BondGuide mit Fragen zum SANHA-Anleihekonzept an Frank Günther, Geschäftsführer der One Square Advisory Services GmbH und Gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger der SANHA-Anleihe 2013/23
Herr Günther, was ist der Grundgedanke hinter dem von One Square vorgeschlagenen Konzept zur Anpassung der SANHA-Anleihebedingungen, unabhängig von den jeweiligen Details?
Wie Sie wissen, sind wir 2017 von den Anleihegläubigern mit großer Mehrheit zum Gemeinsamen Vertreter gewählt worden und haben seinerzeit die Besicherung der Anleihe durchgesetzt. Seitdem begleiten wir die Gesellschaft und beobachten aufmerksam die Entwicklung des Geschäfts. Dabei haben wir immer die Interessen der Anleihegläubiger im Auge. Unsere Aufgabe ist es, das Vermögen der Anleihegläubiger zu schützen. Dazu gehört zum einen die Sicherstellung der Zahlung der vereinbarten Zinsen, aber mehr noch die Sicherstellung der Rückzahlungsfähigkeit der Anleihe zum Ende der Laufzeit.
Die Anleihe 2013/23 hatte im März dramatisch gelitten – weit mehr als andere Titel.
Der Kurs der Anleihe war im Zuge der Corona-Pandemie von Kursen über 90% bis Mitte März auf 45% gefallen: Der Markt hatte das Vertrauen in eine Rückzahlung offenbar verloren. Der Grundgedanke ist daher ganz einfach: Es geht darum, die Schuldendienstfähigkeit von SANHA sicherzustellen oder – in diesem Falle besser gesagt – wiederherzustellen. Der Markt hat diese Motivation verstanden und goutiert: Seit der Ankündigung der geplanten Anpassung ist die Anleihe gestiegen.
Ist es nicht ungewöhnlich, dass die Initiative für ein solches Konzept vom Gemeinsamen Vertreter und nicht von der SANHA-Geschäftsführung kommt?
Das ist nicht nur ungewöhnlich, das gab es meines Wissens noch nie. Allerdings leben wir in ungewöhnlichen Zeiten, die ungewöhnliche Maßnahmen erfordern. Das Schuldverschreibungsgesetz hat den Gemeinsamen Vertreter mit der Kompetenz ausgestattet, die Initiative zu ergreifen und Maßnahmen im Sinne der Anleihegläubiger vorzuschlagen. Selbstverständlich ist das Konzept mit dem Management abgestimmt und basiert auf der Planung der Gesellschaft.
Das operative Geschäft bei SANHA entwickelte sich bis zuletzt eigentlich in die richtige Richtung.
Ja, nach der Prolongation der Unternehmensanleihe im Jahr 2017 hat sich die SANHA GmbH & Co. KG operativ und finanziell positiv entwickelt. Doch die schwerste Wirtschaftskrise seit vielen Jahrzehnten setzt dieser Entwicklung – wie bei einer großen Zahl mittelständischer Unternehmen – leider ein
abruptes Ende. Der Auftragseingang von SANHA ist im April bisher um knapp die Hälfte eingebrochen. Die Geschäftsführung hat alle operativ möglichen Maßnahmen ergriffen, um eine wirtschaftliche Schieflage zu verhindern. Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass sich die Situation rasch klärt, sondern auch mittel- bis langfristig mit einem Rezessionsszenario gerechnet werden muss. Die WTO geht von einem Rückgang des Handels von bis zu einem Drittel des heutigen Volumens aus.
Was bedeutet das für etwaige Planungen – lässt sich derzeit überhaupt noch etwas „planen“?
Die Geschäftsführung hat daher für verschiedene Szenarien eine Planung aufgestellt, die dem vorgestellten
Anpassungskonzept zugrunde liegt. In Abstimmung mit dem Gemeinsamen Vertreter wurde auf Basis dieser Planung ein Konzept entwickelt, das aus heutiger Sicht die überwiegende Wahrscheinlichkeit sicherstellt, Zins und Tilgung aus der Anleihe zu bedienen. Diese Planung wird laufend auf Basis der aktuellen Entwicklungen angepasst und von einer renommierten,
internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft plausibilisiert. Sollten sich die Parameter der Planung signifikant zum positiven oder zum negativen ändern, behalten sich Gemeinsamer Vertreter und Gesellschaft vor, das vorgeschlagene Konzept an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.