P2P-Kredite im Fokus: so investieren Plattformen Ihr Kapital

 Peer-to-Peer-Kredite (kurz: P2P-Kredite) haben sich als alternative Investitionsform etabliert – besonders für Anleger, die ihr Geld unabhängig von Banken anlegen möchten. Von Robert Steininger*

Dabei verleihen Investoren direkt an Privatpersonen oder Unternehmen, vermittelt über digitale Plattformen. Diese übernehmen die Prüfung, Verteilung und Verwaltung der Kredite – und versprechen attraktive Renditen. Doch wie funktionieren P2P-Plattformen konkret? Was passiert mit dem investierten Kapital? Und wie steht es um die Sicherheit?

Wie P2P-Kreditplattformen funktionieren

Im Kern dienen P2P-Plattformen als digitaler Marktplatz: Kreditnehmer stellen Finanzierungsanfragen, während Anleger über die Plattform Kapital bereitstellen. Anders als bei Banken ist die Abwicklung dabei oft transparenter und schneller. Die Plattform übernimmt wichtige Aufgaben wie Bonitätsprüfung, Vertragsabwicklung, Auszahlung und Inkasso.

Viele Anbieter setzen mittlerweile auf automatisierte Investmentlösungen, die das Kapital breit auf mehrere Kreditnehmer streuen – um so das Risiko einzelner Ausfälle zu minimieren. Das spart Zeit und senkt die Einstiegshürde für private Investoren.

Sicherheit: Rückkaufgarantie & Risikomanagement

Ein zentraler Punkt bei P2P-Investitionen ist die Frage nach der Sicherheit. Im Gegensatz zu Sparanlagen bei Banken unterliegen P2P Kredite keinem gesetzlichen Einlagenschutz. Um das Risiko dennoch zu begrenzen, bieten viele Plattformen sogenannte Buyback-Garantien: Gerät ein Kreditnehmer mit der Rückzahlung in Verzug (oft ab 30 Tagen), springt der Kreditvermittler ein und kauft den Kredit vom Anleger zurück – inklusive angefallener Zinsen.

Allerdings gilt: Diese Rückkaufgarantien sind freiwillige Leistungen der Plattform bzw. der Kreditvermittler und rechtlich nicht verbindlich. Fällt der Anbieter aus, greift auch die Garantie nicht. Anleger sollten deshalb nicht nur auf die Garantie selbst, sondern auch auf die Bonität und Seriosität der Plattform ihrerseits achten.

Renditeerwartungen: von konservativ bis ambitioniert

Die versprochenen Renditen sind je nach Plattform und Kreditprofil unterschiedlich. Während konservative Modelle wie Bondora Go & Grow mit festen 6,75 % Jahresrendite arbeiten, bieten Plattformen wie Debitum bei Geschäftskrediten teils bis zu 15 % – allerdings bei höherem Risiko.

Entscheidend für die tatsächliche Rendite ist jedoch nicht nur der Zinssatz, sondern auch die Rückzahlungsquote und die Wiederanlage des Kapitals. Wer erfolgreich investieren möchte, sollte diese Faktoren regelmäßig überwachen und gegebenenfalls anpassen.

Plattformen im Vergleich: Drei Modelle im Überblick

Bondora Go & Grow – einfach investieren, geringes Risiko

Bondora aus Estland zählt zu den bekanntesten Anbietern in Europa. Das Produkt „Go & Grow“ richtet sich an Einsteiger, die ohne großen Aufwand investieren wollen. Anleger zahlen Geld ein, Bondora verteilt es automatisch auf viele Konsumentenkredite in verschiedenen Ländern.

Besonderheit: Bondora verspricht eine stabile Rendite von 6,75 % p.a. bei täglicher Verfügbarkeit. Das macht das Modell interessant für Nutzer, die kurzfristige Flexibilität schätzen. Allerdings kann die Rendite bei Marktschwankungen angepasst werden – sie ist also nicht garantiert.

VIAINVEST – Rückkaufgarantie und klare Regulierung

VIAINVEST stammt aus Lettland und bietet Investitionen in Verbraucherkredite mit kurzen Laufzeiten an. Die Besonderheit: Nahezu alle Kredite verfügen über eine Rückkaufgarantie, oft bereits ab 30 Tagen Zahlungsverzug. Zudem ist VIAINVEST seit einiger Zeit als Investmentgesellschaft reguliert – ein Pluspunkt für Anleger, die auf ein reguliertes Umfeld Wert legen.

Die Renditen bewegen sich aktuell meist zwischen 10 % und 12 % – bei täglicher Zinsgutschrift und automatischem Reinvestieren möglich.

Debitum – höhere Renditen durch Firmenkredite

Debitum richtet sich an erfahrenere Investoren. Die Plattform vermittelt Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, zum Beispiel in der Logistik oder im Maschinenbau. Anleger investieren in sogenannte „Asset-backed Loans“, bei denen Sachwerte (z. B. Fahrzeuge oder Waren) als Sicherheit dienen.

Das Risiko ist etwas höher als bei Konsumentenkrediten, dafür liegen die Renditen häufig zwischen 12 % und 15 %. Debitum punktet zudem mit einem professionellen Scoring-System, einem Sekundärmarkt und der Möglichkeit, gezielt Projekte auszuwählen.

Wie wird das Kapital verwendet?

Die Plattformen investieren das Geld der Anleger nicht selbst, sondern stellen es Dritten (den Kreditvermittlern oder Originators) zur Verfügung. Diese vergeben die Kredite an Endnutzer – entweder Privatpersonen oder Unternehmen.

Der Weg des Geldes lässt sich dabei meist gut nachvollziehen: Die Plattformen veröffentlichen Informationen über Kreditnehmer, Laufzeiten, Zinssätze und Sicherheiten. Das schafft Vertrauen – und gibt Investoren die Möglichkeit, gezielt in bestimmte Risikoklassen oder Regionen zu investieren.

Worauf Anleger achten sollten

Wer sich für P2P-Kredite interessiert, sollte einige Punkte bedenken:

– Diversifikation: nicht alles auf eine Plattform oder einen Kredit setzen.

– Regulierung: Plattformen mit staatlicher Aufsicht bieten mehr Sicherheit.

– Transparenz: Offene Kommunikation über Risiken, Gebühren und Performance ist Pflicht.

– Liquidität: Wie schnell kann Kapital zurückgeholt werden, wenn nötig?

– Langfristige Perspektive: P2P-Kredite eignen sich besonders für einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont.

Chancen nutzen – Risiken verstehen

P2P-Kredite sind keine risikofreie Anlageform, aber eine spannende Alternative zum klassischen Sparbuch oder ETF. Plattformen wie Bondora, VIAINVEST und Debitum zeigen, wie unterschiedlich die Modelle sein können – vom einfach bedienbaren All-in-One-Tool bis zur Plattform für erfahrene Anleger mit Auswahlmöglichkeiten.

Wer sich gut informiert, auf Diversifikation setzt und die Sicherheit der Plattform prüft, kann mit P2P-Krediten attraktive Erträge erzielen – mit einem Maß an Kontrolle, das man bei Banken oft vergeblich sucht.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.

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