Wie sich internationale Finanzkrisen auf die Kreditvergabe auswirken

Aktuelle Situation bei Staatsverschuldung und privaten Haushalten
Offiziell hat die Staatsverschuldung in den meisten EU-Ländern zuletzt wieder leicht abgenommen. Auch das Wirtschaftswachstum liegt derzeit in Deutschland und seinen EU-Partnern in einem akzeptablen Bereich. Das sorgt für höhere Steuereinnahmen und durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank müssen Staaten derzeit für ihre Kredite weniger bezahlen.

Auch die Verbraucher könnten seit ein, zwei Jahren wieder das Gefühl haben, dass ihnen die Verbraucherkredite nachgeworfen werden. Die Lohnpolitik der Bundesregierung und die Monate lang andauernden Debatten über Mindestlöhne haben in der Vergangenheit allerdings dazu geführt, dass das private Haushaltsbudget auch 11 Jahre nach der Finanzkrise keine großen Sprünge erlaubt. Da hilft auch nicht die EU-Richtlinie 2008/48/EU über Verbraucherkreditverträge. Diese sollte den Weg für einen funktionierenden Binnenmarkt grenzüberschreitender Verbraucherkredite frei machen und innerhalb der EU für diesen Bereich einen gemeinsamen Rechtsrahmen schaffen. Der Markt sollte transparenter gestaltet werden, um so die Vergabe von grenzüberschreitenden Krediten zu erleichtern. Wesentliche Unterschiede bei der Umsetzung dieser Richtlinie in den einzelnen EU-Ländern haben das bisher verhindert.

Reformvorschläge gibt es, eine Einigung aber nicht

Reform-Vorschläge kommen immer wieder von allen Seiten. Eine Einigung darüber gestaltet sich bei 27 EU-Mitgliedsstaaten jedoch schwierig. So werden Pläne der EU-Kommission über die Umwandlung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in einen Europäischen Währungsfonds EWF ebenso heiß diskutiert wie der Vorschlag von Frankreichs Präsident Macron, bei Bankenpleiten die Ersparnisse der Kunden mit Geldmitteln aller Geldhäuser der Euro-Zone anstatt mit den Steuergeldern der Staaten zu finanzieren. Aus deutscher Sicht schwingt immer die Angst mit, dass deutsche Steuerzahler und deutsche Banken noch mehr für andere Euroländer haften müssen.

Ausblick
Das Zinsniveau bei Krediten ist noch immer moderat. Vor allem Hypothekendarlehen sind nach wie vor günstig zu bekommen. Das liegt in erster Linie am rekordniedrigen Leitzins der Bundesbank, die damit das Wachstum der Wirtschaft halbwegs im positiven Bereich halten will. Wie sich das Kreditgeschäft der Banken in Zukunft gestalten wird, hängt wohl in erster Linie von der weiteren Entwicklung der Euro-Zone und der damit verbundenen Zinspolitik ab. Experten rechnen ab dem Frühjahr 2019 mit ersten Leitzinserhöhungen. Für die Finanzierung der Staatsverschuldung sind allerdings die langfristigen Zinsen ausschlaggebend: Für diese wird in naher Zukunft noch nichts dergleichen prognostiziert.

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Bei den Schuldenprobleme der einzelnen EU-Staaten hat sich die Lage abgesehen von den EU-konträren Ansichten der italienischen Regierung zur Neuverschuldung aktuell etwas entschärft. Von einer krisensicheren Eurozone kann aber noch lange nicht die Rede sein. Der Europäische Stabilitätsmechanismus verschlingt als Teil des Euro-Rettungsschirms seit 2013 in jedem Quartal noch immer weit über 200 Mrd. EUR. Griechenland (etwa 175 Mrd. EUR/Quartal) nimmt dabei weiterhin den größten Posten ein. Portugal (26 Mrd.), Irland (17 Mrd.), Spanien (26 Mrd.) und Zypern (6 Mrd.) erhalten ebenfalls regelmäßig Kredite.

Wie sicher die Eurozone in Zukunft sein wird, hängt vor allem von der Umsetzung nötiger Reformen ab. Welche Auswirkungen ein BrExit haben wird, wagt auch jetzt noch niemand genau vorherzusagen. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Kreditvergaben im Großen wie im Kleinen immer von der aktuell wirtschaftlichen Situation abhängen.

*) Dr. Marc Rupano ist Spezialist für Verbraucher- und Finanzierungsthemen aller Art.

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