Der Sektor der erneuerbaren Energien in Indien wächst schnell und ist ein zentraler Bestandteil der Energiesicherheit des Landes.
In ihrem aktuellen Kommentar analysiert Alexandra Symeonidi, CFA, Corporate Credit Analyst im Emerging Markets Debt Team von William Blair Investment Management, den Wachstumskurs des indischen Sektors der erneuerbaren Energien, die wichtigsten Antriebskräfte, Herausforderungen und Investitionsmöglichkeiten.
Indien, das weltweit der drittgrößte Energieverbraucher ist, will bis 2070 Netto-Null-Emissionen erreichen. Premierminister Narendra Modi hat zudem das Ziel gesetzt, die Hälfte der Energiekapazität aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und bis 2030 eine Kapazität von 500 Gigawatt (GW) zu installieren. Diese Maßnahmen sollen die CO2-Emissionen um 1 Mrd. Tonnen reduzieren und die Emissionsintensität der indischen Wirtschaft um 45% senken.
Indiens Kapazität an erneuerbaren Energien indes wächst enorm: Seit 2017 hat sich der Ausbau von Solar- und Windenergie verdoppelt, und bis zum Fiskaljahr 2024 wird eine Zunahme um 10% auf 200 GW erwartet. Um die Ziele für 2030 zu erreichen, müsste der jährliche Kapazitätszubau jedoch um 50 GW steigen. Im Mai 2024 betrugen die Kapazitäten für saubere Energien 45% der gesamten Energiekapazität. Der größte Anteil (65%) entfiel auf Solar- und Windenergie.
Indien verzeichnet eine zunehmende Zahl von Projekten im Bereich Wind-Solar-Hybrid (WSH), bei denen Wind- und Solarenergie kombiniert werden, um die Energieproduktion und Flächennutzung zu optimieren. Insgesamt gibt es acht Erzeugerunternehmen für erneuerbare Energien (GENCOs), die zusammen über eine Kapazität von über 33 GW verfügen. Dies entspricht fast einer Verdopplung seit 2020. Zwei dieser Unternehmen stellen 60% der Gesamtkapazität.
Trotz dieses Wachstums gibt es Herausforderungen im Bereich der Energieverteilung. Staatliche Energieversorger (DISCOMs) haben mit hohen Schulden und Ineffizienzen zu kämpfen, was in der Vergangenheit zu Verzögerungen bei der Bezahlung von Energieerzeugern führte. Um diese Probleme zu beheben, wurden im Jahr 2022 neue Regeln für Verspätungszuschläge (LPS) eingeführt, die DISCOMs dazu verpflichten, rechtzeitig zu zahlen. Diese Vorschriften haben die Zahlungsmoral verbessert und den Cashflow der Erzeugerunternehmen stabilisiert.
Neben diesen Maßnahmen hat die Regierung das „Revamped Distribution Sector Scheme“ (RDSS) eingeführt, um die Stromversorgung durch betriebliche Effizienz und finanzielle Stabilität zu verbessern. Auch das „Rooftop Solar Scheme“ bietet Anreize für private Solaranlagen. Investitionen in den Sektor werden weiterhin gefördert, und ausländische Direktinvestitionen (FDI) von bis zu 100% sind ohne zusätzliche Genehmigungen erlaubt.
In den kommenden Jahren wird eine große Anzahl von Anleihen fällig, und Experten erwarten, dass es vermehrt zu Emissionen weiterer Anleihen kommt. Vor allem Holdco-Emissionen könnten zunehmen, da sie an das Markt- und Regulierungsumfeld gebunden sind. Insgesamt bietet der Sektor für erneuerbare Energien in Indien weiterhin zahlreiche Investitionsmöglichkeiten, da die neue indische Regierung bestrebt ist, den Sektor durch unterstützende Politikmaßnahmen weiter zu fördern.
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