Die US-Rhetorik dürfte sich noch verschlimmern

Die Nachrichten über die Beziehungen zwischen den USA und China mögen so aussehen, als würden sie sich täglich verschlechtern, aber der breitere Rahmen könnte sich tatsächlich stabilisieren. Von Christopher Smart, Barings Investment Institute

Die Ankündigung von Präsident Trump, den Status Hongkongs diese Woche auszusetzen, war angesichts der wachsenden antichinesischen Stimmung im Kongress fast unvermeidlich.

Hingegen ist das sich auflösende „Phase Eins“-Handelsabkommen mehr ein Opfer der globalen Rezession als alles andere, da selbst ein sich erholendes China nicht all die US-Exporte abnehmen könnte, die es im Januar zu kaufen versprochen hatte. Vorerst dürfte die Rhetorik aber noch schlimmer werden, wenn sich der US-Wahlkampf aufheizt.

Eine Biden-Administration wird zumeist die gleichen Ziele verfolgen, auch wenn ihr Ton und ihre Taktik anders ausfallen mögen. Peking wird vorerst jede Eskalation vermeiden wollen, um zu sehen, wie die Lage nach November aussehen könnte.

Wenn die Wahl selbst in Sicht kommt und das Biden-Team detailliertere Vorschläge unterbreitet, werden Investoren beginnen, die potenziellen Kosten zusätzlicher Steuern und Vorschriften auszurechnen. Und sie werden auch beginnen, die Wahrscheinlichkeit abzuwägen, ob die Vorschläge den Kongress passieren können, sofern die Republikaner die Kontrolle über den Senat behalten.

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Vorerst jedoch bleiben China und die US-Wahlen nur Hintergrundmusik für die Märkte, die sich immer noch überwiegend auf Nachrichten über die Verbreitung des COVID-19 und die Entwicklung der Sterblichkeitsraten, neue Maßnahmen zur Ausweitung der steuerlichen Unterstützung – insbesondere in Washington und Brüssel – sowie Fortschritte bei der Wiedereröffnung von Geschäften und Restaurants und insbesondere auch der Schulen konzentrieren.

Christopher Smart Barings

Christopher Smart, Barings Inv. Inst.

Christopher Smart war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent des Finanzministeriums tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.