Inflationsgeschützte Anleihen: Jahresperformance in Luft aufgelöst

Je später das Jahr, desto schwieriger das Umfeld für inflationsgeschützte Anleihen – so scheint es derzeit. Hier ein Auszug aus dem aktuellen Research der LBBW.

Im Monatsvergleich verzeichneten die Linker[1]-Kurse zwar im Durchschnitt absolut gesehen eine leichte Erholung. Nach dem sehr heftigen Einbruch vom Vormonat verloren die Linker jedoch gegenüber dem Gesamtmarkt weiter an Boden. In der Folge hat sich nunmehr die YTD-Outperformance in Luft aufgelöst.

Die langfristigen Inflationserwartungen befanden sich, verglichen mit dem Stand Mitte Oktober, den zweiten Monat in Folge auf dem Rückzug. Der 10Y EUR-Inflationsswapsatz hat gegenüber dem Mehrmonatshoch vom September rund 30 Bp eingebüßt. Mit gut 2,35% markierte er jüngst den tiefsten Stand seit Mai. Die langfristigen Forward-Inflationserwartungen halten sich angesichts einer Versteilerung der Erwartungskurve stabiler, liegen aber jetzt wieder unter 2,50%.

Bis in den Spätsommer hinein erschien es noch wahrscheinlich, dass die Linker nach den Jahren 2021 und 2022 das dritte Jahr in Folge mit einer Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt abschließen werden. Diese steht in Folge der jüngsten relativen Schwäche auf der Kippe.

Die LBBW identifiziere hierfür zwei Hauptursachen: Zum Ersten ist die EWU-Inflationsrate im Oktober den zweiten Monat in Folge stärker gefallen als erwartet. Die Headline-Inflation liegt erstmals seit mehr als zwei Jahren unter 3%, was Spekulationen auf eine schnelle Annäherung an das 2%-Ziel der EZB genährt hat. Dem steht zwar entgegen, dass die Kernrate mit zuletzt 4,2% den Zielwert noch immer um mehr als das Doppelte übersteigt. Allerdings zeigt sich inzwischen auch der Abwärtstrend bei der Kerninflation zunehmend gefestigt.

Zum Zweiten sind die Rohölpreise unter ihr das Niveau zurückgefallen, das sie vor dem zwischenzeitlichen Aufwärtsschub in Folge des Kriegsausbruchs im Nahen Osten verzeichnet hatten. Mithin hat sich die geopolitische ‚Zitterprämie‘ aufgelöst – mehr noch: Anhaltende Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft drücken auf die Notierungen des Schwarzen Goldes.

In der Summe facht dies die Desinflationsspekulation an, was wiederum auf den Linkern lastet. Letzteres gilt für die kürzeren Laufzeiten in besonderem Maße. Infolgedessen hat sich die zwischenzeitlich stark ausgeprägte Inversion der Break-Even-Inflationskurven (BEI-Kurven) nunmehr nahezu vollständig aufgelöst. Die Tendenzen zur Versteilerung der BEI-Kurven, die seit einigen Monaten bestehen, haben sich fortgesetzt.

inflationsgeschützte Anleihen mit Underperformance zuletzt

Angesichts des oben beschriebenen Zusammenspiels an Belastungsfaktoren war es aus Linker-Sicht im Oktober nur ein schwacher Trost, dass der EZB-Rat auf seiner jüngsten Sitzung erstmals seit Juni 2022 keine Zinsanhebung beschlossen hat. Die Euro-Währungshüter gehen einstweilen davon aus, genug zur Bekämpfung der hohen Inflation getan zu haben. Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik, die den inflationsgeschützten Anleihen ceteris paribus neuen Rückenwind verleihen könnte, wären nach Analyse der Experten der LBBW jedoch voreilig.

[1] Linker = inflationsgeschützte Anleihen, da z.B. an einen bestimmten Index fixiert

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