„Wenn Kreditklauseln deutlicher ausformuliert sind, darf der Kupon auch durchaus kleiner sein“

Marius Hoerner

Interview mit Marius Hoerner, Fondsmanager des Artus Mittelstands-Renten HI Fonds.

BondGuide: Herr Hoerner, wie sind Sie denn mit Ihrem Mittelstandsanleihen-Fonds durch die Stromschnellen der letzten Monate gekommen?
Hoerner: Wir sehen uns dabei gut aufgestellt, vor allem im Vergleich zu den Benchmarks – wobei die schwer zu definieren sind. Der breite Markt hat rund 5% nachgegeben 2013. Die stärksten Turbulenzen im November/Dezember haben wir gut aufgefangen und stehen bereits wieder auf Stand vom Oktober.

BondGuide: Ganz ohne Streifschuss kam Ihr Portfolio auch nicht davon – hkw Personalkonzepte hatten auch Sie, oder?
Hoerner: Ja, das stimmt. Allerdings war das eine sehr überschaubare Position. Wenn man es im Kurschart anschaut, kann man den Tag der hkw-Insolvenz nicht mal erkennen.

BondGuide: Was blieb damit unter dem Strich für Fonds-Anleger?
Hoerner: 2,3% Wertentwicklung nach BVI. Die Ausschüttung bleibt unverändert bei 2 EUR pro Anteil, am 1. Februar. Also summa summarum 4,4 bis 4,5% Rendite für 2013.

BondGuide: Wenn jemand auf den Kurschart blickt, sieht man klar den Effekt der Neuausrichtung ab 2012. Können Sie uns den Hintergrund erläutern?
Hoerner: Der Hintergrund war, dass wir die Wertpapiererfahrung auf der einen und die der Krediterfahrung auf der anderen Seite zusammengeführt haben. Dies beides läuft seit 2012 im Artus Mittelstands Renten-HI Fonds zusammen, der sich nunmehr klar fokussiert. Zuvor war der Fonds eine Art Mischfonds für alle möglichen alternativen Investments.

BondGuide: Wie sieht es mit der Risikokontrolle aus?
Hoerner: Grundsätzlich sollen einzelne Positionen nicht mehr als 1,5% betragen. Im Durchschnitt. Das kann in Sondersituationen höher sein, z.B. nach Kursgewinnen. Zu den Top-10 gehören derzeit beispielsweise Rickmers, Deutsche Rohstoff AG, MIFA oder DIC Asset.

BondGuide: Ein Problem könnte sein, dass ein Unternehmen wie MIFA durch die Bank weg bei den bestehenden Fonds beliebt ist. Droht damit nicht sehr gleichgerichtetes Handeln?
Hoerner: Prinzipiell finde ich gut, dass es mehr Fonds gibt. An einer MIFA schaut tatsächlich niemand vorbei derzeit. Solche Schnittmengen wird es ganz sicher immer geben. In den Top-10 ist MIFA in unserer nächsten Aufstellung aber schon nicht mehr drin.

BondGuide: Das heißt, nach Kursgewinnen reduzieren Sie auch ganz pragmatisch.
Hoerner: Unsere Leitlinie ist dabei: Wenn die Jahresrendite bis zur Fälligkeit ungefähr auf Höhe des Kupons liegt, dann darf – oder sollte – man auch mal Gewinne mitnehmen. Das ist bei MIFA bereits der Fall gewesen. Einen kompletten Jahreskupon extra über Kursgewinne? – daran ist noch keiner gestorben.

BondGuide: Haben Sie so etwas wie ein Kernportfolio und spekulativere Positionen? Spekulativ im Sinne von volatileren Positionen.
Hoerner: Spekulative Positionen in dem Sinne sind einfach kleiner gehalten. Aktuelles Beispiel wäre etwa Vedes. Aufgrund des Volumens sehr illiquide und gemessen daran darf die Position nicht zu groß sein, auch wenn wir das Unternehmen sehr spannend finden. Oder auch HanseYachts.

BondGuide: Ihre größte positive Überraschung 2013?
Hoerner: In Bezug auf die Ausgestaltung der Kreditklauseln bin ich mir sicher, dass man bei MIFA sagen konnte: Hier beginnt eine neue Zeitrechnung. Als Unternehmen, das für mich typisch „langweiliger“ Mittelstand ist, würde ich Sanha nennen: ein Produkt, das jeder hat, aber kaum jemand, vielleicht niemand kennt.

BondGuide: Wen haben Sie unterschätzt – gab es so etwas?
Hoerner: Leider ja! Hörmann Finance. Fanden wir gut, aber der Kupon war uns zu niedrig. Und das in der schwierigen Zeit im November. Jetzt steht der Kurs bei 105%. Respekt an das Unternehmen und das Emissionshaus. Das haben wir schlicht unterschätzt.

BondGuide: Bei 105% würden Sie ja ohnehin langsam an Reduzierung denken, oder nicht?
Hoerner: Das stimmt. Bei einem Kupon von 6,25% kommen wir bei Hörmann in einen Bereich, wo wir eine Verkleinerung ins Auge fassen würden.

BondGuide: Kein Grund zur Traurigkeit, angesichts von knapp 60 Emissionen 2013. Wie geht’s weiter Ihrer Ansicht nach?
Hoerner: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch häufiger sagen werden, hier könnte ein neues Zeitalter gerade angebrochen sein. Ob eine Emission mit fehlender Kontrollwechsel-Klausel – MS Deutschland – nochmals so durchkommt, wage ich zu bezweifeln. Wenn Covenants deutlicher ausformuliert sind, darf der Kupon auch durchaus kleiner sein. Vielleicht also eine gute Gelegenheit, um alte Zöpfe abzuschneiden.

BondGuide: Herr Hoerner, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Falko Bozicevic.