Schluss mit der Abhängigkeit von fossilen Diktatoren

Wer weiter auf Öl und Gas und damit fossile Diktatoren setzt, zahlt die Zeche doppelt: mit Geld und mit Stabilität. Von Markus W. Voigt*

Der Krieg zwischen Israel und Iran hat zu einem Preisschock an den Ölmärkten geführt. Beim Tanken ist das sofort spürbar, in den gesamten Energiekosten kommt das in den nächsten Wochen an. Wir sind erkennbar vollständig abhängig von der Willkür einzelner Staaten, Regime, Diktatoren. Wir importieren nicht nur Energie in Form von Öl oder Gas. Wir importieren Unsicherheit und hohe Kosten. Es ist an der Zeit, das grundlegend zu ändern.

Solange Öl und Gas die Grundlage unserer Energieversorgung bleiben, sind weder stabil niedrige Preise noch Versorgungssicherheit möglich. Ganz abseits des Klimawandels ist es eine Frage der kollektiven Intelligenz, sich unabhängig zu machen von den Launen der Öl- und Gasbesitzer. Es ist eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens in einer Zeit der Konflikte. Noch importieren wir einen Großteil unserer Energie – und damit auch die Unsicherheit.

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Unsere Volkswirtschaft ist verwundbar gegenüber externen Schocks, auf die wir keinen Einfluss haben. Jeder bewaffnete Konflikt im Nahen Osten, jede Sanktion, jede politische Eskalation trifft uns ins Mark. Die Folge: Energiepreise, die unberechenbar schwanken. Und das in einer Zeit, in der Planbarkeit und Kostenstabilität für Unternehmen und Haushalte überlebenswichtig sind. Daher ist die Abhängigkeit von fossilen Diktatoren ökonomischer Irrsinn.

Doch auch wenn jetzt möglicherweise die Vernunft siegt, der Krieg zwischen Israel und Iran nicht weiter eskaliert, nicht auf den gesamten Nahen Osten übergreift und irgendwann sogar endet: Es ist ja nur einer von vielen Konflikten, die in ressourcenreichen Ländern spielen. Es ist an der Zeit, sich mit ganz anderen Argumenten dem Thema Erneuerbare Energien zuzuwenden. Nicht nur der Klimaschutz und saubere Luft, viel mehr die ökonomische Notwendigkeit und die stabile Energieversorgung sprechen dafür.

Und nicht nur die Dezentralität, die im Krisenfall für Widerstandsfähigkeit sorgt, sondern auch die preisstabile Versorgung von Unternehmen und Haushalten. […] Investitionen in Erneuerbare Energien sichern stabile Energiepreise und schaffen die Grundlage für wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit.

Was wir brauchen, ist ökonomische Klarsicht. Erneuerbare Energien sind nicht nur ein Gebot der ökologischen, sondern mehr noch der wirtschaftlichen Vernunft. Denn längst ist die Energieerzeugung aus Erneuerbaren auch inklusive notwendiger Speicher wettbewerbsfähig. Wer weiter auf Öl und Gas setzt, zahlt die Zeche doppelt: mit Geld und mit Stabilität. Wer heute auf Erneuerbare setzt, schafft Zukunftsfähigkeit für unsere gesamte Wirtschaft.

Markus W. Voigt, aream Group

*) Markus W. Voigt ist CEO der aream Group, www.aream.de, ein Investment- und Asset-Manager für institutionelle Investoren und Industriekunden mit Fokus auf nachhaltige Infrastruktur im Sektor Erneuerbare Energien. Mit den drei Bereichen Fund- und Asset-Management, Projektentwicklung und Operation Management deckt aream die gesamte Wertschöpfungskette für Erneuerbare-Energien-Investments ab.

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