Im Schlagschatten von Wirecard ist derzeit ein weiterer Strafprozess um Bilanzfälschung angelaufen: bei Möbelkonzern Steinhoff.

Der Möbelhändler mit Ursprung in Niedersachsen und vorrangig deutschen Geschäftsführern verlagerte vor einigen Jahren seinen Sitz nach Amsterdam und nach Johannesburg, Südafrika. Für den langen Arm der hiesigen Justiz war das jedoch nicht weit genug entfernt. Ex-CEO Markus Jooste muss sich zusammen mit einem weiteren Mitangeklagten aktuell vor einem deutschen Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft legt Jooste vor, im Zeitraum Mitte 2011 bis Anfang 2015 Buchgewinne aus Scheingeschäften hineingeschrieben zu haben. Hilfe soll er von zwei weiteren früheren Geschäftsführern gehabt haben, die ebenfalls angeklagt sind, aber deren Beteiligung separat verhandelt werden. Sein Mitangeklagter ist britischer Staatsbürger, der in mehreren Fällen ebenfalls Beihilfe geleistet haben soll.

Die Summe der bilanziellen Aufhübschung belaufe sich auf rund 1,5 Mrd. EUR, zuzüglich über 800 Mio. EUR im Rahmen einer überhöhten Darstellung erworbenen Immobilienvermögens.

Dieses Make-up allein der Unternehmensbilanzen habe dazu geführt, sich zusätzliche ca. 1 Mrd. EUR an Krediten zu ergaunern. Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft daher gegen die deutschen Geschäftsführer und sieht Jooste, seit 1988 im Konzern war und dort seit 2000 Konzernchef bis zu seiner Demission, in der Hauptverantwortung für die genannten Verfälschungen.

2017 hatte Jooste erstmals ‚Unregelmäßigkeiten‘ eingeräumt – diese Unregelmäßigkeiten summierten sich am Ende auf über 6 Mrd. EUR, also das Doppelte dessen wie bei Wirecard. Offenbar nicht die einzige Parallele.

Die Aktie von Steinhoff International notiert im unwesentlichen Bereich von 1 Cent, eine ausstehende Wandelanleihe ebenfalls auf Ramschniveau.

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