Deutschlands Rentendebakel

Mit dem 60 Mrd. EUR tiefen Loch im Bundeshaushalt fällt wohl auch Prestigeprojekt Aktienrente aus: Deutschlands Rentendebakel setzt sich fort. Von Thorsten Schrieber*

Nach dem Karlsruher Richterspruch zum Umgang der Bundesregierung mit dem Klimafonds KTF hat die Bundesregierung ein 60 Mrd. EUR tiefes Loch in ihrem Haushalt. Diesem Loch fällt voraussichtlich auch ein Prestigeprojekt der FDP zum Opfer: die Aktienrente.

Gerade vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Deutschland, aber auch einer wenig ökonomisch verankerten Aktienkultur und dem Buhlen um internationale Fachkräfte entwickelt sich die Entscheidung der Bundesregierung, die Einführung der kapitalgedeckten Aktienrente zu stoppen, zu einem Desaster.

Sicherlich steht die Koalition vor dem Hintergrund der nachvollziehbaren Entscheidungen aus Karlsruhe mit dem Rücken zur Wand, aber dann muss man eher von honorig ins Ausland versprochenen Transferzahlungen absehen, als die Grundfeste der Altersvorsorge in Deutschland zu erodieren.

So sollte es nach Möglichkeit aussehen: In der Realität droht ein neuerliches Rentendebakel

Die zugesagten 10 Mrd. EUR zum Start der Aktienrente, die zuletzt unter ‚Generationenkapital‘ firmierte, war vor dem Hintergrund der Gesamtausgaben der Rentenversicherung von rund 360 Mrd. EUR ohnehin nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Mal abgesehen davon, dass die grundsätzlichen Ideen zur deutschen Aktienrente unter staatlicher Kontrolle z.B. über den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung sowieso in die falsche Richtung gehen, muss man sich in Deutschland die Frage stellen, warum man erfolgreiche Systeme, wie sie zum Beispiel mit ‚401k‘ in den USA bestehen, nicht einfach kopiert.

Dadurch kann auch verhindert werden, dass gewisse Mittel unter staatlicher Kontrolle möglicherweise umallokiert werden, um andere Löcher im Haushalt zu stopfen. Nur stellt sich die Frage, wie mit der Tatsache umzugehen ist, falls die Aktienrente scheitert? Wir haben in Deutschland fünf unterschiedliche Durchführungswege im Betriebsrentengesetz. Hier könnte man unmittelbar ansetzen, da z.B. der Flexibilität des Arbeitsmarktes kaum Rechnung getragen wird.

Mit Riester und Rürup bestehen bereits Modelle, die millionenfach eingesetzt werden, aber auch dringend modernisiert werden müssen, z.B. in Bezug auf die Flexibilität der Kapitalauszahlung. Viele Anbieter, wie zum Beispiel die DWS mit der DWS BasisRente Komfort (Rürup), bieten im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten ein flexibles fondsbasiertes Instrument an. Dort kann auch z.B. der DWS Concept DJE Globale Aktien eingesetzt werden, der seit seiner Auflage im Jahr 1995 eine überzeugende jährliche Wertentwicklung im hohen einstelligen Bereich erwirtschaften konnte und somit über die Wertentwicklung vorgenannte regulatorische Schwächen der Rürup-Rente bei weitem überkompensieren konnte.

Thorsten Schrieber zur Aktienrente und dem deutschen Rentendebakel anno 2023

Thorsten Schrieber

Wir benötigen zeitnah ein System, das folgendes berücksichtigt:

·       steuerliche Begünstigung
·       steuerfreies Wachstum
·       Arbeitgeberbeiträge
·       breite Auswahl von Anlagemöglichkeiten
·       Flexibilität bei Arbeitgeberwechsel & Auszahlung im Ruhestand
·       Kapitalgarantien sind überflüssig
·       Lebenszyklusmodell mit entsprechend angepasster Risikokomponente

*) Thorsten Schrieber ist Vorstand der DJE Kapital AG

—————————-

! NEU ! Die zweite BondGuide Jahresausgabe 2023 ist erschienen: „Digitalisierung, Krypto, künstliche Intelligenz 2023“ kann wie gewohnt kostenlos als e-Magazin oder pdf heruntergeladen werden.

Ausgabe 3/2023 Biotechnologie 2023 der Plattform Life Sciences ist erschienen. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !