Bei Wandelanleihen treffen vorteilhafte Bewertungen auf hohe Renditen

2024 könnte das Jahr der Wandelanleihe werden. Dieser Ansicht ist Emmanuel Naar, Portfoliomanager/Analyst im Team für globale Wandelanleihen bei Lazard Asset Management.

Es sind gleich mehrere Faktoren, die für eine künftig gute Performance der Assetklasse sprechen. Faktor Nummer eins: gute Aussichten auf der Aktienseite. Ein Großteil der Emittenten von Wandelanleihen sind US-amerikanische Small- und Mid-Caps, wobei der Schwerpunkt im Growth-Bereich liegt. Deren Entwicklung hat zuletzt nicht mit der Outperformance der großen US-Techwerte mithalten können. Vergleicht man den Russell 2000 Growth Index, der ein guter Indikator für die Performance der Wandelanleihen-Emittenten ist, mit dem S&P 500 Index, zeigt sich eine deutlich unterdurchschnittliche Performance von Small- und Mid-Cap-Growth-Titeln in den letzten drei Jahren.

Der S&P 500 Index profitierte vor allem von der signifikanten Outperformance der ‚Magnificent Seven‘: Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft. Im Gegensatz dazu sind die typischen Emittenten von Wandelanleihen aktuell noch weit davon entfernt, ihre Allzeithochs zu erreichen. Damit bieten Small- und Mid-Caps großes Aufholpotential.

Wandelanleihen bieten Rendite und bald ggf. auch wieder Performance

Foto: © macrovector – freepik.com

Zumal US-Small- und -Mid-Caps in den letzten drei Jahren ihre Gewinne stetig haben steigern können. Kleine und mittlere US-Unternehmen sind derzeit im Vergleich zu den Large-Caps sowie in Anbetracht des beträchtlichen Gewinnwachstums günstig bewertet

Neu: Rückkehr der Renditen

Faktor Nummer zwei:  attraktive Renditen auf der Anleiheseite. Jahrelang sind die Hauptargumente für Wandelanleihen gewesen, dass sie aufgrund ihrer hybriden Struktur Anlegern ermöglichen würden, an steigenden Aktienmärkten teilzuhaben, bei gleichzeitigem Schutz bei fallenden Märkten, und dass sie Anlegern Exposure gegenüber dynamischen und innovativen Unternehmen böten. Die Rendite ist hingegen kein entscheidender Faktor für die Performance der Assetklasse gewesen. Dafür ist sie zu niedrig gewesen. 

Das hat sich geändert: Die Renditen sind zurückgekehrt. Das gilt insbesondere für das Technologiesegment der Wandelanleihen. Hier sehen wir, dass über 36% der Anleihen im IT-Sektor eine Rendite zwischen 5 und 10% bis zur Fälligkeit bieten und weitere 4% eine Rendite von mehr als 10%. Zusammengenommen bedeutet dies, dass mehr als 40% der Wandelanleihen im IT-Sektor eine Rendite von mehr als 5% bieten. Dieser starke Carry ermöglicht es uns, auch in Märkten ohne klare Richtung Performance zu erzielen.

Zwar haben die Renditen auch bei anderen Renteninvestments angezogen, jedoch nicht im gleichen Umfang. Vergleicht man US-Wandelanleihen, die nicht mit Investment-Grade eingestuft sind, mit herkömmlichen US-Unternehmensanleihen, so stellt man einen erheblichen Creditspread-Aufschlag fest. US-Wandelanleihen weisen um 313 Basispunkte höhere Creditspreads als BB-geratetete US-Unternehmensanleihen auf. 

Geringere Risiken trotz hoher Creditspreads

Faktor Nummer drei: geringes Ausfallrisiko. Ein solcher Aufschlag deutet normalerweise auf ein erhöhtes Ausfallrisiko hin. Im Gegensatz dazu sind Wandelanleihen in der Vergangenheit jedoch viel seltener ausgefallen als Hochzinsanleihen, das Risiko ist um 44% geringer. Insbesondere in Rezessionszeiten wie 2001, 2009 oder 2020 lagen die Ausfälle bei Wandelanleihen bei höchsten 5% und damit deutlich niedriger ist als im High-Yield-Bereich. Dort können die Ausfälle auf über 10% ansteigen. […]

Emmanuel Naar

Wandel der Performancetreiber

Die letzten beiden Jahre sind schwierig gewesen: Im Jahr 2022 sind alle Performancetreiber der Assetklasse nicht zur Geltung gekommen, 2023 ist immerhin die Rendite zurückgekehrt. Da der Markt für Wandelanleihen jedoch nicht in den sieben großen Tech-Unternehmen engagiert war, die die Aktienmärkte im Jahr 2023 angetrieben haben, ist der Beitrag der Aktienseite zur Performance der Assetklasse begrenzt gewesen. Mit Blick auf das Jahr 2024 gehen wir jedoch davon aus, dass der geldpolitische Schwenk der US-Notenbank ein gutes Umfeld für die Performance von Aktien kleiner und mittlerer US-Unternehmen schaffen wird. Wandelanleihen werden davon profitieren, wenn die ihnen zugrunde liegenden Aktien im Wert steigen. Dieses Potenzial auf der Aktienseite in Verbindung mit der beträchtlichen Rendite auf der Anleiheseite dürfte kurz- bis mittelfristig zu einer überdurchschnittlichen Performance von Wandelanleihen führen.

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