reconcept: „An der Energiewende rüttelt auch die neue deutsche Regierung nicht mehr“

Angeboten wird der durch Second Party Opinion unterlegte Green Bond reconcept 2025/31 im Volumen von bis zu 25 Mio. EUR – dazu BondGuide im Gespräch mit Geschäftsführer Karsten Reetz.

BondGuide: Herr Reetz, ein neues Angebot der reconcept, dieses Mal ein waschechter Green Bond ist am Start. Was müssen Investoren über die neue Anleihe wissen?
Reetz: Sie haben es bereits angesprochen: Unsere mittlerweile zehnte Anleihe ist die erste, die den Green Bond Principles, GBP, der International Capital Market Association ICMA folgt und von EthiFinance mit einer Second Party Opinion als Green Bond klassifiziert wurde. Zudem bieten wir mit 7,75% den bislang attraktivsten jährlichen Festzins seit unserem Kapitalmarktdebüt 2020 an. Wichtig zu wissen ist auch, dass das öffentliche Angebot über unsere Webseite www.reconcept.de/ir bereits am 23. Oktober um 11 Uhr und über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Deutsche Börse schon am 24. Oktober um 13 Uhr enden wird. Mit Blick auf unser operatives Geschäft hat sich unsere Pipeline deutlich weiterentwickelt und mittlerweile die Marke von 10 GW überschritten. So rechnen wir schon nächstes Jahr mit ersten Projektverkäufen, die diesen Green Bond speisen werden. Erwähnen möchte ich auch, dass wir unseren reconcept Green Bond I dieses Jahr plangemäß und vollständig zurückgezahlt haben. Dieser tadellose Track Record am Kapitalmarkt ist uns sehr wichtig.

BondGuide: Volumen bis zu 25 Mio. EUR, dieses Mal auf Anhieb: Gehen Sie dieses Mal gleich von Beginn an all-in statt einmal oder mehrfach homöopathisch aufzustocken?
Reetz: Mit M.M.Warburg & CO haben wir erstmals eine Emissionsbank als starken Platzierungspartner an unserer Seite, während in der Vergangenheit die Platzierung über unseren eigenen Vertrieb sowie über ausgewählte Finanzintermediäre erfolgte. Auf diese Weise adressieren wir zum ersten Mal gezielt auch institutionelle Investoren, für deren Ansprache jedoch u.a. ein Mindestemissionsvolumen erforderlich ist. Dementsprechend gehen wir von einer überwiegend, aber nicht ausschließlich institutionellen Platzierung aus. Unser neuer Green Bond richtet sich also gleichermaßen auch an Privatanleger.

Eckdaten des neuen Bonds der reconcept

Eckdaten des neuen Bonds der reconcept

„So adressieren wir zum ersten Mal gezielt auch institutionelle Investoren, für deren Ansprache jedoch u.a. ein Mindestemissionsvolumen erforderlich ist.“

BondGuide: Bei einem Green Bond profitieren Emittenten doch eigentlich von einer gewissen grünen Dividende, gemeinhin ca. ½ Prozentpunkt. Mit einem Kupon von 7 ¾% bietet die reconcept aber nicht einen halben Punkt weniger, sondern einen mehr im Vergleich zu Ihren bisherigen Anleihen. Was steckt denn da dahinter?
Reetz: Der Zinssatz von 7,75% berücksichtigt die besonderen Rahmenbedingungen dieser Emission. Zum einen haben wir mit M.M.Warburg & CO im Vorfeld ein Presounding unter institutionellen Investoren durchgeführt, um ihre Anforderungen und Anlagebedingungen zu erfahren. Zum anderen ist die Platzierungsphase mit nur drei Wochen diesmal besonders kurz. Beiden Aspekten haben wir mit dem Zinssatz von 7,75% Rechnung getragen – um von Beginn an eine breite Nachfrage sicherzustellen und sowohl institutionellen als auch privaten Anlegern ein attraktives Angebot zu machen.

BondGuide: In vergangenen Gesprächen hatten Sie uns erläutert, dass thematisch fokussierte Anleihen bei Investoren höheren Zuspruch finden, z.B. die CHF-Anleihe Kanada oder auch die Serie Solar Deutschland.
Reetz: ‚Genauso hohen Zuspruch‘ trifft es in Anbetracht unseres Track Records wohl genauer. Denn Anleger wussten und wissen sowohl unsere Unternehmensanleihen als auch unsere thematischen Anleihen gleichermaßen zu schätzen, was sich auch in den Platzierungsergebnissen widerspiegelt. Beim neuen Green Bond können wir die Mittel innerhalb unseres Green-Bond-Frameworks flexibel einsetzen – also über verschiedene Technologien und Märkte hinweg. Das umfasst Photovoltaik-, Wind- und Batteriespeicherprojekte in unseren drei Kernmärkten Deutschland, Finnland und Kanada. So bleibt unsere Wachstumsstrategie breit aufgestellt und dynamisch.

„Beim neuen Green Bond können wir die Mittel innerhalb unseres Green-Bond-Frameworks flexibel einsetzen – also über verschiedene Technologien und Märkte hinweg.“

BondGuide: Den Emissionserlöszweck habe ich mehrfach durchgelesen – und trotzdem nicht verstanden. Also daher: Welche Vorgaben gibt es für den Green Bond Status in eigenen Worten?
Reetz: Der Green Bond dient der Finanzierung und Refinanzierung unserer Aktivitäten in den Green-Bond-Kategorien Erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz. Konkret investieren wir in die Entwicklung von Projekten ausschließlich in den Bereichen Photovoltaik, Windkraft und Batteriespeicherlösungen – jeweils bis zur Erreichung des Ready-to-Build-Status. Die Investitionen konzentrieren sich dabei auf unsere drei Kernmärkte Deutschland, Finnland und Kanada.

BondGuide: Die Fokusmärkte Deutschland, Finnland und Kanada wurden konkret beim Namen genannt. Wo investiert es sich derzeit am lukrativsten in Ihrem Metier – und ist das dieselbe Antwort wie vor fünf Jahren, vor zehn Jahren?
Reetz: Die Wahl unserer Fokusmärkte hat sich im Nachhinein als absolut richtig erwiesen – das kann ich aus voller Überzeugung so sagen und gilt auch aktuell. Es gibt zwar immer wieder mal Phasen, wo es entweder länder- oder auch technologiespezifisch Hemmnisse gibt. Da darf man sicherlich die berühmte Windkraft in Bayern nennen. Aber grundsätzlich bleiben unsere Fokusmärkte langfristig lukrativ, da sie unverändert über attraktives Wachstumspotenzial im Bereich der Erneuerbaren Energien verfügen und sich nach wie vor durch stabile wirtschaftliche, politische sowie regulatorische Rahmenbedingungen auszeichnen.

„Die Wahl unserer Fokusmärkte hat sich im Nachhinein als absolut richtig erwiesen.“

BondGuide: Was hat sich in Kanada jüngst verändert? – es gilt jetzt als Boomland für Erneuerbare.
Reetz: Erfreulicherweise wenig, denn Kanada bietet nach wie vor enormes Erneuerbare-Energien-Potenzial, insbesondere in British Columbia für Windkraft sowie in Ontario und Alberta für Solarparks. Dort lassen sich auch Energiespeicherlösungen hervorragend mit einplanen. Zudem punktet das Land mit politischer Stabilität, einer starken Währung und einem klaren regulatorischen Rahmen für den Ausbau grüner Energien. Jede Provinz hat zwar ihr eigenes Energierecht und damit eigene Preisstrukturen, aber dort wurden bereits wichtige energiepolitische Weichen gestellt, um die erforderlichen Leitplanken für die Stoßrichtung vorzugeben.

BondGuide: Sehr diplomatisch formuliert! Mit welchem Zeithorizont sicherer Planbarkeit rechnet man denn – plant man da parallel mit der Laufzeit von Regierungen, also meist vier Jahre, oder irgendwie anderweitig geheimnisvoll? Ich frage, da ich mich ja auch noch an den ‚spanischen Virus‘ für EE vor 1 ½ Jahrzehnten erinnere…
Reetz: Die Wahrheit liegt tatsächlich irgendwo bei fünf Jahren: vier Jahre für eine Regierungslaufzeit und ein Jahr zusätzlich, bevor erste neue Weichenstellungen zustande kommen. Also nennen wir es ruhig beim Namen: Die Umstellung von älteren Technologien zur Energiegewinnung auf Erneuerbare ist stets von diesen politischen Weichenstellungen abhängig – in jedem Land. Es gibt lediglich Länder, die schon weiter sind als andere. Zu nennen wären hier die skandinavischen Länder, vor allem Finnland und Schweden. Wir haben auch in Deutschland inzwischen über fünf Jahre Planungssicherheit. An der Energiewende rüttelt die neue deutsche Regierung nicht mehr, sondern wird höchstens an kleineren Stellschrauben zu drehen versuchen.

BondGuide: Kann heute so etwas wie in Spanien vor 15 Jahren, als die Solarförderung von einem Jahr auf das andere praktisch komplett eingestampft wurde, überhaupt noch irgendwo passieren? Und dann brach alles zusammen – und eben nicht nur in Spanien.
Reetz: Das ist heute nirgendwo wahrscheinlich, geschweige denn so direkt möglich. Das EEG bzw. vergleichbare Gesetze laufen stabil in diversen Ländern. Übrigens haben die Spanier damals auch nicht das Gesetz umgeschmissen, sondern, um rechtssicher zu bleiben, eine Sondersteuer erhoben. Heute ist es ohnehin schon wieder andersherum: Spanien ist innerhalb Europas einer der attraktivsten und stabilsten Märkte für Solarkraft.

„Über unser etabliertes Emissionsgeschäft können wir seit mehr als 25 Jahren Projekte eigenständig finanzieren und damit Marktzyklen aus eigener Kraft überbrücken.“

BondGuide: Nun sehen wir leider schon wieder einige Pleitewellen im deutschen Solarsektor. Wie gewohnt wird auf China gezeigt. Als Außenstehender verstehe ich es leider nicht ganz: nun gut – die Komponenten werden mehrheitlich von fleißigen Händen in Asien hergestellt. Aber Projekte und Dienstleistungen werden hier in Deutschland, Europa oder Kanada erbracht und abgerechnet. Erklären Sie mir doch, wo China das Problem ist – die günstige Fertigung macht doch sogar die Gesamtrechnung günstiger.

Karsten Reetz, reconcept

Karsten Reetz, reconcept

Reetz: Der Hauptdruck entsteht durch den massiven Preisverfall entlang der gesamten Lieferkette – insbesondere bei Solarmodulen aus China. Hersteller in Europa können mit dieser Kosteneffizienz schlicht nicht konkurrieren, was ganze Produktionsstufen hierzulande unter Druck setzt. Gleichzeitig führt das große Angebot an Freiflächenprojekten zu sinkenden Bewertungen, während die Komponentenpreise weiter fallen. Für viele Projektentwickler, die über Jahre Kapital binden müssen und keinen Zugang zum Kapitalmarkt haben, wird das schnell zur Belastung – vor allem, weil Banken kaum noch bereit sind, Projektvorfinanzierungen zu übernehmen. Genau hier liegt ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal unseres Geschäftsmodells: Über unser etabliertes Emissionsgeschäft können wir seit mehr als 25 Jahren Projekte eigenständig finanzieren und damit solche Marktzyklen aus eigener Kraft überbrücken. Diese integrierte Struktur verschafft uns Stabilität und zugleich einen klaren Wettbewerbsvorteil – auch in Phasen, in denen der Markt unter Druck steht.

BondGuide: Herr Reetz, einmal mehr ganz herzlichen Dank an Sie!

Interview: Falko Bozicevic

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