Drastisches Angebotsdefizit am Silbermarkt

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Wir sehen mehrere Faktoren, die den Silbermarkt nach oben treiben könnten. Von Ned Naylor-Leyland, Head of Strategy Gold und Silber bei Jupiter Asset Management

Der Silbermarkt scheint auf eine neue Phase eines anhaltenden Angebotsdefizits zuzusteuern. Im vergangenen Jahr wurde das höchste Defizit aller Zeiten gemessen, als die Nachfrage das Angebot um 237 Mio. Feinunzen überstieg.

Haupttreiber dieses Nachfrageüberhangs waren ein 5%iger Anstieg der industriellen Nachfrage, eine um 29% höhere Nachfrage des Schmucksektors – vor allem in Indien – und 22% höhere Investitionen in physisches Silber (Barren und Münzen)[1]. Mit knapp 800 Mio. Feinunzen blieb die Silberminenproduktion lediglich stabil.

Hoher Einfluss von Kapitalbewegungen

Sehr deutlich wurde dies durch den von Online-Plattformen verursachten ‚Silver-Squeeze‘ im Jahr 2021, der dazu führte, dass beliebte börsengehandelte Produkte innerhalb von drei Tagen mehr als 100 Mio. Feinunzen ankauften, wodurch der Silber-Spotpreis um 15% auf 30 USD je Feinunze anstieg. Die bislang zeitlich begrenzten, aber hohen Zuflüsse institutioneller Anlagegelder in Silber verdeutlichen den Einfluss, den bedeutende Kapitalbewegungen auf einen relativ kleinen Markt haben.

Wie bei Gold gibt es oberirdische Silberbestände, die ein strukturelles Angebotsdefizit eine Zeit lang kompensieren können. Tatsächlich ist das hohe Stock-to-Flow-Verhältnis – das Verhältnis des existierenden Angebots zur Neufördermenge – von Gold und Silber ein wesentlicher Grund dafür, dass beide Edelmetalle in der historischen Betrachtung ideale Voraussetzungen für die Verwendung als Zahlungsmittel mitbrachten. Mit dem zunehmenden Einfluss der Dynamik an den Rohstoffmärkten auf den Spotpreis und dem Rückgang der Silberbestände halten wir ein künftiges Angebotsdefizit jedoch für zunehmend wahrscheinlich. Nach Angaben der London Bullion Market Association (LBMA) sind die Silberbestände in den Londoner Tresoren auf den tiefsten Stand seit 2016 gefallen.[2]

Silber wird häufig fälschlicherweise als reines Industriemetall dargestellt, obwohl es mit einer Korrelation von 80% zu Gold gehandelt wird. Das ist eine viel höhere Korrelation als für andere Basismetalle. Die enge historische Verbindung zwischen Silber und Gold zeigt, dass Silber in erster Linie ein Währungsmetall ist (in vielen Sprachen bedeutet Silber ‚Geld‘). Es ist aber auch ein wichtiger Rohstoff für immer mehr industrielle Anwendungen. Die industrielle Silbernachfrage zum Beispiel für Elektrofahrzeuge, 5G-Technologie und Photovoltaikanlagen steigt stetig um 5% pro Jahr und das Edelmetall ist für die Energiewende unerlässlich.

Das Silver Institute prognostiziert ein erneut großes Angebotsdefizit von 142 Mio. Feinunzen Silber in diesem Jahr – das wäre das zweitgrößte Defizit der letzten mehr als 20 Jahre.

Fazit

Ned Naylor-Leyland

Was bedeutet dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage für Anleger? Wir sehen mehrere Faktoren, die den Silberpreis nach oben treiben könnten, darunter die Nachfrage von professionellen und privaten Anlegern, Investitionen in eine grünere Wirtschaft und das anhaltend begrenzte Angebot.

[1] WORLD SILVER SURVEYS | (www.silverinstitute.org)
[2] London Vault Data | LBMA

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