Kurswechsel von Athen in letzter Minute?

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Im dramatischen Schuldenpoker zwischen der Europäischen Union und der griechischen Regierung deutet sich nun doch noch ein Kurswechsel der neuen Regierung in Athen an. Wenige Tage vor Ablauf eines ersten Ultimatums der Europartner hat Athen noch am gestrigen Donnerstag einen offiziellen Antrag zur Verlängerung des laufenden Hilfspakets bei der Eurogruppe eingereicht.

Es ist schon bezeichnend, dass bereits die Begriffe Sparprogramm und Kreditprogramm Anlass zu Diskussionen geben. Somit geht es nach Ansicht der neuen griechischen Regierung um die Verlängerung des Kreditprogramms, unter gleichzeitiger Ablehnung des Sparprogramms. Damit aber ist die Unsicherheit nicht vom Tisch, denn der Deal, der für die in Athen ungeliebte Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission immer gegolten hat, war: Geld gegen Reformen als Teil des Sparprogramms. Und weil sich das nicht geändert hat, wäre ein Antrag auf Verlängerung des Kreditabkommens bei gleichzeitiger Ablehnung des Sparprogramms sinnlos, würde er doch von den Europartnern nicht akzeptiert werden. Gleichzeitig ist aber auch klar: Ohne eine Verlängerung des Kreditprogramms ist Griechenland am 1. März 2015 pleite.

Daher haben mehrere Euro-Länder die Regierung in Athen gedrängt, bis spätestens Freitag eine Verlängerung des bisherigen Rettungsprogramms für Hellas zu beantragen. Die grundlegenden Probleme wären damit aber nicht gelöst, Griechenland würde sich lediglich neue Zeit erkaufen – wovon bereits von der Vorgängerregierung jede Menge verspielt worden ist. Wenn die neue Regierung die gewonnene Zeit dann auch sinnvoll nutzen würde, ließen sich die Europartner bestimmt auf eine Verlängerung des Deals ein. Im gemeinsamen Interesse sollte doch sein, das sozial unausgewogene Reformpaket stärker zu Lasten derer anzupassen, die sich bisher den Einschnitten des Sparprogramms entziehen konnten. Dazu bedarf es freilich solch grundlegender Dinge wie dem Aufbau einer funktionierenden Steuerbehörde.

Athen sitze am kürzeren Hebel, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, und sei dabei, sich „zu verzocken“. In Sachen Zocken haben die Griechen freilich einen Profi am Start. Denn Finanzminister Giannis Varoufakis selbst hat sich mit Spieltheorie beschäftigt und dazu Bücher veröffentlicht.

Ob Athen tatsächlich am kürzeren Hebel sitzt, ist gar nicht klar. Vielmehr kann man es auch so sehen, dass die Geldgeber in der Zwickmühle sitzen. Denn wenn sie den Griechen nachgeben, müssen sie mit weiteren Forderungen aus Athen rechnen – und womöglich auch anderer Schuldenländer. Wenn sie aber nicht nachgeben und Griechenland in die Pleite verabschieden, kommen die Gewährleistungen zum Tragen, mit denen man einst den Euro-Rettungsschirm über Griechenland aufgespannt hatte.

Doch erst am 28. Februar um Mitternacht wird Kassensturz gemacht und vorher wird von allen Seiten nur gepokert!

ThyssenKrupp sechsfach überzeichnet
Am vergangenen Mittwoch stand die Begebung zweier Anleihen von ThyssenKrupp im Mittelpunkt des Anlegerinteresses.

p1Dies kam auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass beide Anleihen 6-fach überzeichnet waren. Die erste Tranche mit einer Laufzeit von 5 Jahren (WKN A14J57), einem Kupon von 1,75% und einem Volumen von 750 Mio. EUR wurde bei einem Emissionsspread von +150 bps über Mid Swap aufgelegt, was einem Preis von 99,328% entsprach. Die zweite Tranche (A14J58) mit einer Laufzeit von 10 Jahren, einem Kupon von 2,50% und einem Volumen von 600 Mio. EUR wurde bei einem Emissionsspread von +190 bps über Mid Swap begeben, was einem Kurs von 98,818% gleich kam.

innovation1Aber auch das Pharmaunternehmen Roche trat unlängst am Kapitalmarkt in Erscheinung und nahm mittels einer 10-jährigen Anleihe 1 Mrd. EUR auf. Das mit einem jährlichen Kupon von 0,875% ausgestattete Wertpapier ist am 25.02.2025 endfällig und wurde bei 99,743% gepreist, was einem Emissionsspread von +17 bps über Mid Swap entsprach.

Zumindest bei diesen drei Anleihen hat man sich wieder der vielen Privatinvestoren erinnert und dementsprechend als kleinste handelbare Einheit nominal 1.000 EUR gewählt.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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