Boom am Schuldscheinmarkt: Rekordvolumen in H1/2016

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Der Markt für Schuldscheinemissionen erreichte im ersten Halbjahr 2016 eine neue Höchstmarke: Mit über 14 Mrd. EUR lag das Gesamtemissionsvolumen rund 47% über dem Wert des Vorjahres und markierte zugleich einen neuen Rekordstand nach zwei Quartalen. Treibende Kraft waren vor allem Jumboemissionen sowie die gesteigerte Investorennachfrage im aktuellen Niedrigzinsumfeld, so die Ergebnisse des aktuellen Marktüberblicks „Corporate Schuldschein Review H1 2016“ von Thomson Reuters.

Mit knapp 14,1 Mrd. EUR lag das Emissionsvolumen am Schuldscheinmarkt rund 1,7 Mrd. EUR über dem bisherigen Rekordhalbjahr H1/2008: Damals zapften Unternehmen vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Finanzkrise und versiegender konventioneller Refinanzierungsquellen den Schuldschein-Markt an und sammelten die Rekordsumme von 12,4 Mrd. EUR von Investoren ein.

Jumbo-Schuldscheine ab 500 Mio. EUR Platzierungsvolumen liegen voll im Trend: Den mit 1,6 Mrd. EUR bis dato zweitgrößten Schuldschein aller Zeiten legte im März die österreichische Tochter von Aldi Süd, Hofer, auf. Größer war bisher nur der Mega-Schuldschein von ZF Friedrichshafen, der Anfang 2015 ein Volumen von 2,2 Mrd. EUR auf die Waage brachte.

Unter den zum Teil deutlich überzeichneten und in der Folge größtenteils nachträglich aufgestockten Emittenten tummelten sich so illustre Adressen wie z.B. Porsche (1,1 Mrd. EUR Emissionsvolumen), LafargeHolcim (1 Mrd. EUR), HeidelbergCement (625 Mio. EUR), K+S (600 Mio. EUR), Otto Bock (600 Mio. EUR), freenet (560 Mio. EUR), Nordex (550 Mio. EUR), Tennet (500 Mio. EUR), Lufthansa (475 Mio. EUR), Stada (350 Mio. EUR) oder Salzgitter (200 Mio. EUR).

ThomsonReutersITrotz eines in Summe auf 6,1 Mrd. EUR abnehmenden Transaktionsvolumens in Q2/2016 (ggü. 8 Mrd. EUR in Q1/2016), erhöhte sich die absolute Anzahl der Emissionen von 28 im ersten Quartal auf 32 in Q2/2016. Die Spanne der platzierten Volumina reichte von 25 Mio. EUR bis 1,6 Mrd. EUR.

In puncto betreute Transaktionsvolumen führt laut Marktüberblick die Stuttgarter LBBW, die als einzige Bank sowohl bei der Hofer- als auch bei der Porsche-Transaktion mit an Bord war, die Schuldschein League Tables in H1/2016 an. Auf Rang zwei folgt die Helaba, die mehrere große Schuldscheinemissionen wie u.a. von LafargeHolcim oder HeidelbergCement begleitete. Rang drei sicherte sich die BayernLB, die u.a. bei Hofer und LafargeHolcim jeweils ein Beteiligungsmandat abstauben konnte.

ThomsonReutersIIAuch am KMU-Bereich geht der Trend Schuldschein keineswegs spurlos vorüber: Laut Thomson Reuters kletterte das Emissionsvolumen, das mittelständische Unternehmen in H1/2016 mittels Schuldschein bei Investoren unterbrachten, um 46% auf nahezu 2,1 Mrd. EUR – der höchste Halbjahreswert nach H2/2015, als das Transaktionsvolumen auf 2,9 Mrd. EUR kletterte.

Schuldscheine liegen weiterhin voll im Trend: Schuldscheine haben sich neben klassischem Bankkredit oder Unternehmensanleihe inzwischen zu einer begehrten Refinanzierungsalternative entwickelt, da bspw. nur geringe Anforderungen an die Dokumentation (keine Prospektpflicht) und Ausgestaltung (kein Rating, Covenants und Besicherung unüblich) gestellt werden – zeit- und kostenschonende Aspekte sowie die relativ simple Transaktionsstrukturierung sprechen letztlich für eine Fortsetzung des aktuellen Booms. Setzt sich die rege Emissionstätigkeit somit im kommenden Halbjahr fort, dürfte der Schuldscheinmarkt, ausgehend vom bisherigen Transaktionsvolumen, das erst im Vorjahr erzielte Rekordvolumen von rund 20 Mrd. EUR spielend knacken.

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