Die Renditen von Anleihen mit expliziter Nachhaltigkeitswirkung liegen derzeit vereinzelt unterhalb derer vergleichbarer konventioneller Anleihen. Von Marcio Costa*
Derzeit ist in grünen Staatsanleihen (Green Bonds) mit mittlerer und langer Laufzeit jedoch kein ‚Greenium‘ eingepreist, sodass es keinen Renditenachteil gibt. Zudem können grüne deutsche Staatsanleihen jederzeit in ihre konventionellen Zwillingsanleihen getauscht werden, was verhindert, dass sie eine höhere Rendite als ihre konventionellen Zwillingsanleihen abwerfen und ihr Kurs unter deren Kurs fällt. Da das Greenium bei null liegt, wirkt der grüne Status wie eine kostenlose Call-Option auf die potenzielle Outperformance grüner Staatsanleihen gegenüber ihren konventionellen Pendants.
Der Green-Bond-Markt ist im Jahr 2023 währungsübergreifend um 445 Mrd. EUR auf ein Rekordvolumen von 2.045 Mrd. EUR gewachsen. Aufgrund des großen Volumens müssen sich auch viele Investoren ohne Nachhaltigkeitsfokus mit diesem Anleihesegment auseinandersetzen. Etwa die Hälfte der Green-Bond-Neuemissionen sind inzwischen Unternehmensanleihen, die Anleger in Kapitalmarktphasen mit größerer Risikofreude gegenüber den bonitätsstärkeren Staatsanleihen bevorzugen.
Das große Angebot an Unternehmensanleihen und SSA-Anleihen (supranationale, staatsgarantierte und staatliche Anleihen) hat entsprechend dazu geführt, dass das Greenium – die Knappheitsprämie für grüne Staatsanleihen – deutlich geschrumpft ist. Das ist jedoch kein Dauerzustand, wie die Verlaufsgrafik zeigt. Noch während der Unsicherheit im Umfeld der Coronavirus-Krise hatten Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus vor allem grüne Staatsanleihen gegenüber den höher rentierenden SSAs und Unternehmensanleihen bevorzugt.
Die erhöhte Nachfrage stieß auf ein begrenztes Angebot an grünen Staatsanleihen, wodurch der Kurs stieg und die Rendite stärker fiel als bei konventionellen Staatsanleihen. Erst mit dem Ab-lingen der konjunkturellen Unsicherheit schichteten die Anleger in die höher rentierenden Segmente um, was das Greenium für grüne Staatsanleihen sinken ließ.
Fokus auf längere Laufzeiten
Anleger, die konventionelle Staatsanleihen halten, sollten jetzt nach ausstehenden grünen Pendants Ausschau halten und einen Anleihetausch in Erwägung ziehen. Das Potenzial von Green Bonds, ihre konventionellen Pendants outzuperformen, zeigt sich bei den kurz laufenden deutschen Staatsanleihen der Jahre 2025 und 2027, die derzeit mit einem signifikanten Renditeabschlag – ergo höherem Kurs – gehandelt werden. Da der regulatorische Druck zunimmt und die Nachfrage nach grünen Transformationsinvestitionen steigt, könnten grüne Anleihen mit längeren Laufzeiten bald ebenfalls zu niedrigeren Renditen gehandelt werden und ihre konventionellen Pendants outperformen. Entsprechend sehen wir aktuell mehr Performancepotenzial bei grünen Staatsanleihen, die auf dem Niveau ihrer konventionellen Pendants rentieren. […]
*) Marcio Costa ist Senior Portfoliomanager SSA & Green Bonds, Bantleon
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