Homann Holzwerkstoffe: „Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA“

Homann Holzwerkstoffe hat derzeit echten Rückenwind: Holzpreise stiegen auf Rekordwerte. Allerdings muss differenziert werden – BondGuide sprach deshalb anlässlich der frischen Halbjahreszahlen mit Gründerenkel und Geschäftsführer Fritz Homann.

BondGuide: Herr Homann, im Mai hatten Sie die neue Anleihe vom Frühjahr noch einmal etwas aufgestockt, sogar bei über pari zu 102,5%. Haben Sie konkrete Verwendung?
Homann: Wie Sie und Ihre Leser ja bereits wissen, befinden wir uns auf einem erfolgreichen Expansionskurs. Diesen Sommer haben wir mit vorbereitenden Baumaßnahmen an unserem vierten Standort in Litauen begonnen und wollen bereits ab dem zweiten Halbjahr 2022 dort produzieren. Die entsprechende Finanzierung stand bereits auf einem soliden Fundament und mit der Aufstockung haben wir einen zusätzlichen Liquiditätspuffer für weiteres Wachstum und künftige Investitionen geschaffen. So bleiben wir auch handlungsfähig, wenn sich kurzfristige Opportunitäten bieten.

BondGuide: Sie haben gerade vorläufige Halbjahreszahlen veröffentlicht. Ich frage eigentlich nur höflicherweise: Das Geschäft boomt wieder, oder?
Homann: Homann Holzwerkstoffe hat im ersten Halbjahr 2021 eine sehr gute operative Entwicklung gezeigt. Mit Blick auf unsere vorläufigen Zahlen hat sich unser Umsatz nach 117,4 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum auf 156,9 Mio. EUR erhöht und das bereinigte operative EBITDA hat sich mit 32,5 Mio. EUR um rund 60% gesteigert. Mit dieser Entwicklung sind wir – gerade vor dem Hintergrund des monatelangen Lockdowns zu Beginn des Jahres – sehr zufrieden und die Nachfrage nach unseren MDF-/HDF-Platten in den relevanten Zielmärkten ist auch jetzt im zweiten Halbjahr nach wie vor außerordentlich hoch.

BondGuide: Bei unserem letzten Gespräch im Frühjahr haben Sie mir netterweise den Unterschied zwischen Industrie- und Sägewerks-Rundholz erläutert. Bei Letzteren hatte es schon seinerzeit enorme Preissteigerungen gegeben insbesondere das Schnittholz, welches das Produkt der Sägewerke ist. Wir sprachen aber nicht darüber, woran das liegt.


Homann: Bei den Sägewerksprodukten, auch als Schnittholz bezeichnet, profitierten die deutschen Sägewerke von der starken Nachfrage aus den USA und aus Asien, wo im Vergleich zu den Vorjahren doppelt so hohe Preise für die Produkte bezahlt wurden und immer noch bezahlt werden. Der sprunghafte Anstieg der Nachfrage aus den USA liegt einerseits im milliardenschweren Konjunkturpaket begründet, andererseits fiel Kanada aufgrund eines Handelsstreits mit den USA fast vollständig als Holz-Lieferant aus.

BondGuide: Gut zu wissen. Und beim Industrie-Rundholz sind die Preise weiter niedrig? Das dürfte ja auch ausschlaggebend für Ihre Materialkosten sein…
Homann: In den Jahren 2018 bis 2020 haben geringe Niederschlagsmengen und sog. Windwurf in Deutschland zu einem massiven Anstieg von Schadholz geführt. Die außergewöhnliche Trockenheit hat die natürliche Resistenz der Bäume geschwächt – insbesondere der Nadelbäume und hier vor allem die der Fichten, die nun vermehrt Schädlingen wie dem Borkenkäfer ausgesetzt sind. Infolgedessen summierte sich der Schadholzbestand der letzten drei Jahre auf etwa eine zusätzliche Jahresernte. Dieses Überangebot an unverarbeitetem Rundholz resultierte in einem erheblichen Preisverfall, der nur durch einen sehr hohen Exportanteil nach China abgeschwächt werden konnte.

BondGuide: Eine sonderliche Auseinanderentwicklung.
Homann: Während Schnittholz preislich also bereits stark angezogen hatte, war Rundholz bisher noch vergleichsweise günstig. Diese Situation ändert sich derzeit rasant. Aufgrund von fehlenden Holzvorräten und dem durch die Politik eingeschränkten Einschlag von Frischholz steht einer hohen Nachfrage mittlerweile ein geringeres Angebot gegenüber und die Preise steigen auch in diesem Segment. Sollte sich diese Situation nicht beruhigen, werden die Preise und Lieferzeiten in den kommenden Monaten weiter steigen.

BondGuide: Lassen sich Preissteigerungen in der Rohstoffversorgung in Ihrem Metier an Kunden weitergeben oder muss alles nach Augenmaß kalkuliert werden, auch Sie ggf. einen Teil auffangen?
Homann: Die turbulenten Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten, insbesondere für Chemie und Holz sind eine ständige Herausforderung. Hier gilt es sowohl die Beschaffung als auch die rasanten Preissteigerungen zu managen sowie die Plattenverfügbarkeit, die Nachfrage und die Preisstellung unserer Produkte zu balancieren. Wir werden bei Preissteigerungen der Rohstoffe reagieren und auch unsere Produktpreise dementsprechend anpassen. Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der nun mal seinen Preis hat. Die Entwicklung der letzten Monate hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Holzindustrie eine hohe Bedeutung für die Gesamtwirtschaft hat und, dass Preisdifferenzen und Lieferengpässe in diesem Markt auch angrenzende Sektoren beeinflussen. Im Übrigen belegen sowohl die allgemeine Aufmerksamkeit als auch die gestiegene mediale Berichterstattung wie dynamisch und aus vielerlei Hinsicht spannend die vermeintlich altgediente Holzindustrie doch ist.

BondGuide: Wie schaut es bei Homann Holzwerkstoffe mit einem ESG-Report aus? Gerade bei einem Rohstoff wie Holz würde man vermuten, dass Investoren zumindest künftig danach fragen könnten.
Homann: Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren an den Kapitalmärkten enorm an Bedeutung gewonnen. Auch wir arbeiten gerade daran, das Thema intern bei uns noch stärker aufzubauen und im nächsten Jahr eine umfangreiche Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, über deren Ziele und Zielerreichung wir in der Zukunft auch berichten werden. Das Thema Nachhaltigkeit ist für uns allerdings kein neuer Aspekt, sondern Teil unserer DNA. Holz als natürlicher, nachwachsender Rohstoff erfordert einen ausgesprochen verantwortungsvollen Umgang. So legen wir bei der Beschaffung großen Wert auf die Herkunft und konzentrieren uns auf FSC-zertifiziertes Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Darüber hinaus verfügen wir über umweltfreundliche Produktionsprozesse. So nutzen wir beispielsweise unsere innerbetrieblich anfallenden Reststoffe zur Wärmeerzeugung ökologisch und ökonomisch sinnvoll.

Fritz Homann, Homann Holzwerkstoffe

BondGuide: Und schließlich eine generelle Frage zum Klimawandel: Ist der ein Faktor, über den Sie – natürlich mittel- und langfristig gedacht – nachdenken? Hier wäre die Frage, inwieweit er Ihre Rohstoffbeschaffung beeinflussen könnte.
Homann: Holz ist nicht nur für uns, sondern auch für unsere Gesellschaft ein unverzichtbarer Rohstoff. Durch den Klimawandel sehen wir zunehmend Dürren und Waldbrände, die den kostbaren Rohstoff Holz verknappen. In Zukunft wird daher die Verwendung von recyceltem Holz eine immer größere Rolle spielen. Außerdem halten wir aktiv Ausschau nach neuen, umweltfreundlichen Rohstoffen. Wir arbeiten darüber hinaus kontinuierlich an der Optimierung unserer Produktionsprozesse, um unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und unsere Produkte noch nachhaltiger zu fertigen.

BondGuide: Herr Homann, einmal mehr ganz herzlichen Dank, dass Sie sich kurzfristig Zeit genommen haben.

Interview: Falko Bozicevic