass Glücksspielgesetze erst in den letzten Jahren neu erlassen wurden und Anbieter sowohl online als auch in physischer Form seitdem mehr Möglichkeiten bieten.

Die Branche hat sich an die zunehmende Digitalisierung hervorragend angepasst: Die Popularität der Angebote wächst von Jahr zu Jahr, was auch zur Folge hat, dass mittlerweile einige Anbieter an der Börse zu finden sind und der Wert ihrer Aktien durchaus zulegt.

Einer der größten deutschen Player, auch im internationalen Bereich, ist bet-at-home, mit Sitz in Düsseldorf. Bet-at-home ist seriös und durchaus bekannt, das Unternehmen ist seit 2004 an der Frankfurter Börse notiert und verzeichnet einen Umsatz von knapp 1,5 Mrd. EUR und kann über 5 Mio. Kunden vorweisen.

Mitte 2017 erreichte die Aktie ihren bis dato höchsten Wert, fiel aber seit Anfang 2020 relativ konstant. Seit Sommer 2020 hält sich der Wert zwischen 31 und 37 EUR. Ein Vorteil des Anbieters ist der Fokus auf das Online-Wettgeschäft, was in Einfachheit und Erreichbarkeit punktet und für immer mehr Nutzer attraktiv wird. Die Kapitalisierung des Marktes beläuft sich bei dem Anbieter auf circa 586 Mio. EUR, womit er zu den Spitzenreitern in Europa gehört. Insgesamt stellt sich das Unternehmen beständig dar und bietet eine gute Dividendenrendite.

Als Marktführer für Sportwetten gilt aber weltweit das britische Unternehmen Ladbrokes plc. Es ist an der Londoner Börse gelistet und existiert bereits seit 1886. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf über 3,5 Mrd. GBP und auch der Wert an der Börse wächst seit Ende 2017 relativ konstant.

© Filippo Alfero/LaPresse

Ein weiteres börsennotiertes Unternehmen ist Betsson AB aus Schweden, das auf eine Marktkapitalisierung von knapp 850 Mio. EUR kommt. Gegründet wurde Betsson als ein Casino im Palace Hotel in Göteborg, entwickelte sich aber stets weiter und umfasst heute auch Online-Angebote. Die Aktie steigt seit Ende 2019 stetig und konnte ordentliche Gewinne verbuchen und auf erfolgreiche vergangene Jahre zurückblicken, was für die Führung des Unternehmens spricht und entsprechend auch Investoren positiv stimmen sollte. Eine solide Basis ist einer der Hauptvorteile für Betsson und geht Hand in Hand mit flexiblen und agilen Strategien.

Marktentwicklung

Insgesamt gewinnt die Branche der Wettanbieter zunehmend an Bedeutung. Die momentane Situation hat zwar zur Folge, dass Wettbüros weniger Zulauf haben, Online-Angebote gewinnen aber entsprechend an Zuwachs. Bereits 2019 wurde hier mit 9,3 Mrd. EUR ein Umsatzrekord aufgestellt. Bessere Verfügbarkeit durch verbesserten Zugriff per Smartphone, Tablet oder Browser trug entscheidend dazu bei. Zusätzlich sind die Disziplinen breiter aufgestellt, zum Beispiel mit der Erschließung des E-Sports Markts, der auch unabhängig des Wettaspekts rasant wächst und mit Deutschland Europas stärksten E-Sport Vertreter hat.

Auf Fußball liegt bei Sportwetten in Europa, vor allem in Deutschland und England, nach wie vor der Hauptfokus, vorerst scheint hier keine Verlagerung in Sicht. Auch anstehende große Veranstaltungen, wie die verschobene EM und Copa América sowie die kommenden Olympischen Spiele in Tokio könnten einen positiven Einfluss haben und Umsätze in die Höhe treiben.

Eine besonders wichtige Entwicklung sind außerdem neue Gesetze und Lizenzen, die 2021 vergeben werden sollen und damit Anbietern den Schritt aus der momentanen Grauzone rund um das Glücksspiel ermöglichen sollen. Grund dafür sind sowohl besserer Schutz der Spieler, als auch erhöhte Steuereinnahmen, von denen der Staat profitieren soll. Der Vertrag und die rechtliche Lage sollen bis Mai dieses Jahres ausgearbeitet werden.

Auch die Sportbranche selbst soll aus den Änderungen Profit schlagen, so sind bereits jetzt große Anbieter Sponsoren verschiedener Veranstaltungen, was zunehmend eventuell auch auf kleinere Vereine und Nischensportarten ausgeweitet werden soll. Dementsprechend kann das 2021 ein überaus wichtiges für die Wettindustrie werden, von der auch Investoren Nutzen ziehen können.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse