
Es ist der 8. August und damit ein offizieller Feiertag – jedenfalls in Augsburg. Sage und schreibe seit 1650 gibt es das Friedensfest. Und es ist nicht einfach irgendeine Stadt-Kirmes. Ein Kommentar von Falko Bozicevic
>> Das aktuelle Vorwort aus BondGuide 16-2025 vom 08. Aug. <<.
Der Grundgedanke dieses Städtefeiertages täte einigen anderen Regionen der Welt, vor allem einigen Ländern und Gedankenguten, sehr gut. 2018 wurde das Friedensfest von der UNESCO gar ins Verzeichnis der immateriellen Kulturgutes aufgenommen. Und das sicherlich nicht nur wegen seines hehren Namens.
Erinnern wir uns kurz, was überhaupt heute in Augsburg gefeiert, zumindest aber dessen wenigstens ein bisschen gedacht wird: Das Friedensfest erinnert an die durch den Westfälischen Frieden 1648 errungene Parität und konfessionelle Gleichstellung von katholischer, lutherischer und reformierter Kirche. Kurz gesagt also aller damals in ‚Deutschland‘ de facto wesentlichen Glaubensrichtungen. Drei Jahrzehnte kämpfte der deutsche Flickenteppich im Dreißigjährigen Krieg im Kern um die unterschiedliche Deutung einzelner Bibelseiten.

Jerusalem: steht für völliges Fehlen von Frieden in einer Region, in der jeder gegen jeden zu kämpfen scheint
Absurd für heutige Maßstäbe? Nicht wirklich. In Deutschland haben wir, zumindest offiziell, seit fast vier Jahrhunderten erkämpfte Glaubensfreiheit, bescheinigt 1648. Nach meiner Auffassung fast 400 Jahre Vorsprung vor dem inakzeptablen Zustand in Nahost. Kann eigentlich noch jemand erläutern, wer warum in Israel, gegen Israel (auch und sehr wohl anders herum) und Drumherum kämpft, für welche Ziele, für welche Glaubensauslegungen? Ich habe den Überblick vollständig verloren. Aktion – Re-Aktion – Rache – Gegenrache.
Für Konfessionslose wie den Autor dieser Zeilen – am wenigsten wegen der Kirchensteuer – und wohl auch mild Konfessionsbekennende ist weder akzeptabel noch überhaupt nachvollziehbar, sich aus diesen Gründen gegenseitig zu massakrieren und damit abermals eine nächste Generation des Hasses zu säen.
Mehr Friedensfest wagen, speziell aber nicht nur in Nahost. Undenkbar? Aktuell ja. Wie viele Jahrzehnte oder länger wird das wohl noch brauchen?
Ihr
Falko Bozicevic
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