Italien: bis zu 10 Bio. EUR Verlust bis 2050 durch Dürrerisiko in der EU

Die Hitzewellen werden immer intensiver und anhaltender und setzen mehrere Regionen dem Dürrerisiko aus. Dürre könnte Italien bis 2050 rund 10 Bio. EUR kosten.

Das wären 8,3% des Pro-Kopf-BIP des Landes und 30% des hypothetischen Verlusts von 32,7 Bio. EUR für die gesamte EU entspricht, so eine neue Studie von Scope ESG Analysis.

Die aufeinanderfolgenden Hitzewellen in Europa, die mit veränderten Niederschlagsmustern einhergehen, setzen bereits mehrere Regionen (vor allem im Süden) einer meteorologischen Dürre aus. Dies führt zu schweren Schäden an wirtschaftlichen, menschlichen und natürlichen Systemen. Dürreperioden gehören zu den vielfältigen negativen Auswirkungen des Klimawandels. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Investoren Stresstests durchführen, um ihre Portfolios auf Dürrerisiken hin zu überprüfen.

Der Macroeconomic Climate Stress Test (MCST) von Scope modelliert die fiktive Exposition von Volkswirtschaften und Sektoren gegenüber Dürre und anderen Klimarisiken. Wendet man den MCST auf die EU-Länder an, so könnten künftige Dürren im Rahmen des NGFS-Szenarios ‚ungeordnet‘ zwischen 2020 und 2050 hypothetische Kosten in Höhe von 32,7 Bio. EUR verursachen, was 3,3% des gesamten BIP der EU entspricht.

70% der modellierten dürrebedingten Verluste entfallen auf die fünf größten Volkswirtschaften der EU. Die nördlichen EU-Länder (Deutschland, Frankreich, Niederlande) sind dem Dürrerisiko am wenigsten ausgesetzt, aber die hypothetischen dürrebedingten Verluste in Italien machen 30% der erwarteten Gesamtverluste in der EU und 43% der erwarteten Verluste in den fünf großen Volkswirtschaften aus.

Dürre könnte Italien im Zeitraum 2020-2050 rund 10 Bio. EUR kosten, was kumulativ 8,3% des Pro-Kopf-BIP des Landes im selben Zeitraum entspricht. Dies würde die schuldenfinanzierten öffentlichen Ausgaben zur Bewältigung der Dürrerisiken zusätzlich belasten, die Schuldenquote Italiens in die Höhe treiben und die Kosten der langfristigen Refinanzierung erhöhen.

Dürrerisiken in der EU

L/H-Achse: Künftige dürrebedingte Auswirkungen, gemessen in Verlusten im Verhältnis zum BIP (%); R/H-Achse: Verluste des Landes im Verhältnis zu den gesamten dürrebedingten Verlusten in den EU-Ländern; Quelle: Scope ESG-Analyse

Landwirtschaft am stärksten betroffener Sektor

Auf Sektorebene ist die Landwirtschaft am stärksten dem Dürrerisiko ausgesetzt, mit modellierten kumulativen Verlusten von 1,8 Bio. EUR, was 9,8% der Einnahmen des Sektors entspricht. Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren sowie der Groß- und Einzelhandel sind mit 6,8 bzw. 6,7% exponiert. In anderen Wirtschaftszweigen liegen die relativen dürrebedingten Verluste zwischen 4 und 7% der erwarteten Gesamtverluste in der EU.

2.745 Länder-Sektoren-Kombinationen

L/H-Achse: Künftige dürrebedingte Auswirkungen gemessen in Verlusten im Verhältnis zum BIP (%); R/H-Achse: Verluste des Sektors im Verhältnis zu den gesamten dürrebedingten Verlusten in der EU; Quelle: Scope ESG-Analyse

Das MCST von Scope liefert Projektionen von Klimarisiken auf Länder-Sektor-Ebene, die 45 Wirtschaftssektoren und 61 Länder und Regionen für insgesamt 2.745 Länder-Sektor-Kombinationen abdecken. Das MCST leitet den Beitrag der Wirtschaftstätigkeit zum gesamten Dürrerisiko eines Landes aus drei Faktoren ab:

1.       Die Empfindlichkeit der Wirtschaftstätigkeit gegenüber historischen Dürreperioden (intern entwickelte Schadensfunktionen auf Sektorebene).

2.       Die Anfälligkeit des Landes für künftige Dürreperioden in Abhängigkeit vom Klimaszenario.

3.       Das Gewicht der Wirtschaftstätigkeit im Pro-Kopf-BIP des Landes.

Bei der Interpretation der MCST-Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass bei den Simulationen davon ausgegangen wird, dass die künftige Anpassung auf der Ebene der einzelnen Sektoren des Landes die historische Anpassung nachahmt, wodurch das Potenzial für Bewältigungsstrategien zur Begrenzung von Dürrerisiken unterschätzt wird. Außerdem berücksichtigt das Modell keine zusätzlichen, stark von Dürren abhängigen Extremereignisse wie Waldbrände, wodurch die wirtschaftlichen Kosten extremer Hitze- und Trockenperioden unterschätzt werden können.

—————————-

! NEU ! Die erste BondGuide Jahresausgabe 2023 ist erschienen: Green & Sustainable Finance 2023 (4. Jg.) kann wie gewohnt kostenlos als e-Magazin oder pdf heruntergeladen werden.

Die Ausgabe 3/2022 Biotechnologie 2022 der Plattform Life Sciences ist erschienen. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !