Wer die Chance auf ein Rendite-Plus nicht verpassen möchte, sollte Hochzinsanleihen aus dem Norden Europas in Erwägung ziehen. Von Daniel Herdt, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management.
Nordische Hochzinsanleihen sind nach wie vor die Benchmark, wenn es um High Income-Strategien geht. In Europa sind die Vorteile von skandinavischen Hochzinsanleihen beim Aufbau eines Anleiheportfolios gut belegt. In Europa hat sich der Markt für High Yield-Unternehmensanleihen in den letzten zehn Jahren deutlich besser entwickelt als der Investment Grade-Markt.
Diese Outperformance wurde trotz Phasen hoher Volatilität erzielt, wie zum Beispiel während der Corona-Krise oder des Zinserhöhungszyklus 2022. Damals hatte die Ausweitung der Spreads zu einem deutlichen Rückgang der Bewertungen von Hochzinsanleihen geführt. Diese Ausverkäufe waren jedoch innerhalb von ein oder zwei Jahren wieder ausgeglichen, da der Carry die Kursrückgänge der Anleihen überkompensiert hat.
Innerhalb Europas gilt der Augenmerk Skandinavien. Nordische Hochzinsanleihen weisen aufgrund des sehr geringen Zinsrisikos, der kürzeren Spread-Duration und der hohen Kupons eine deutlich geringere Volatilität auf als andere Hochzinsmärkte. In Verbindung mit hohen Gesamtrenditen führt dies zu einer außergewöhnlich hohen Sharpe Ratio.[1] Trotz eines leichten Rückgangs der Spreads seit ihrem jüngsten Höchststand im Jahr 2022 bieten europäische Hochzinsanleihen bis zur Fälligkeit zwar noch immer Renditen von durchschnittlich 6,0%, Nordic High Yield-Anleihen sogar von 9,0% (Stand: 30. November 2024).
Die skandinavischen Rentenmärkte hatten im letzten Jahrzehnt einen strukturellen Wandel erlebt: Diese Region hat sich weltweit als eine der nachhaltigsten und am weitesten entwickelten etabliert. Für den Norden sprechen eine niedrige Staatsverschuldung, eine proaktive Steuerpolitik und ein umfassendes Wohlfahrtssystem. All dies hat die Stabilität und das Wirtschaftswachstum der Region sowie die Widerstandsfähigkeit und Innovationsfreude der dort ansässigen Unternehmen gestärkt.
Portfolio nicht nur geografisch breit aufstellen
Auch für die Diversifizierung des Portfolios sind nordische Hochzinsanleihen eine gute Wahl: Trotz ihres regionalen Schwerpunkts weisen nordische Hochzinsanleihen eine geringe Korrelation mit anderen Assetklassen auf und stellen somit eine geeignete Diversifizierung für traditionelle Vermögensallokationen dar. Neben einer breiten sektoralen und geografischen Diversifizierung bietet ein Engagement in diesem Markt ein einzigartiges Risikoprofil, das den Diversifikationseffekt insgesamt noch verstärkt.
Mit rund 9% bieten nordische High Yield-Anleihen höhere Renditen bis zur Fälligkeit als andere Hochzinsmärkte. Der Grund liegt in der einzigartigen Emittentenstruktur. Im nordischen High Yield-Segment finden wir vor allem kleinere, oft noch nicht am öffentlichen Aktienmarkt gehandelte Emittenten, die zudem meist über keine Bonitätseinschätzung von externen Ratingagenturen verfügen.
Dies alles führt zu einer noch relativ engen Investorenbasis im Vergleich zu den etablierten Unternehmensanleihenmärkten. Entsprechend müssen Emittenten eine strukturell höhere Kreditprämie zahlen bei ansonsten vergleichbarer Kreditqualität. Des Weiteren können Anleger mit einem Investment in den nordischen High Yield-Markt ihr übergeordnetes Risiko begrenzen, da der Großteil der Anleihen in diesem Markt variabel verzinst ist und somit kein signifikantes Zinsrisiko aufweist. Mit knapp drei Jahren ist die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen außerdem deutlich niedriger als in anderen High Yield-Märkten, was sich wiederum in einer deutlich geringeren Sensitivität auf Veränderung der Kreditprämien niederschlägt.
Bei nordischen Hochzinsanleihen wird das eingegangene Risiko noch angemessen vergütet. Obwohl die Ausfallraten für nordische Hochzinsanleihen mit denen globaler oder europäischer Hochzinsanleihenmärkte vergleichbar sind, bieten sie deutlich höhere Kupons und Renditen. Gleichzeitig sorgen das kaum vorhandene Zinsrisiko und die relativ geringe Spreadsensitivität in Kombination mit der hohen Verzinsung der Anleihen für einen auskömmlichen Risikopuffer.
[1] Sharpe Ration beschreibt das Verhältnis zwischen Rendite und Volatilität, ausgedrückt als Quotient.
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