
Der Anleihemarkt gilt traditionell als Stabilitätsanker und sicherer Hafen für die Geldanlage. Doch das kann sich als teurer Irrtum herausstellen. Von Leo Willert*
Im Vergleich zu Aktien weist der Anleihemarkt durchaus eine stabilere Wertentwicklung auf. Dennoch können diese ebenso wie Aktien drastisch an Wert verlieren und somit Anleger eiskalt erwischen. Dies geschah beispielsweise im Jahr 2022, als Anleihen – genauso wie Aktien – zweistellig an Wert verloren. Auslöser hierfür war die sprunghaft ansteigende Inflation in Europa und den USA, die die westlichen Notenbanken dazu veranlasste, die Leitzinsen anzuheben und damit die Ära der Nullzinsen sehr abrupt zu beenden. Vom vermeintlich sicheren Hafen war auch am Anleihemarkt in dem Fall nichts mehr zu spüren.
Das Gespenst der Inflation konnte in der EU mittlerweile größtenteils gebändigt werden. Die Inflationsrate befindet sich in der EU mit 2,2% knapp oberhalb der Zielmarke (Stand November 2025). In den USA liegt die Inflationsrate nach vorläufigen Prognosen für November 2025 mit rund 3% noch deutlich höher und oberhalb des FED-Zielwerts von 2%. Die EZB hat den Leitzins in der EU im Juni 2025 auf 2,15% gesenkt und seitdem auf diesem Niveau belassen. In den USA wurde der Leitzins trotz hartnäckiger Inflation zuletzt auf eine Spanne von 3,50 bis 3,75% gesenkt.
Aktuell diskutieren Marktteilnehmer, ob die US-Notenbank angesichts des Drucks von US-Präsident Trump ihre Unabhängigkeit wahren kann oder ob unter einem neuen präsidentenfreundlichen FED-Vorsitzenden im nächsten Jahr die Notenbank nachgibt und die Leitzinsen zum politischen Spielball des Präsidenten werden. Schon jetzt reagieren die Anleihenmärkte nervös auf öffentliche Äußerungen von Trump und die Spekulation, dass unter einem neuen FED-Vorsitzenden die Zinsen sinken könnten, wenn die Politik es verlangt.
Auch wenn sinkende Zinsen in der EU und den USA sich tendenziell positiv auf die Kurse in Euro oder US-Dollar denominierten Anleihen auswirken, gibt es noch immer Risiken am Anleihehorizont. So ist die Inflation in der EU im November 2025 mit 2,2% höher ausgefallen als erwartet. Eine weiter ansteigende Inflation würde den Anreiz der Notenbanken, die Zinsen zu senken, wieder reduzieren.
Auch bestehen Konjunkturrisiken: Die Wirtschaft in der Eurozone lahmt. Große Wirtschaftsländer wie Deutschland leiden unter einer Wirtschaftskrise mit Stellenabbau in der Industrie und einer hohen Insolvenzrate. Dies erhöht bei Anleihe-Investoren das Risiko für Kreditausfälle. Für weitere Beunruhigung an den Anleihenmärkten sorgt die hohe Staatsverschuldung westlicher Volkswirtschaften.
Für großes Aufsehen sorgte die Herabstufung der USA: Die Ratingagentur Moody’s senkte im Mai 2025 das Rating von Aaa auf Aa1. Der Kurs der 30-jährigen US-Staatsanleihen fiel dadurch deutlich. Der Ausblick für US-Staatsanleihen wandelte sich von stabil auf negativ. Auch bei französischen Staatsanleihen wurde durch S&P eine Herabstufung von AA‑ auf A+ aufgrund des hohen Staatsdefizits und des begrenzten fiskalischen Spielraums vollzogen.
Anleihen performen unterschiedlich
Ein genauerer Blick offenbart, dass Anleihen nicht alle über einen Kamm zu scheren sind und es deutliche Renditeunterschiede zwischen Bonds in Abhängigkeit vom Rating, der Bonität des Emittenten, Herkunftsland, Branche etc. gibt. Vergleicht man die Performance verschiedener Bond-Segmente auf Jahressicht, ergibt sich ein differenziertes Bild: so performten im Jahr 2023 beispielsweise globale High Yield-Anleihen am besten, gefolgt von Inflation-Linked Euro-Bonds und deutschen Staatanleihen.
Im Jahr 2024 schnitten performancetechnisch Emerging-Markets-Staatsanleihen und Emerging Markets- und US-High Yield-Anleihen besonders gut ab. Im Jahr 2025 zeigten kurzlaufende Staatsanleihen und Investment Grade-Unternehmensanleihen in Euro gerechnet bisher die stärkste Performance. Auch am Anleihemarkt lohnt sich also die Aufstellung eines breit diversifizierten Portfolios, um das Renditepotenzial zu steigern. Ein aktiver Asset Management-Ansatz kann gewährleisten, dass das Portfolio abgesichert wird, falls Anleihen stark an Wert verlieren sollten.
Durch Trendfolge von trendstärksten Anleihen profitieren
Ein flexibler Investmentansatz, der das Portfolio auf Basis quantitativer Regeln zusammenstellt, kann die rotierende Rendite bei Anleihen ideal abschöpfen. Die vielfach untersuchte und belegte Momentum-Theorie besagt, dass dasjenige Wertpapier mit dem höchsten Kursanstieg seinen positiven Trend mit einer statistisch höheren Wahrscheinlichkeit kurz- bis mittelfristig fortsetzen wird. Dieser Ansatz lässt sich auch bei Anleihen anwenden.
Ein Beispiel für einen aktiven Fonds, der die Momentum-Strategie bei Anleihen nutzt, ist der Dach-Anleihefonds C-QUADRAT ARTS Total Return Bond (AT0000634720). Ein technisches Handelssystem investiert hier automatisiert in die trendstärksten Anleihe-Fonds und -ETFs. Schwächt sich das Momentum ab, wird der Ausstieg aus dem Fonds vollzogen. Stop-Loss-Limits, die automatisch bei Unterschreiten eines vordefinierten Wertes aussteigen, tragen zusätzlich zur Absicherung bei.
Durch die Momentum-Strategie kann emotionslos und prognosefrei von den Anleihen mit der höchsten Rendite profitiert werden. Beim C-QUADRAT ARTS Total Return Bond haben auf 6-Monats-Sicht (Stand 5.12.25) die Fonds Templeton Emerging Markets Bond, BNP Paribas Global Convertible und Global Evolution Frontier Markets in absteigender Reihenfolge die höchste Rendite erbracht. Welche Fonds in den kommenden sechs Monaten am besten performen werden, kann kein Fondsmanager genau voraussagen.
Das Trendfolgemodell wird hier vollkommen rational auf Basis von Daten, klarer Regeln und erprobter Systematiken eine fundierte Entscheidung für den Anleger treffen.
*) Leo Willert ist Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management.
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