Rentenmarktbericht 20. Februar: Sondersitzung EU-Finanzminister, Markit-Indizes

Der Schuldenpoker zwischen der griechischen Regierung und der Europäischen Union geht am Nachmittag in eine zweite Runde. Zuvor hatte sich Athen doch noch dazu „durchgerungen“, einen weiteren Antrag auf sechsmonatige Verlängerung der Finanzhilfen zu stellen – allerdings weitgehend ohne dabei die Sparauflagen der Troika einhalten zu wollen.

Einige EU-Staaten, darunter auch Deutschland, fordern von Athen im Gegenzug für neue Hilfskredite jedoch die Umsetzung weiterer Auflagen der internationalen Geldgeber. Ohne ein verbindliches Bekenntnis dazu, werden die Europartner Athen wohl keine weiteren Zugeständnisse gewähren.

Vor Beginn der Sondersitzung für die Finanzminister der Eurogruppe zeigt sich die griechische Regierung allerdings weiter unnachgiebig: „Griechenland werde nicht über die Verlängerung des Rettungsprogramms mit den Spar- und Reformauflagen diskutieren und halte an dieser Position auch gegenüber der Euro-Gruppe fest […].“ Die Fronten scheinen also verhärtet und die Erwartungen dementsprechend gering. Dennoch muss eine Lösung gefunden werden, sonst ist die Pleite Griechenlands kaum noch aufzuhalten. Am 28. Februar läuft das aktuelle Hilfsprogramm der Europäer aus. Ohne eine Verlängerung droht der offizielle(!) Staatsbankrott.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit        Land        Indikator                                           Periode        Schätzung       Letzter

8:00         GE           Erzeugerpreise (M/M / J/J, in %)           Jan.             -0,4 / -2         -0,7 / -1,7
9:00         FR           PMI verarbeitendes Gewerbe              Feb.                49,6               49,2
9:00         FR           PMI Dienstleistungen                           Feb.                49,9               49,4
9:30         GE           PMI verarbeitendes Gewerbe              Feb.                51,5               50,9
9:30         GE           PMI Dienstleistungen                           Feb.                54,4                54
10:00       EC           PMI verarbeitendes Gewerbe              Feb.                51,5                 51
10:00       EC           PMI Dienstleistungen                           Feb.                 53                 52,7
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Showdown ab 15 Uhr?

• Wenig Neues im Bericht zur ersten Tagung des EZB-Rats

Marktkommentar
Weder der Bericht über die erste Tagung des EZB-Rats im laufenden Jahr, der substanziell nichts Neues beinhaltete, noch die Konjunkturdaten wurden gestern beachtet. Diejenigen aus den USA lieferten aber ein durchwachsenes Bild. Nichtsdestotrotz gab es erneut Fed-Stimmen, die sich für eine erste Leitzinsanhebung im Juni stark machen. Dazu dürfte es am 24.2. nähere Informationen geben, wenn sich Janet Yellen äußert. Man darf zudem gespannt sein, wie sich die Anhebung des Mindestlohns für Mitarbeiter von Wal-Mart auf das weitere Lohngefüge auswirken wird.

Überschattet wurde das gesamte Geschehen jedoch von dem lang erwarteten Brief des griechischen Finanzministers an den Chef der Eurogruppe. Wie zu erwarten war, beantragt Griechenland eine Verlängerung der Bereitstellung von Kreditlinien um sechs Monate. Zudem lässt sich das Land scheinbar auf zahlreiche Wünsche der Finanzminister der Eurogruppe ein, vermeidet es jedoch explizit, die Regeln aus dem „bail out“-Programm anzuerkennen. Daneben werden einige Forderungen in den Raum gestellt, wie z.B. flexible Auslegung der Regeln, Verzicht auf das bisher definierte Primärüberschussziel.

Renten2Während einige Beteiligte den Brief als positives Zeichen werteten, kam aus Berlin postwendend ein „so nicht“. Es wird von einem trojanischen Pferd gesprochen. Allerdings steht das deutsche Finanzministerium nicht allein da: Eine ähnliche Reaktion kam aus Finnland. Nichtsdestotrotz hat der Eurogruppenchef für heute 15 Uhr eine Sondersitzung für die Finanzminister der Eurogruppe angesetzt. Entweder ist die Sitzung bereits nach einer Stunde beendet, weil man sich nicht weiter annähern kann oder die Tagung wird bis in den Samstag hinein dauern, da man doch noch einen Kompromiss finden kann.

Die Pläne der griechischen Regierung, den dortigen Steuerzahlern den überwiegenden Teil ihrer Steuerschulden, gesprochen wird von 76 Mrd. EUR, gegen Zahlung von insgesamt 9 Mrd. EUR zu erlassen, sind in Anbetracht des Wunsches nach einem erneuten Schuldenschnitt befremdlich. Die Gesamtschulden des Landes von ca. 320 Mrd. EUR könnten also bei Eintreiben dieser 76 Mrd. EUR auf ca. 244 Mrd. EUR gesenkt werden, was in etwa den bisher geflossenen Stützungsgeldern entspricht. Ein „Haircut“ wäre dann sicher nicht mehr nötig.

Sofern die Daten korrekt sind, stellt sich die Frage, wie Politiker gerade aus Ländern, die harte Anpassungsmaßnahen durchlaufen, das erklären sollen. Das Ergebnis des Treffens ist in Anbetracht solcher Signale aus Griechenland völlig offen. „Grexit“ bleibt ein Thema.

Renten3Die vorläufigen Werte der Markit Einkaufsmanagerindizes sollte insgesamt eine leichte Verbesserung der konjunkturellen Perspektiven im Euroraum andeuten, was die Rentenkurse tendenziell leicht unter Druck bringen sollte. Im weiteren Handelsverlauf heißt es dann Warten auf das Ergebnis aus Brüssel. Dabei ist aus derzeitiger Sicht völlig offen, ob sich die Finanzminister tatsächlich auf einen Konsens verständigen können. Nach einer wenig geänderten Eröffnung dürfte sich der Bund Future im Tagesverlauf zwischen 158 und 159,15 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,02 und 2,15% liegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben