Homann HW: „Übergang in die nächste Phase unserer Unternehmensentwicklung – unter verbesserten Rahmenbedingungen“

Homann Holzwerkstoffe, Familienunternehmen in 4ter Generation, bleibt dem Kapitalmarkt treu: Passend dazu nun also die 4te Anleihe 2025/32.

BondGuide: Herr Homann, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Mit der neuen Anleihe 2025/32 gehen Sie neue Wege bezüglich der Laufzeit und auf sieben Jahre.  Wurden Ihnen der Aufwand für Investoren- und Mediengespräche für die Refinanzierungsprojekte zu engmaschig oder was steckt hinter der neuen zeitlichen Planung?
Homann: Keine Sorge, an der Gesprächsfreude liegt‘s nicht – wir schätzen den Austausch mit Investoren und Journalisten durchaus, auch ohne neue Anleihe. Die siebenjährige Laufzeit ist eher ein Ausdruck unserer gewachsenen strategischen Perspektive. Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht und investieren weiter – zum Beispiel in Litauen und in die Optimierung bestehender Werke. Ein solider Finanzierungsrahmen über sieben Jahre gibt uns die nötige Planungssicherheit, um solche Vorhaben konsequent umzusetzen. Und er zeigt unseren Investoren, dass wir nicht kurzfristig denken, sondern unsere Entwicklung nachhaltig und verlässlich gestalten.

„Diese regionale Diversifikation gibt uns die nötige Flexibilität, um auf unterschiedliche Marktbedingungen gezielt reagieren zu können.“

BondGuide: Wo steht die Homann Holzwerkstoffe heute im Vergleich zu unserem vergangenen Gespräch im Frühsommer vor vier Jahren?
Homann: Wir haben uns in den vergangenen vier Jahren substanziell weiterentwickelt – sowohl strukturell als auch operativ. Unser Umsatz ist seitdem nachhaltig gewachsen, wir haben unsere Eigenkapitalbasis konsequent gestärkt und neue Standorte erschlossen. Das Jahr 2022 war außergewöhnlich stark, 2023 und 2024 haben wir trotz widriger Marktbedingungen eine stabile Ertragskraft bewiesen. Gleichzeitig haben wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie deutlich ausgebaut und berichten für das Geschäftsjahr 2024 bereits freiwillig in Anlehnung an den von der EU vorgegebenen Nachhaltigkeitsstandard CSRD. Kurz: Wir stehen heute deutlich internationaler, resilienter und nachhaltiger aufgestellt da als 2021.

BondGuide: Mittlerweile produzieren Sie in drei Ländern, neben Losheim am See, an zwei Standorten in Polen und in Litauen, wo zudem weiter ausgebaut wird. In fünf Jahren, einem halben Jahrzehnt, kann sich einiges ändern: Was sind die Besonderheiten der jeweiligen Standorte?
Homann: Jeder Standort hat seinen strategischen Zweck. Losheim ist unser etablierter Heimatstandort mit tiefem Know-how und erfahrenem Personal. In Karlino und Krosno – unseren polnischen Werken – profitieren wir von einer exzellenten logistischen Anbindung und Kosteneffizienz. Litauen wiederum ergänzt unser Setup durch die Nähe zu einer starken Möbelindustrie sowie guten Rohstoffzugängen. Diese regionale Diversifikation gibt uns die nötige Flexibilität, um auf unterschiedliche Marktbedingungen gezielt reagieren zu können.

Homann regional

BondGuide: Sind Ihre USA-Pläne der neuen dortigen Regierung geschuldet oder gab es die schon zuvor?
Homann: Unsere US-Pläne sind strategisch langfristig vorbereitet und unabhängig von tagesaktuellen politischen Konstellationen. Der nordamerikanische Markt bietet strukturelles Wachstum, insbesondere im Möbel- und Innenausbau-Segment. Unsere Produkte sind dort gefragt, und die Markteintrittsbarrieren sind hoch – das spielt unserer Erfahrung im Aufbau moderner Werke in die Karten. Der geplante Standort im Südosten der USA ergibt aus Sicht von Rohstoffverfügbarkeit, Logistik und Marktzugang sehr viel Sinn.

BondGuide: Gibt es durch die neue ‚Zoll-Welt‘ auch bei Homann irgendwelche Auswirkungen?
Homann: Wir beobachten die Entwicklungen in Handels- und Zollfragen natürlich genau – gerade im Hinblick auf unsere Exportströme. Bisher sehen wir aber keine substanziellen Auswirkungen auf unser Geschäft. Unser Produktionsnetzwerk ist europäisch breit aufgestellt, was uns Flexibilität gibt. Und perspektivisch kann ein US-Standort auch helfen, möglichen Handelsbarrieren proaktiv zu begegnen.

BondGuide: Wie steht es mit Ihren Inputpreisen, also vor allem Materialkosten und speziell Energiepreise?
Homann: Unser Geschäftsmodell ist so aufgebaut, dass wir Kostensteigerungen an unsere Kunden weitergeben können, zumal Produkte, wie wir sie anbieten, in der nachgelagerten Wertschöpfungskette unverzichtbar sind. Dennoch sind wir immer bestrebt, unsere Energie- und Rohstoffkosten weiter zu optimieren. Gleichzeitig investieren wir in Energieeffizienz in unseren Werken und die Erhöhung des Recyclingfaseranteils in unseren Produkten. Unser flexibles Kostenmodell und die variable Struktur der Materialeinsätze helfen uns dabei, auch volatile Phasen gut zu bewältigen.

„Seit 2021 berichten wir jährlich strukturiert über unsere Nachhaltigkeitsziele, seit 2024 orientieren wir uns sogar freiwillig an den Anforderungen der CSRD.“

Homann nach Produkten und im Vergleich

BondGuide: Bei den Nachhaltigkeitszielen schlägt sich Homann Holzwerkstoffe recht passabel. Ist das eine reine Pflichtübung oder diskutieren Investoren mit Ihnen tatsächlich auch mal ESG-Ziele?
Homann: ESG ist längst ein Thema im Dialog mit Investoren – nicht nur institutionell und bei den Geschäftsbanken, sondern zunehmend auch auf der Retail-Seite. Wir haben das früh erkannt: Seit 2021 berichten wir jährlich strukturiert über unsere Nachhaltigkeitsziele, seit 2024 orientieren wir uns sogar freiwillig an den Anforderungen der CSRD. Wir verfolgen ambitionierte, aber erreichbare Ziele – etwa beim CO2-Ausstoß, beim Wasserverbrauch oder der Recyclingquote. Für uns ist Nachhaltigkeit nicht Pflicht, sondern Verantwortung. Das geht im Übrigen auch mit unserer Wertorientierung und unserem Selbstverständnis als Familienunternehmen in vierter Generation einher.

BondGuide: Nun haben wir indes ein anderes Zinsniveau als noch 2021 – der Kupon wird etwa um die Hälfte höher als bei der bestehenden Anleihe sein. Wie sehen da Ihre Anleihe-spezifischen Kennzahlen und Ihre Kalkulation aus?
Homann: Richtig, das Zinsumfeld hat sich grundlegend verändert. Während wir 2021 noch mit einem Kupon von 4,5% emittiert haben, bewegen wir uns diesmal im Korridor von 6,5  bis 7,5%. Das ist marktgerecht und entspricht der aktuellen Risikoprämienstruktur. Gleichzeitig sind unsere operativen Kennzahlen stark mit einem bereinigten EBITDA im Jahr 2024 von 56,3 Mio. EUR, einer soliden EBITDA-Marge von über 15% und einer gestiegene Eigenkapitalquote von zuletzt mehr als 33%. Für Investoren bietet die Anleihe ein attraktives Rendite-Risiko-Profil auf Basis eines stabilen Geschäftsmodells.

„Unsere ESG-Positionierung ist deutlich klarer und wir verfügen über einen noch stabileren Track Record bei der Umsetzung komplexer Projekte.“

Fritz Homann

Fritz Homann

BondGuide: Natürlich wird auch wie gewohnt parallel zum Umtausch in die neue Anleihe eingeladen. Im Vergleich zur Emission 2021: Sind die Investitionsargumente die gleichen, einige gar besser oder andere etwa weniger gut als vor vier Jahren?
Homann: Grundsätzlich setzen wir die Strategie von 2021 fort – aber wir sind heute einen Schritt weiter. Die Internationalisierung ist weiter vorangeschritten, neue Werke wurden realisiert, unsere ESG-Positionierung ist deutlich klarer und wir verfügen über einen noch stabileren Track Record bei der Umsetzung komplexer Projekte. Für Bestandsinvestoren ist der Umtausch daher nicht nur eine Fortführung, sondern ein Übergang in die nächste Phase unserer Unternehmensentwicklung – mit verbesserten Rahmenbedingungen. Darüber hinaus sprechen wir mit der Anleihe im Nordic Bond Format erstmalig eine breitere internationale Investorenbasis an – ein Schritt, der ebenfalls analog zu unserer strategischen Weiterentwicklung nur logisch ist.

BondGuide: Herr Homann, dann natürlich auch Ihnen viel Erfolg bei Auflage Nummer IV!

Interview: Falko Bozicevic

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