Unternehmensanleihen-ETFs: weniger attraktiv und nicht so günstig wie gedacht

Die Fondsmanager von DPAM, die Anleihe-Experten Bernard Lalière und Marc Leemans, haben aufs Neue die Vorteile von Anleihen-ETFs kritisch untersucht.

Obwohl ETFs seit den 1990er Jahren in Nordamerika und ab 2000 in Europa aufgrund niedriger Kosten, einfacher Zugänglichkeit und Liquidität populär wurden, zeigen die Experten Schwächen auf.

Viele bilden enge Marktsegmente nach, etwa bei Hochzinsanleihen. Sie orientieren sich oft an liquiden Indizes, die schlechter abschneiden als die von aktiven Fonds genutzten Indizes. Da einige Anleihen im Sekundärmarkt selten gehandelt werden, optimieren ETFs ihre Portfolios und halten die weniger liquiden Anleihen nicht. Dies führe zu einer Abweichung vom Index (Tracking Error) und einer Underperformance, die durch Verwaltungsgebühren weiter verstärkt werde. Sowohl aktive als auch passive Fondsmanager stünden vor dieser Herausforderung.

ETFs: Teil der Börse

Ein Vergleich von europäischen Hochzinsanleihen-Fonds mit den drei größten Hochzinsanleihen-ETFs zeige, dass letztere tendenziell volatiler seien und ein schlechteres Rendite-Risiko-Verhältnis aufwiesen. Bei Marktrückgängen verzeichneten ETFs in den Kategorien Investment Grade und High Yield größere Verluste als die Indizes. Ein weiterer Grund für den Renditeunterschied sei, dass ETFs nicht am Primärmarkt teilnehmen können, wo aktive Fonds eine Emissionsprämie erhalten.

Der Liquiditätsvorteil sei nicht kostenlos. ETFs kombinieren die Merkmale eines SICAV-Fonds mit denen einer Aktie. Am Sekundärmarkt würden ETF-Anteile mit einer Geld-Brief-Spanne gehandelt, die bei weniger aktiven ETFs größer sei und sich in Marktkrisen weiter ausweite.

Bernard Lalière, DPAM

Bernard Lalière, DPAM

Arbitrage trage zwar zur Markteffizienz bei, führe jedoch dazu, dass ETFs oft mit einem Auf- oder Abschlag gehandelt werden. Bei Hochzinsanleihen-ETFs betrage der durchschnittliche Aufschlag 0,42 Basispunkte, was höher sei als bei US-Aktien oder Investment-Grade-Anleihen. In 70% der Fälle werde der Markt mit einem Aufschlag gehandelt, was auf Ineffizienzen in der Bereitstellung der zugrundeliegenden Anleihen hinweise.

Fazit

Marc Leemans, DPAM

ETFs seien nicht ideal für das Management von Unternehmensanleihen-Portfolios. Ihr Anlageuniversum weiche vom Index der meisten SICAV-Fonds ab, sie schwankten stärker und schnitten schlechter als ihre Benchmarks ab. Die Gesamtkosten, einschließlich Verwaltungsgebühren, Geld-Brief-Spanne und Aufschlägen, machten sie weniger attraktiv.

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