Anleihen: Die Luft wird immer dünner …

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Bei vielen Anleihen hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Besonders stark betroffen hiervon sind Privatanleger.

Schon seit geraumer Zeit wird es für Zinsjäger immer schwerer, bei angemessenem Risiko auskömmliche Erträge zu erzielen: Fünfjährige Bundesanleihen bringen es gerade einmal auf Renditen von 0,4%, und bei Corporate Bonds von BASF, Daimler oder Siemens sind es mit knapp 1,2% bei vergleichbarer Laufzeit ebenfalls bei weitem nicht genug, um zumindest die Inflation auszugleichen. Gleiches gilt inzwischen auch schon fast wieder für spanische und italienische Staatspapiere, die bei Fälligkeit 2019 jährliche Erträge von 2,3 bis 3% abwerfen, wobei hiervon die Abgeltungsteuer natürlich noch abgezogen werden muss.

Selektive Chancen bei Bankennachranganleihen
Postbank AnleiheAuch andere Segmente, wie etwa Nachranganleihen von Banken, haben sich in den vergangenen zwölf Monaten nochmals stark verteuert. Bestanden hier neben attraktiven Kupons von 4 bis 6% vor gut einem Jahr noch hohe Chancen auf satte Kursgewinne (siehe Smart Investor 12/2012, S. 74–75), können Anleger heute höchstens noch auf eine der beiden Komponenten hoffen. Unter Berücksichtigung des allgemeinen Zinsumfelds nicht ganz uninteressant erscheint aufgrund des Beherrschungsvertrags mit der Deutschen Bank beispielsweise die Nachranganleihe der Postbank mit der Wertpapierkennnummer A0DHUM (IK). Bei einem aktuellen Kupon von 6,34% und einem Kurs von 101,65% ist hier bis zum nächsten Call-Termin Ende Dezember (Kündigungsmöglichkeit durch den Emittenten) immerhin eine Rendite von 4,3% drin. Bei der DZ Bank Nachranganleihe mit der WKN 907833, die beim Kurs von 90,10% eine laufende Verzinsung von 3,1% aufweist, sollten potenzielle Käufer schon mit weiteren Kursgewinnen rechnen, um ein entsprechendes Engagement einzugehen.

Attraktive Corporate Bonds gibt es immer …
Bei über einer Million börsennotierter Zinspapiere weltweit ließen sich grundsätzlich jedoch immer einige unterbewertete Anleihen finden, wie Martin Wilhelm, Vermögensverwalter und Fonds manager des ACATIS IfK Value Renten UI (WKN: A0X758), meint. „Relativ günstig erscheinen uns trotz der jüngsten Kurssteigerungen beispielsweise immer noch einige Corporate Bonds aus der zweiten Unternehmensreihe“, so Wilhelm. Dabei könne es sich ruhig um Hybridanleihen handeln, solange die Emittenten über ein solides Geschäftsmodell, stabile Erträge und einen konstant hohen Cashflow verfügen. Hierzu zählt Wilhelm beispielsweise den Glücksspielbetreiber GTECH, dessen Anleihe (WKN: A0GSHC) die größte Position in seinem Fonds ausmacht. „Die ehemalige staatliche italienische Lotteriegesellschaft (Lottomatica) verfügt über ein robustes Geschäftsmodell und hat in den vergangenen Jahren permanent EBITDA-Margen von über 30% erzielt. Hierzu hat auch beigetragen, dass in rezessiven Phasen nicht weniger, sondern tendenziell sogar mehr gespielt wird als in wirtschaftlich guten Zeiten.“ Bei einem aktuellen Kurs von 109% ergibt sich zum ersten Call-Termin im März 2016 eine jährliche Rendite von 4%. Sollte die Kündigung ausbleiben, bietet das Papier anschließend sogar eine Verzinsung von 505 Basispunkten auf den 6-Monats-EURIBOR. Unter Chance-Risiko-Aspekten interessant findet Wilhelm auch die Eurogate-Anleihe mit der WKN A0JQYS.

„Europas größter Hafenlogistiker hat selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 durchgängig Gewinne und robuste Cashflows erwirtschaftet. Bei überschaubarer Laufzeit (28.05.2017) ist hier bei einem Briefkurs von 102,25% dennoch eine Rendite von 6,13% p.a. drin.“ Auch bei den Anleihen von Hapag Lloyd (WKN: A1X3QY) und Kion, dem weltweit zweitgrößten Gabelstaplerhersteller (WKN: A1GP2E), würde die relative Bewertung noch stimmen.

… nicht allerdings für alle Anleger
Insgesamt bieten sich somit sehr wohl noch einige interessante Gelegenheiten. Aufgrund der hohen Stückelung von 50.000 oder sogar 100.000 EUR ist es vielen Privatanleger allerdings nicht möglich, diese auch tatsächlich zu nutzen. Hintergrund ist die Prospektpflicht, die bei börsennotierten Anleihen mit einer Stückelung unterhalb von 50.000 EUR in der Regel die Erstellung eines Wertpapierprospektes erforderlich macht. Ursprünglich zum Schutz der Anleger gedacht, führt dies letztendlich dazu, dass private Investoren von einigen Marktsegmenten immer stärker ausgeschlossen werden. So ist schon einiges Nachbohren erforderlich, bis der Fondsmanager mit Südzucker (WKN: A0E6FU) noch ein nachrangiges Zinspapier mit 1.000 EUR Mindeststückelung nennt. Während die Aktie des Ernährungskonzerns in den letzten zwölf Monaten deutlich unter Druck geraten ist, müssen Anleihegläubiger solange keine Einbußen befürchten, wie es zu Dividendenzahlungen kommt. An diese ist nämlich der Kupon in Höhe von 5,25% gekoppelt. „Das Unternehmen hat jedoch seit 20 Jahren ununterbrochen Ausschüttungen geleistet und diese auch verdient“, wie Wilhelm sagt. „Daran dürfte sich auch in näherer Zukunft nichts ändern. Insofern ist eine jährliche Rendite von knapp 3% bis zum ersten Call-Termin Mitte 2015 durchaus noch vertretbar.“ Wer mehr will, dem bleibt derzeit wohl nichts anderes übrig, als auf entsprechende Fondslösungen zu setzen.

Mittelstandssegment als Notlösung ungeeignet
Aufgrund der beschriebenen Restriktionen in das Segment der Mittelstandsanleihen auszuweichen und dort planlos einige Unternehmensanleihen zusammenzukaufen, ist zumindest keine sinnvolle Lösung. Zwar sind die Papiere bei Kupons von zum Teil über 8% durchweg auch in kleinen Stückelungen zu handeln, die Erfolgsbilanz der Papiere insgesamt war bisher aber eher bescheiden. So sind nach einer aktuellen Untersuchung der DZ Bank von insgesamt 119 seit September 2010 begebenen Mittelstandsbonds bis dato bereits 17 notleidend geworden. Die Ausfallquote liegt damit bei sehr hohen 14%. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bisher nur die wenigsten der Papiere refinanziert werden mussten.

Martin Ahlers

Autor: Dr. Martin Ahlers
Dieser Artikel erschien in Ausgabe 03/2014 des Magazins Smart Investor.

 

 

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