Prokon: Vom Winde verweht – Kommentar von Chefredakteur Falko Bozicevic

Mit dem diese Woche gestellten Insolvenzantrag von Prokon geht das Debakel im Erneuerbare-Energien-Sektor ungebremst weiter. Privatanleger werden wie gewohnt in die Röhre schauen.

Falls sich Prokon-Privatanleger in unsere vorrangig auf Mittelstandsanleihen fokussierte Gemeinde der Leidfähigen verirrt haben sollten: Machen Sie sich keine großen Hoffnungen in diesem Fall.

Prokon versprach, nein: garantierte bis zu 8% pro Jahr. Obwohl diese Renditen, erwirtschaftet durch sehr langfristige Projekte wie Windparks (>10 Jahre), erst, wie gesagt: langfristig anfallen (sollten), finanzierte EE-Pionier Prokon dies mit kurzfristigen Einlagen, wie eben in Form sogenannter Genuss rechte. IKB und Hypo Real Estate anno 2008 lassen grüßen. Mitspracherechte gibt’s keine, auch keinen Genuss im Falle von Problemen, denn die Forderungen aus Genussrechten sind nachrangig gegenüber anderen Gläubigern.

Es liegt die Vermutung nahe, dass mindestens 90% der Privatanleger, die der einfühlsamen Prokon-Werbung in Straßen- und U-Bahnen nachgekommen sind, keinerlei blassen Schimmer haben, was sie da erwarben. 8% gibt es nicht für Nichts, schon gar nicht garantierte – im Gegenteil: Aus den garantierten 8% wird jetzt „gar nichts“, denn auch der Einsatz ist weg. Vielleicht nicht ganz, denn Klaus Nieding dürfte da nicht mehr weit weg sein bei dem Thema.

Kommen wir zurück zu Mittelstandsanleihen: Wenn 2013 eines deutlich gemacht hat, dann dass Pionierrenditen wie in den Vorjahren endgültig verpufft sind. Es wird zunehmend schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen, zumal wenn die Grundgesamtheit – wie viel Spreu, wie viel Weizen? – unbekannt ist. Wir halten die Prognose aufrecht, dass es 2014 auch u.a. Getränke- und Modeanbieter unter den Emittenten sein werden, die ihre Investoren in den Blitzentzug schicken – schmerzvoll, aber nötigerweise heilsam.

Die entscheidende Frage ist doch, ob damit der gesamte Mittelstandsanleihenmarkt abkippen würde wie damals der Neue Markt. Die jüngste Erholung nach dem Debakel im November/Dezember lässt hoffen.

Falko Bozicevic, BondGuide

 

 

 

 

 

 

Falko Bozicevic