US-Daten gehen in die falsche Richtung – also in die erwartbare

Kommentar von John Kerschner, Global Head of Securitized Products, Janus Henderson Investors, zu den neuen US-Daten.

Der US-Verbraucherpreisindex (VPI) fiel deutlich höher aus als erwartet. Allerdings gab es auch einen Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, was den Märkten widersprüchliche Signale bescherte. Der Kern-VPI stieg um 0,346 bzw. 3,11% im Jahresvergleich, während der Gesamt-VPI um 0,382 bzw. 2,94% im Jahresvergleich stieg.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen auf 263.000 gegenüber den erwarteten 235.000.

Der Kern-Verbraucherpreisindex hat sich im letzten Jahr kaum verbessert und liegt nun wieder deutlich über 3%, nachdem er im ersten Quartal dieses Jahres auf knapp über 2% gefallen war. Noch beunruhigender ist, dass sich der annualisierte Wert für drei Monate langsam auf 4% zubewegt. Dies zeigt, dass der Trend eindeutig in die falsche Richtung geht.

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Selbst der jüngste Lichtblick auf der Inflationsseite, die OER (Owner’s Equivalent Rent, äquivalente Miete des Eigentümers), fiel mit 0,381 bzw. 4,0% annualisiert höher aus als erwartet. Die OER ist zurückgegangen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Wohnungsangebot weiter steigt (in den USA gibt es derzeit ein Wohnungsangebot für 9,2 Monate) und die Immobilienpreise in mehreren Regionen des Landes sogar leicht rückläufig sind. Die heutige Zahl liegt jedoch immer noch weit entfernt von der durchschnittlichen OER von 3%, die wir im Jahr 2021 gesehen haben.

Die FED hat sich nun eindeutig in eine Sackgasse manövriert. FED-Chef Powell schwört, die immer offensichtlicher werdende Abschwächung des Arbeitsmarktes mit Zinssenkungen zu bekämpfen, während er gleichzeitig die andere Hälfte seines doppelten Mandats – stabile Preise oder genauer gesagt eine Inflationsrate von 2% – ignoriert.

Der Kern-Verbraucherpreisindex liegt nun seit 4,5 Jahren deutlich über dem 2%-Ziel der FED, wobei der Trend sogar noch weiter nach oben zeigt. Wir glauben nicht, dass das 2%-Ziel in den nächsten Jahren erreicht werden wird – es sei denn, es kommt zu einer Rezession, die zwar aufgrund externer Schocks immer möglich ist, aber nicht einmal annähernd unserer Basisprognose entspricht.

Wir wissen zwar, dass die FED den Kern-PCE als Inflationsindikator bevorzugt, doch leider werden sich viele Faktoren der heutigen VPI-Zahlen letztendlich auch auf den Kern-PCE auswirken. Aus diesem Grund dürfte der Kern-PCE später in diesem Monat ebenfalls bei 3,0% oder höher liegen, was der erste Wert über 3% seit 17 Monaten (März 2024) wäre. Auch hier geht die Entwicklung eindeutig in die falsche Richtung.

John Kerschner zu den aktuellen US-Daten

John Kerschner zu den aktuellen US-Daten

Normalerweise würde ein höher als erwarteter VPI-Wert wie aktuell zu einem Ausverkauf am Anleihemarkt führen, aber aufgrund des schlechter als erwarteten IJC-Wertes konzentriert sich der Anleihemarkt derzeit auf den IJC-Wert und erholt sich leicht. Es überrascht nicht, dass die Zinsstrukturkurve sich weiter versteilt: Die Märkte rechnen mit einer Zinssenkung durch die FED in der nächsten Woche, bleiben aber angesichts des besorgniserregenden Inflationsumfelds weiterhin wachsam.

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