
Finanzprodukte: Bei welchen Anlageformen muss aufgepasst werden – welche praktischen Tipps helfen? Von Katharina Dauenhauer*
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten suchen viele Anleger nach sicheren und rentablen Möglichkeiten, ihr Vermögen zu vermehren. Traditionelle Finanzprodukte wie Tagesgeld, Bausparverträge und Lebensversicherungen bieten jedoch oft nicht die erhoffte Sicherheit und Rendite. Es ist wichtiger denn je, diese Anlageformen kritisch zu hinterfragen und auf renditestärkere und flexiblere Alternativen zu setzen. Bei welchen Finanzprodukten muss aufgepasst werden – welche praktischen Tipps helfen?
Tagesgeld und Festgeld
Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen werden oft als beständige Anlageform beworben, sind aber oft Lockangebote für Neukunden. Nach einer kurzen Anlaufzeit bieten sie nur geringe Zinsen. Zudem müssen Anleger ihr Geld oft bei unbekannten Online-Banken im Ausland anlegen, was das Risiko erhöht. Die Rendite bleibt meist gering und reicht kaum, um die Inflation auszugleichen.
Bausparverträge
Bausparverträge galten lange Zeit als sichere und planbare Art der Baufinanzierung. Doch die Renditen sind gering und die Verträge unflexibel. Ein Bausparvertrag lohnt sich teilweise nicht einmal in den Fällen, in denen ein Baudarlehen benötigt wird. Geringe Zinsen in der Ansparphase und hohe Abschlussgebühren machen diese Verträge nur für sehr wenige Fälle attraktiv. Ansonsten kann das Kapital in flexiblere und renditestärkere Anlageformen investiert werden.
Kapitallebensversicherung
Die Kapitallebensversicherung kombiniert Sparform und Lebensversicherung. Allerdings sind die Abschlussprovisionen wie Gebühren hoch und die Rendite lässt zu wünschen übrig. Zur Absicherung von Angehörigen ist eine Risikolebensversicherung, die zu günstigeren Konditionen abgeschlossen werden kann, die bessere Wahl.
Private Rentenversicherungen, Riester- und Rürup-Verträge
Diese Produkte sind komplex und unverhältnismäßig teuer. Staatliche Zulagen und Steuervorteile wiegen die hohen Kosten und geringen Renditen selten auf. Riester-Verträge lohnen sich nur für Personen mit niedrigem Einkommen und hohen Kinderzulagen, während Rürup-Verträge aufgrund ihrer Inflexibilität unpraktisch sind.
Freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung
Die Deutsche Rentenversicherung Bund wirbt für freiwillige Beiträge. Allerdings können sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern, was zu Unsicherheiten führt. Zudem bietet die gesetzliche Rentenversicherung meist eine zu geringe Rendite, um als lohnende Anlageform zu gelten.
Probleme für Anleger
Die Hauptprobleme dieser traditionellen Finanzprodukte liegen in der unzureichenden Rendite und den oft hohen Kosten. Aufgrund der geringen Verzinsung können auch diese Produkte die Inflation nicht ausgleichen, was einen realen Vermögensverlust bedeutet. Anleger investieren viel Zeit und Geld in vermeintlich sichere Produkte, die letztlich keine ausreichende Altersvorsorge bieten.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Flexibilität dieser teils obsoleten Finanzinstrumente. Das Kapital ist langfristig gebunden und ein vorzeitiger Ausstieg kann mit Verlusten verbunden sein. Dies schränkt die finanzielle Beweglichkeit der Anleger ein und kann zu finanziellen Engpässen führen.
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist eine kluge und vorausschauende Finanzplanung unerlässlich, um finanzielle Stabilität und Wachstum zu gewährleisten. Die folgenden fünf Tipps helfen, die Finanzen effektiv zu verwalten und abzusichern.
Diversifizierung macht den Unterschied
Eine der wichtigsten Regeln für eine erfolgreiche Geldanlage: Diversifizierung. Nicht alles auf eine Karte setzen, Kapital breit streuen und auf verschiedene Anlageklassen und Branchen setzen. So werden Risiken reduziert und die Renditechancen erhöht. Negative Entwicklungen in einer Anlageklasse werden durch positive Entwicklungen in einer anderen ausgeglichen.
Flexibilität sichert ab
Es lohnt sich in Produkte zu investieren, die eine gewisse Liquidität bieten. ETFs und Aktien können relativ schnell und unkompliziert verkauft werden. Diese Flexibilität ermöglicht es, schnell auf finanzielle Engpässe oder Marktchancen zu reagieren, ohne langfristig gebundenes Kapital freisetzen zu müssen.
Kosten im Auge behalten
Hohe Gebühren können die Rendite von Anlagen erheblich schmälern. Es macht Sinn, verschiedene Vergleichsportale aufzurufen, um kostengünstige Alternativen zu finden. Niedrigere Gebühren bedeuten, dass ein größerer Teil der Erträge verbleibt. Speziell bei langfristigen Anlagen kann das den Unterschied bedeuten.
Strategie langfristig sehen
Eine gut durchdachte, langfristige Strategie, abgestimmt auf persönliche Ziele, gibt Sicherheit und Orientierung. Es muss langfristig investiert und nicht auf kurzfristige Gewinne spekuliert werden.
Historisch gesehen hat sich beispielsweise der breite Aktienmarkt nach Abschwüngen stets erholt. Wer langfristig investiert, profitiert von den resilienten Märkten.
Unabhängige Beratung nicht unterschätzen
Es ist wichtig zu verstehen, wie das eigene Geld investiert wird. Dementsprechend sollte man sich mit dem Thema auch mindestens einmal im Leben entsprechend auseinandersetzen und eine eigene Strategie finden. Gegebenenfalls kann ein unabhängiger Finanzcoach oder Honorarberater helfen, die richtigen Anlageprodukte für individuelle Situationen zu finden und eine passgenaue Strategie zu entwickeln.
Ebenso hilft er, emotionale Entscheidungen zu vermeiden. Eine unabhängige Beratung stellt sicher, dass Anlagestrategien sowohl den aktuellen Bedürfnissen als auch den langfristigen Zielen entsprechen.
Mit Traditionen brechen
Wer traditionelle Finanzprodukte kritisch hinterfragt und sich für rentablere und flexiblere Alternativen entscheidet, wird eigene finanzielle Ziele schneller erreichen. Wirtschaftlich komplexe Zeiten erfordern besonders sorgfältige und strategische Finanzentscheidungen. Durch proaktive Diversifizierung, Flexibilität, Kostenkontrolle, langfristige Planung und professionelle Beratung können Verbraucher ihre finanzielle Stabilität und ihre Wachstumschancen verbessern.
*) Die studierte Wirtschaftspädagogin Katharina Dauenhauer ist seit 2022 Gründerin von Dauenhauer Consulting. Zuvor lehrte die Berlinerin 18 Jahre lang als Lehrerin und Fachbereichsleiterin am Oberstufenzentrum Banken, Immobilien und Versicherungen Berlin-Mitte.
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