EZB sieht sich bei QE im Soll

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Auch wenn es immer wieder danach aussieht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Probleme haben würde, genügend Verkäufer zu finden, hat sie das selbstgesteckte Ziel bei ihrem Aufkaufprogramm für Anleihen (Quantitative Easing – QE) offenbar erreicht.

So beträgt eigenen Angaben zufolge der Buchwert der seit 9. März erworbenen Staatsanleihen per Ultimo vergangenen Monats 47,36 Mrd. EUR. Damit ist zusammen mit dem Erwerb von Kreditverbriefungen (ABS) und besicherten Bankanleihen (Covered Bonds) das monatliche Ziel von 60 Mrd. EUR erreicht worden. Per 3. April belaufen sich die Käufe öffentlicher Anleihen laut EZB auf 52,52 Mrd. EUR.

Demnach hat die EZB besonders deutsche Anleihen (11,06 Mrd. EUR), gefolgt von französischen (8,75 Mrd. EUR), italienischen (7,60 Mrd. EUR) und spanischen (5,44 Mrd. EUR) Papieren erworben. Die durchschnittliche Laufzeit der gekauften Titel liegt bei 8,6 Jahren.

Indessen ergab sich aus der Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten EZB-Sitzung, dass eine weitere Reduzierung des Einlagensatzes von derzeit minus 0,2% auf Widerstand stößt. Es wurde demnach bekräftigt, dass der EZB-Rat den aktuellen Zinssatz als „effektive Untergrenze“ ansieht. Offenbar ist damit für viele Ratsmitglieder das untere Ende der Fahnenstange erreicht. Wie weiter aus dem Protokoll hervorgeht, plant die EZB, die Palette der aufkaufbaren Anleihen auf zusätzliche Papiere staatlicher Förderbanken zu erweitern.

Mit den aufgekauften Titeln hat die EZB seit vergangener Woche eine neue Einnahmequelle entdeckt. So ist sie zusammen mit den nationalen Notenbanken bereit, die erworbenen Titel bei Bedarf zu verleihen, um die Liquidität am Anleihe- und Repomarkt zu erhöhen. Wie zu hören ist, herrscht eine große Nachfrage nach Wertpapierleihe.

Ob die Meinung von EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch, der ein vorzeitiges Ende des breit angelegten Kaufprogramms von Anleihen durch die Notenbank nicht ausschließen will, auf die Zustimmung von EZB-Chef Mario Draghi stoßen wird, darf indessen freilich bezweifelt werden. Sollte sich die Wirtschaft der Eurozone stärker erholen und die Inflation schneller wieder anziehen als gedacht, müsse der Kauf von Staatsanleihen überdacht werden, hatte Mersch der „Börsen-Zeitung“ gesagt. „Wenn wir (…) sehen, dass wir überziehen, dann wäre es natürlich angebracht sich zu fragen, ob wir unseren Plan anpassen müssen“, so Mersch weiter, der hier wohl eher eine Minderheitenmeinung vertritt.

Denn aus dem jüngsten Protokoll des EZB-Rats geht zusätzlich hervor, dass man sich auch durch gute Konjunkturdaten nicht von einer vollständigen Umsetzung des Programms abbringen lassen will. Die EZB ist offenbar entschlossen, ihren über eine Billion Euro schweren Aufkaufplan durchzuziehen.

Im Zeichen von Volkswagen und Unibail-Rodamco
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In Zeiten niedriger Zinsen werden nicht nur die üblichen Wege der Mittelbeschaffung beschritten, sondern wie im Falle des französischen Immobilien- und Investmentunternehmens Unibail-Rodamco, das diese Zinsphase nutzt, um seine jährlichen Zinsbelastungen merklich zu reduzieren. Aus diesem Grunde wurde den Besitzern von diversen Altemissionen ein Rückkaufangebot in Aussicht gestellt. Die Gesellschaft erwägt den Rückkauf eigener Emissionen bis zu einem Betrag von 1,5 Mrd. EUR zu teils vorher festgelegten Konditionen oder auf Grundlage von interpolierten Referenz-Zinssätzen zu berechnenden Preisen. Gleichzeitig wurden zwei neue Anleihen mit Laufzeiten von 10 und 15 Jahren im Volumen von jeweils 500 Mio. EUR emittiert. Beide Anleihen waren um das 5-fache überzeichnet.

Die erste Tranche (ISIN XS1218319702) wurde mit einem jährlichen Kupon von 1% ausgestattet und ist am 14.03.2025 endfällig. Die Anleihe wurde mit 99.672% gepreist, was einem Emissionsspread von +50 bps über Mid Swap entsprach. Die zweite Tranche (XS1218363270) mit Fälligkeit 15.04.2030 wurde bei 98.663% begeben. Bei einem jährlichen Kupon von 1,375% entsprach dies einem Emissionsspread von +75 bps über Mid Swap.

VW_Group_3Auf besonderes Interesse stießen sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern die beiden Anleihen von Volkswagen, die über ihr Tochterunternehmen am Kapitalmarkt aktiv wurde. Die erste Tranche (XS1216646825) wurde mit einem Emissionsvolumen von 500 Mio. EUR als Floater (3-Monat-Euribor + 25 bps) begeben. Die zweite Tranche im Volumen von 750 Mio. EUR und einer Fälligkeit am 14.10.2021 ist mit einem jährlichen Kupon von 0,75% ausgestattet. Gepreist wurde die Anleihe (XS1216647716) bei 99,938%, was einem Emissionsspread von +40 bps über Mid Swap entsprach. Beide Anleihen wurden mit einer kleinsten handelbaren Stückelung von nominal 1.000 EUR aufgelegt.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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