Musterdepot-Update: Wie gewonnen, so zerplatzt

Zwischenmitteilung der Joh. Friedrich Behrens AG und der Behrens-Gruppe zum I. Quartal 2017
Foto @ Joh. Friedrich Behrens AG

Die Behrens-Anleihe wird dem BondGuide Musterdepot nun doch noch einen Jahresverlust bescheren – sehr ärgerlich, speziell aufgrund der Umstände.

Eigentlich war doch schon alles als in fast trockenen Tüchern gemeldet. Tatsächlich ergab sich nach und nach in den letzten Wochen ein Finanzierungsbaustein nach dem anderen: Unterstützung vom Bundesland für Behrens, dem WSF und dem Debt Fonds für den Überbrückungskredit. Als der jedoch dem Vernehmen nach eine Nachbesicherung forderte, brach das Fundament in sich zusammen.

Unter dem Strich bleibt die Frage, ob die Einberufung einer Anleihegläubigerversammlung zur schlichten Verlängerung der Laufzeit von Behrens 2015/20 nicht der minimalinvasivere Weg gewesen wäre. Risiken und Nebenwirkungen dabei sind allerdings stets, dass institutionelle Investoren die Anleihe aufkaufen und teils empörende Forderungen stellen, um ihren Schnitt zu machen – auf Kosten des Emittenten und meist auch auf Kosten aller anderen weniger gesegneten Kleinanleger. Die Ahrensburger entschieden sich dagegen.

Wie geht es weiter? Das operative Geschäft wird bei einer Sanierung in Eigenverwaltung praktisch uneingeschränkt fortgesetzt. Das ist auch naheliegend, denn Grund für den Insolvenzantrag ist schließlich „nur“ die fehlende aktuelle Refinanzierungsmöglichkeit eines Altkredits. Operativ war Behrens trotz Corona schon wieder halbwegs zurück in der Spur.

Die mit der Sanierung Beauftragten werden jetzt erst einmal einige Wochen brauchen, um alles zu sortieren. Anschließend dürfte eine Recovery für Anleihegläubiger folgen, womöglich auch in mehreren Schritten – die Behrens 2015/20 wird bis dahin wie auch schon S.A.G. Solarstrom weiterhin im Musterdepot bleiben. Den Posten „Zinszahlungen“ haben wir bereits überarbeitet.

Ein Ausfall ist einem Anleihedepot regelmäßig kaum auszugleichen, speziell in einem Jahr mit schwächenden Kursen wie 2020. Unweigerlich wird deshalb für 2020 erstmals seit 2016 wieder ein kleines Minus zu Buche schlagen – absolut höchst unerfreulich, aber auch kein Weltuntergang.

Ausblick
Behrens war natürlich die Nachricht der letzten zwei Wochen, von den anderen Emittenten gab es derweil Quartals- und anderweitige Geschäftszahlen, die an dieser Stelle nicht eigens kommentiert werden müssen. Sowohl bei Euroboden als auch bei NZWL lief vergangenen Freitag der letzte Tag der Zeichnungsfrist. Mit einer Vollplatzierung dürfte im aktuellen – nicht schlechten, so aber doch unwägbaren – Umfeld bei niemandem zu rechnen sein.

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