Anleihen heute im Fokus: Air Berlin, SAG, MT-Energie, 3W Power/AEG PS

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Dass zu Wochenbeginn vorgestellte Rekapitalisierungsprogramm von Air Berlin hallt noch nach und auch die insolvente S.A.G. Solarstrom wartete zuletzt beinahe täglich mit neuen News auf. Zwischendrin vermeldete MT-Energie eine relativ erfolgreiche zweite Runde in den Verhandlungen mit den Anleihegläubigern und 3W Power präsentiert seinen 2013er-Jahresabschluss. Ganz frisch heute Morgen: Der Geschäftsbericht 2013 der Rickmers-Gruppe und News der Deutschen Rohstoff AG.

Die Wertpapiere der angeschlagenen Air Berlin stehen auch zur Wochenmitte im Fokus der Marktteilnehmer. Hintergrund: Nachdem Air Berlin 2013 operativ erneut eine Bruchlandung erlitt, will sich Deutschlands zweitgrößte Airline bis Jahresende mit mindestens 450 Mio. EUR refinanzieren. Kern der Rekapitalisierung ist die Ausgabe neuer Schuldverschreibungen sowie die Ablösung der teuren 2014 und 2015 fälligen Bonds durch neue günstigere und bis 2019 laufende Anleihen. Für zusätzlichen finanziellen Spielraum stärkt der arabische Großaktionär Etihad mittels nachrangiger, unbefristeter Wandelanleihe das Eigenkapital von Air Berlin um 300 Mio. EUR – damit scheint das zuletzt vermutete Delisting-Szenario von Air Berlin vorerst vom Tisch. Allerdings scheint der Carrier bei einem Ende Dezember 2013 ausgewiesenen negativen Eigenkapital von gut -182 Mio. EUR und einem Schuldenberg, der mittlerweile auf knapp 800 Mio. EUR angewachsen ist, nach den neuen Refinanzierungsmaßnahmen strukturell überschuldet. Wie lange die chronisch defizitäre Gesellschaft danach scheinbar noch aus eigener Kraft abheben kann, bleibt abzuwarten. Zu den letzten News …

Mit Kursgewinnen im unteren zweistelligen Prozentbereich stellten die beiden Bonds der insolventen S.A.G. Solarstrom AG am Dienstag zum zweiten Mal in Folge die Tagesgewinner im Entry Standard für Anleihen. Zuvor gab das Solarunternehmen bekannt, mit den ausstehenden S.A.G.-Aktien aus Vereinfachungs- und Kostengründen vom Prime in den General Standard wechseln zu wollen. Ein entsprechender Antrag auf Widerruf werde bei der Deutschen Börse AG gestellt. Danach werde die Zulassung in der Regel nach Ablauf einer Frist von drei Monaten widerrufen. Unterdessen hat sich die BBV Beteiligung, Beratung und Verwaltung GmbH, deren Alleingesellschafter S.A.G.-CEO Dr. Karl Kuhlmann ist, wie vorab angekündigt vollständig von ihren S.A.G.-Anteilen getrennt (zu den letzten BondGuide-Beiträgen).

Erleichterung bei der MT-Energie GmbH: Auf der zweiten und finalen Anleihengläubigerversammlung am Firmensitz im niedersächsischen Zeven konnte sich der Biogasspezialist mit seinen Gläubigern auf wesentliche Eckpunkte für die Sicherstellung der Unternehmensfinanzierung einigen. Bei einer Anwesenheit von 30% des ausstehenden Anleihekapitals wählte das Gläubigergremium One Square Advisory Services mit 85% zum gemeinsamen Vertreter. Der Anleihevertreter wurde danach allein ermächtigt, auf das in den Anleihebedingungen vorhandene Sonderkündigungsrecht bei Verletzung der Mindesteigenkapitalquote sowie einem Kontrollwechsel zu verzichten. Im Anschluss an das Treffen seien zwischen MT-Energie und One Square Advisory die Bedingungen für den Verzicht auf Sonderkündigung bei Verletzung der Mindesteigenkapitalquote ausgehandelt worden. Für einen Verzicht auf den Kontrollwechsel-Covenant bestehe zumindest derzeit kein Handlungsbedarf. Die im Düsseldorfer mittelstandsmarkt umlaufende 8,25%-MT-Schuldverschreibung (2012/17) über aktuell 13,6 Mio. EUR war gestern gesucht: +12% auf 52% (zu den Beiträgen).

Den Konzernabschluss 2013 legte gestern Abend die 3W Power S.A./AEG PS vor: Danach schloss der Energiekonzern das Geschäftsjahr mit Aufträgen in einer Größenordnung von über 238 Mio. EUR (-38% ggü. Vj.), Umsatzerlösen von 271 Mio. EUR (-29% ggü. 2012) und einem negativen bereinigten Konzern-EBITDA von -10,2 Mio. EUR ab. Der Konzern verfügte am Jahresende über knapp 32 Mio. EUR an Zahlungsmitteln und -äquivalenten. Im Zuge der laufenden finanziellen Restrukturierung soll die kurzfristige Liquiditätslage der Gesellschaft weiter verbessert werden. Die operative Restrukturierung soll das Geschäft vereinfachen und Risiken minimieren, indem unrentable Vermögenswerte, die nicht zum Kerngeschäft gehören, verkauft oder geschlossen werden, der Personalstand zur Anpassung an das bestehende Umsatzvolumen reduziert wird und die Managementstrukturen vereinfacht werden – der Desinvestitionsprozess von Randaktivitäten und unprofitabler Tochtergesellschaften werde fortgesetzt, die Gesamtmitarbeiterzahl soll von über 1.521 auf etwa 900 bis Jahresende sinken.

3W/AEG PS erwartet, dass sich der finanzielle Ausblick des Konzerns nach Umsetzung der finanziellen und operativen Restrukturierung verbessert und rechnet mit Konzernerlösen von ca. 220 Mio. EUR in 2014, 224 Mio. EUR (2015) und über 240 Mio. EUR (2016). Das EBITDA (nach außerordentlichen Aufwendungen) soll von antizipierten negativen 24 Mio. EUR in diesem Jahr auf positive 17 Mio. EUR 2015 und mehr als 20 Mio. EUR in den darauffolgenden Jahren steigen. Zum Ende des Jahres 2014 erwartet die Gesellschaft einen Liquiditätsbestand von etwa 20 Mio. EUR.

Am 5. Mai findet die zweite Anleihegläubigerversammlung in Frankfurt/Main statt. Auf dem finalen Gläubigertreffen sind die Inhaber der 9,25%-Schuldverschreibung über 100 Mio. EUR aufgerufen, über die weiteren Restrukturierungspläne abzustimmen. Die erste Veranstaltung am 9. April war wegen der verfehlten Mindestpräsenzquote des ausstehenden Anleihekapitals gescheitert. Das 3W-Management zeigte sich zuletzt aber zuversichtlich, das Mindestquorum zu erreichen – institutionelle Anleihegläubiger würden das Restrukturierungskonzept bereits unterstützen, nur die große Mehrheit der privaten Gläubiger müsse demnach noch zustimmen. Zum Rückblick …

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