Nützt Expertenwissen an den Börsen etwas? CNBC-Star Jim Cramer wurde welches nachgesagt, seine Show läuft seit Jahrzehnten. Heute ist er der fleischgewordene Kontra-Indikator.
Benehmen tut sich Cramer in seinen Sendungen gemeinhin wie ein Clown, offenbar eine Voraussetzung, um zu polarisieren. Ein bisschen wie Trump eben. Die Frage, die ich mir seit zwei Jahrzehnten stelle, ist, ob Cramer selbst den ganzen Output glaubt, den er ständig von sich geben muss, da das von ihm erwartet wird.
Besser fuhr, wer gegen Cramers vermeintliches Expertenwissen setzte – also das Gegenteil dessen tat, was der Show-Liebling empfahl. Die Liste seiner größten Patzer summiert sich und wird selbst jüngst noch länger und länger.
Vor dem Jahreswechsel äußerte sich Cramer positiv zu Binance. Was mit der Kryptobörse 2023 geschah, ist bekannt. Binance-Chef Zhao soll Cramer getwittert haben: ‚Bitte lass Binance in Ruhe‘. Zhao war der Anti-Midas-Effekt also ebenfalls schon geläufig. Bei Kryptobörse FTX griff Cramer ebenfalls in… eine Schmutzlache. Sam Bankman-Fried flog wenig später als Betrüger auf, nachdem ihn Cramer durch einen Vergleich mit JP Morgan geadelt hatte.
Cramer empfahl die Silicon Valley Bank. Wenig später brach sie zusammen. Kurz vor der Finanzkrise 2008 empfahl Cramer Bear Stearns und Lehman Brothers. Auch die brachen bekanntlich zusammen und lösten überhaupt erst die Finanzkrise zu einem erheblichen Teil mit aus.
So geht es weiter und weiter. Schon 2007 untersuchte das Fachmagazin Barron’s vorsichtshalber, wie sich Cramer schlug. Folgte man seinen Empfehlungen, stand ein Plus von 12% zu Buche. Im gleichen Zeitraum schaffte der Dow 22%.
2023 endlich eine echte Innovation: der Inverse Cramer Tracker. Ein Fonds-ETF, der stets gegen Cramers Ratschläge investiert. Seine Erfolgsbilanz muss jetzt seiner historischen Prüfung standhalten.
In Deutschland gibt es auch einige Namen, die sich als vermeintliche Experten eine Follower-Gemeinde geschaffen haben. Zu den bekanntesten gehört einer, der früher auf dem Frankfurter Börsenparkett als Börsenmakler auf vielen Fotos zu sehen war und daher auch in viele Kameras plaudern durfte. Das verschaffte ihm einen Spitznamen, den er anschließend mit Auftritten, ‚Fachbüchern‘ und dergleichen leidlich zu monetarisieren wusste. Seine Trefferquote sollte auch mal verifiziert werden.
Falko Bozicevic
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