Bond Market Report am 27. Juni: Brexit, Wahlausgang Spanien, EZB-Jahrestagung, Draghi, Yellen

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Nach dem Wochenende dürfte der unerwartete Ausgang des Referendums in UK weiter verarbeitet werden. Neben weiteren Berichten und Kommentaren über mögliche Folgen des Brexit wird es in den kommenden Tagen und Wochen vor allem darum gehen, einen Zeit- und Fahrplan für die Austrittsverhandlungen zu entwickeln. Unabhängig davon bleiben die Briten vorerst weiterhin Mitglied der EU und das bis zwei Jahre nach Aufnahme der Verhandlungen. Neben dem Referendum dürfte außerdem der Wahlausgang in Spanien heute im Fokus der Marktakteure liegen. Das Ergebnis ähnelt demjenigen von vor etwa sechs Monaten: Erneut gibt es keine klaren Mehrheiten, so dass eine Regierungsbildung nicht leichter werden wird. Heute treffen ferner die europäischen Notenbanker zur EZB-Jahrestagung in Portugal zusammen. Am Treffen wird auch Fed-Chefin Janet Yellen teilnehmen.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit         Land        Indikator                                                                Periode       Schätzung         Letzter
10:00       EC           M3-Geldmenge (J/J / 3-M-Durchschnitt, in %)       Mai            4,8 / k.A.        4,6 / 4,9

                IT             2032 Linker
                MA          3/6 M Schätze
                GE           12 M Schätze
                FR           3/6/12 M Schätze
                US           Fed-Redner: Yellen
                EC           EZB-Redner: Draghi
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research

Themen des Tages
• Wann stellt UK den Antrag zum Austritt aus der EU?

• Wahl in Spanien brachte erwarteten Ausgang: erneut keine klaren Mehrheiten

Marktkommentar
Nach einem Handelstag mit starken Kursschwankungen und einem Wochenende, um den Ausgang des Referendums in UK wirken zu lassen, geht es nun in die erste ganze Handelswoche nach der wegweisenden Entscheidung in UK.

Renten1Es wurde sehr deutlich, dass die Entscheidung die Briten viel stärker spaltet, als man es hätte annehmen können. Darunter wird das Land noch viele Jahre leiden. Nun geht es vor allem darum, einen Fahrplan zu entwickeln, wie die Austrittsverhandlungen nach Artikel 50 des EU-Vertrages verlaufen sollen. Dass sich die britische Regierung bzw. das Parlament gegen das Ergebnis des Referendums stellen wird, ist nämlich sehr unwahrscheinlich.

Auf der Insel und der EU wird man sich vielmehr überlegen müssen, wie man mit den schottischen und nordirischen Bestrebungen umgehen will, Bestandteil der EU zu bleiben. Zugleich ist ein Zeitplan für die Austrittsverhandlungen zu entwickeln.

Unabhängig davon, ob die Verhandlungen darüber bereits am Dienstag beginnen, wie es die EU-Kommission / das Europäische Parlament fordern oder ob gewartet wird, bis eine neue britische Regierung im Oktober im Amt ist, bleibt UK noch Mitglied der EU und das bis zwei Jahre nach Aufnahme der Verhandlungen.

Die Unternehmen, Institutionen und Kapitalmarktakteure haben also einen langen Zeitraum, um sich ihrerseits auf das Ende UKs in der EU einzustellen. In so einem langen Zeitraum sollte man durchaus in der Lage sein, die Geschäftsbeziehungen neu zu ordnen, und zwar unabhängig davon, wie der künftige Status UKs in Bezug zur EU aussehen wird.

Man wird den Britin „die Tür vor der Nase“ nicht völlig zuschlagen können. Dazu ist die Insel einfach zu bedeutend für ganz Europa.

Zugleich muss der Preis, den UK für den Austritt zahlen muss, sehr hoch sein, damit sich potenzielle Nachahmer genau überlegen müssen, ob sie diesen Preis bereit sind zu zahlen.

Die Verhandlungen werden also eine Gradwanderung werden. Ob mit dem Ergebnis des Referendums ein Ruck durch den Rest der EU geht, um die dringend notwendige Restrukturierung der Institution EU zu beginnen, ist aus heutiger Sicht leider nicht zu erwarten.

Gerade das Euroland stand bekanntlich mehrfach am Abgrund. Heraus kamen immer nur Kompromisse, mit denen sich Zeit gekauft wurde, Probleme nachhaltig zu lösen. Und die Zeit verstreicht ungenützt.

Neben dem Referendum dürfte der Wahlausgang in Spanien heute eine Rolle spielen. Das Ergebnis ähnelt demjenigen von vor etwa sechs Monaten. Es gibt keine klaren Mehrheiten, so dass es eine Koalitionsregierung geben muss.

Renten2Das wird vermutlich jedoch nur dann funktionieren, wenn die aktuellen politischen Köpfe abtreten, die bislang nicht in der Lage waren, eine Koalition zu bilden.

Der Wahlausgang könnte ebenso wie das Referendum weitere negative Auswirkungen auf die Kurse von Anleihen aus der Peripherie haben.

Das könnten die Notenbanker, die sich heute zur EZB-Jahrestagung in Portugal treffen, unter Teilnahme von Janet Yellen, sicher abmildern, in dem sie erneut ihre Handlungsbereitschaft signalisieren. Die Anhebung der Fed Funds Zielzone durch die Fed ist mit Blick auf den USD sicher erst einmal vom Tisch.

Konjunkturdaten spielen heute keine Rolle. Immerhin viel der Ifo am Freitag ganz erfreulich aus.

Dagegen enttäuschten die US-Daten. Die Auftragseingänge fielen schwach aus, und das Konsumentenvertrauen der Uni Michigan ging unerwartet deutlich zurück.

Renten3Der Bund Future dürfte in die Woche mit Kursgewinnen starten. Die weitere Entwicklung nach dem Referendum in UK sowie die Aussagen der spanischen Politiker nach der Wahl dürften die entscheidenden Impulse geben. Zugleich wird auf die Aussagen der Notenbanker zu achten sein.

Der Bund Future sollte sich zwischen 165,25 und 168 bewegen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,40 und 1,65% schwanken.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben