
Die US-Notenbank Fed dürfte auf absehbare Zeit an ihrer geldpolitischen Zurückhaltung festhalten – trotz politischer Einflussversuche und zunehmender fiskalischer Risiken. Im aktuellen Marktkommentar analysiert Deborah Cunningham, Chief Investment Officer bei Federated Hermes, warum die jüngste Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s zwar ein Warnsignal für langfristige Anleihen darstellt, Geldmarktfonds jedoch weitgehend unberührt lässt. Gleichzeitig unterstreicht ein Urteil des Obersten Gerichtshofs den Schutz der Unabhängigkeit der Fed – ein Signal von Stabilität in einem zunehmend angespannten Umfeld.
Manchmal ist es am besten, direkt zu sein. Sobald die Nachricht über Moody’s jüngste Herabstufung des US-Kreditratings bekannt wurde, wussten wir, dass Cash-Manager Fragen zu den Auswirkungen auf US-Geldmarktfonds beantworten müssten. Es gibt keine Auswirkungen: Die Ratingagentur hat bestätigt, dass ihre Aaa-mf-Bewertung für Geldmarktfonds von der „Herabstufung“ unberührt bleibt.
Es ist schon eine Weile her, dass die beiden anderen großen Agenturen ihre US-Ratings gesenkt haben – S&P im Jahr 2011 und Fitch im Jahr 2023. Für uns war das fast sofort Schnee von gestern. Die Herabstufungen spiegeln die Einschätzung der Agenturen wider, dass die Regierung ihre gigantischen Schulden nicht reduzieren kann. Das ist naturgemäß ein langfristiges Problem und betrifft daher US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. Bills mit kürzeren Laufzeiten unterliegen nicht denselben Bedenken. Die meisten Geldmarktfonds halten überwiegend oder ausschließlich Bills.
Warum wirkt sich eine US-Herabstufung also nicht auf das Rating eines Geldmarktfonds aus? Es geht um Zeit und Methodik.
Wie die anderen Agenturen betrachtet auch Moody’s einen Fonds ganzheitlich. Das Framework berücksichtigt nicht nur die Kreditbewertung, sondern auch Laufzeit- und Liquiditätskennzahlen sowie weitere Aspekte. Die Herabstufung mag zwar die Kreditqualitätsmessung beeinflussen, aber die kurzfristige Natur der Geldmarktfondsbestände aufgrund der Laufzeitbeschränkungen der Rule 2a-7 hält diese Auswirkung vermutlich gering. Gleichzeitig bleiben die sehr hohen Liquiditätspositionen dieser Produkte robust und stärken das Gesamtstabilitätsprofil der Portfolios.
Entscheidend ist: Das Risikomanagement von Geldmarktfonds geht weit über die bloße Wahl von Treasury Bills anstelle von Notes und Bonds hinaus. Die gewichtete durchschnittliche Laufzeit des gesamten Fondsportfolios darf maximal 60 Tage betragen. Der Fonds muss einen großen Anteil an Wertpapieren halten, die täglich oder wöchentlich einlösbar sind. Alle anderen Vermögenswerte außer T-Bills (wie Fannie-Mae-Wertpapiere oder Commercial Paper) müssen ebenfalls hochbewertet sein. Moody’s und andere Agenturen haben ihre Meinung über die Solidität dieser Finanzprodukte nicht geändert. Diese operieren im kurzfristigen Bereich hochwertiger Wertpapiere und streben Stabilität und Kapitalerhalt an. Wir glauben, dass Anleger zu demselben Schluss kommen.
Der eigene Unabhängigkeitstag der Fed
Präsident Trump hat das Bollwerk getestet, das die Federal Reserve vor politischer Einflussnahme schützt – und es als unerschütterlich erlebt. Seine Beleidigungen gegen Vorsitzenden Powell sind eine Sache, aber die Behauptung, er habe die Befugnis, ihn zu entlassen, eine andere. Diese Haltung bedrohte die unabhängige Stellung der Fed und war ernst genug, um eine Zurechtweisung durch den Anleihemarkt zu verdienen. Niemand schikaniert so wie Anleihegläubiger.
Als die Regierung die Leiter zweier unabhängiger Behörden entließ – des National Labor Relations Board und des Merit Systems Protection Board – entstand die Sorge, Trump könnte versuchen, auf Umwegen das Federal Reserve Board of Governors zu ersetzen, zu dem natürlich auch Powell gehört. Glücklicherweise schritt der Oberste Gerichtshof ein. Er bestätigte zwar, dass das Weiße Haus die betreffenden Direktoren entlassen konnte, schloss aber proaktiv die Tür für jeden ähnlichen Versuch bei der Zentralbank: „Die Federal Reserve ist eine einzigartig strukturierte, quasi-private Einheit, die in der besonderen historischen Tradition der Ersten und Zweiten Bank der Vereinigten Staaten steht.“ Dieses Urteil erging am 22. Mai – für die Fed hätte es genauso gut am 4. Juli ergehen können.
Die Tatsache, dass das Oberste Gericht diese Ausnahme traf, ohne speziell danach gefragt worden zu sein, sollte Trump überzeugen, dass er keine Chance hat. Das bedeutet nicht, dass er aufhören wird. Er traf sich kürzlich mit Powell im Weißen Haus, um ihm zu sagen, der Vorsitzende mache „einen Fehler, indem er die Zinssätze nicht senkt“, so der Sprecher des Präsidenten. Die FOMC-Sitzung am 18. Juni wird mit ziemlicher Sicherheit keine Zinsänderung bringen. Ebenso klar ist, dass Trump Powell weiterhin kritisieren wird.
Eine aktualisierte Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen ist immer bemerkenswert, und das FOMC wird eine bei der Sitzung veröffentlichen. Sie könnte jedoch weniger aufschlussreich sein als üblich. Solange der Nebel der Fiskal- und Handelspolitik der Regierung den Zustand der Wirtschaft verschleiert, werden die Fed-Mitglieder wahrscheinlich ihre „Abwarten-und-Beobachten“-Position bekräftigen.
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